IHK-Studie In Krefeld wird kaum investiert

Die Industrie- und Handelskammer hat durch eine Studie belegt, dass sich die positive Entwicklung der Konjunktur in der Region nicht niederschlägt und sieht dafür fünf Hauptgründe.

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Krefeld. Unternehmer in Krefeld sind zurückhaltend bei Investitionen in ihre eigenen Firmen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein in Auftrag gegeben hat. „Das heißt, es boomt hier, aber trotzdem wird nicht ausreichend investiert“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zusammen, was daran die „spannendste Erkenntnis“ für ihn ist.

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Umfragen zur Konjunktur macht die IHK zweimal jährlich. Bei den Telefoninterviews von rund 500 Firmenchefs geht es dabei auch um die Stimmungslage mit Blick in die Zukunft und Bereitschaft zu investieren. Bei der aktuellen Studie aber, bei der die Kammer mit der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zusammengearbeitet hat, ging es nicht um ein Stimmungsbild, sondern darum, ob der Bereitschaft auch Taten gefolgt sind. Dafür hat Creditreform mehr als 104 000 Bilanzen von rund 14 000 Firmen in Krefeld, Mönchengladbach, dem Kreis Viersen und dem Kreis Neuss aus den vergangenen neun Jahren ausgewertet.

In die sogenannten Sachanlagen, also Grundstücke und Gebäude, technische Anlagen und Maschinen wurde dabei laut Studie kaum investiert. Die aktuellen Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren seien ein Indiz dafür, dass die Unternehmen hier zurückhaltender geworden sind.

Das betrifft laut Studie vor allem das verarbeitende Gewerbe. Im gesamten Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein lag der Wert für Sachanlagen nur zwei Prozent über dem Wert von 2005, die Werte für technische Anlagen sogar mit 8,2 Prozent drunter. Und auch bei den Gebäuden geht es in ein Minus von 16,6 Prozent.

Eine Branche sticht jedoch in Krefeld hervor. Die Chemische Industrie steckte 2015 rund 125 Millionen Euro in ihre Firmen. Bei rund 197,9 Millionen Euro Gesamtinvestitionen aller Branchen in Gebäude, Gelände und Maschinen macht dieser Wirtschaftszweig damit 63 Prozent aus.

„Investitionen sind wichtig, weil sie einen Blick in die Zukunft werfen“, führt Jürgen Steinmetz aus, „Investitionen zeigen Vertrauen der Unternehmen in den Standort, tragen zur Wettbewerbsfähigkeit bei und sorgen für Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen.“ Wenn nichts passiere, sei das nicht morgen oder übermorgen ein Problem, sagt Gregor Werkle, IHK-Referent für Wirtschaftspolitik. Aber es werde zu einem. Das Investitions-Niveau aus der Zeit vor der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 ist in der Region Mittlerer Niederrhein nicht wieder erreicht worden, berichtet Werkle. Auf den Zeitraum 2000 bis 2015 gesehen liegt die Gesamtregion damit unter dem NRW-Durchschnitt. Am Mittleren Niederrhein gingen die sogenannten Bruttoanlageninvestitionen der Industrie um 20 Prozent zurück, landesweit lag das Minus bei zehn Prozent.

Die IHK sieht angesichts der Investitionslücke mehrere „Stellschrauben, an denen gedreht werden muss“, so Steinmetz, „27 Prozent der Unternehmen sagen, sie hätten am Standort mehr investiert, wenn die Rahmenbedingungen besser gewesen wären.“

Abgesehen vom anhaltenden Fachkräftemangel gibt es vier Hauptpunkte. Es müsse Geld in die Hand genommen werden in Sachen Infrastruktur, speziell was den Verkehr betrifft.„Dabei geht es der IHK, wie der Geschäftsführer sagt, nicht nur darum, dass neue Straßen gebaut werden müssten, sondern auch marode Strecken ertüchtigt werden. Außerdem müsse es leistungsfähige Internet-Verbindungen auf „wettbewerbsfähigem Niveau“ geben, müssten passgenaue Gewerbeflächen ausgewiesen werden und die Standortkosten niedrig gehalten werden.

Stattdessen würden in den Kommunen am Niederrhein die Steuersätze erhöht, so Steinmetz. Der Niederrhein sei bei den Standortkosten im Vergleich deutlich teurer als viele andere Gegenden im Rheinland und darüber hinaus.