Katastrophe in Japan wirkt sich auf Krefelder Firmen aus
Fünf Wochen nach den Ereignissen in Japan stellt sich die Liefersituation für die Händler unübersichtlich dar. Sie schwanken zwischen Zuversicht, Hoffen und Bangen.
Krefeld. Die schrecklichen Bilder der Folgen von Erdbeben und Tsunami in Japan noch im Gedächtnis, stellt sich die Frage nach den wirtschaftlichen Folgen. Denn in Teilen des Landes kam es zu Produktionsausfällen oder auch Einschränkungen, sowohl durch zerstörte Anlagen als auch durch Stromausfälle. Besonders stark betroffen sind Produkte der Elektronikindustrie und der von ihr abhängigen Branchen.
Für die in Krefeld beheimateten Niederlassungen japanischer Firmen ergeben sich sehr unterschiedliche Folgen, je nachdem, ob die eigenen Produktionsstätten von der Katastrophe betroffen sind oder auch die der Lieferanten.
Eine der größten japanischen Dependancen ist Canon Deutschland im Europark Fichtenhain mit 1200 Beschäftigten, davon rund ein Drittel in der Krefelder Zentrale. „Canon muss wegen der zeitweiligen Stromabschaltung in den japanischen Produktionsstätten und der erschwerten Beschaffung von Rohstoffen, Bauteilen und Hilfsgütern weiterhin Produktionsanpassungen vornehmen“, berichtet Pressesprecherin Britta Giesen. „Wir rechnen in den nächsten Wochen mit Lieferschwierigkeiten bei einzelnen Produktgruppen, auch aufgrund fehlender Zuliefererteile.“
Für welche Produkte dies gelte, könne man noch nicht genau sagen, da man das ganze Ausmaß der Liefersituation noch analysiere. Das Unternehmen stellt unter anderem Camcorder, Kopierer, Drucker, Scanner sowie Spiegelreflex- und Digitalkameras her. Im Ernstfall reagiere man flexibel, indem man den Kunden ähnliche Erzeugnisse anbiete.
Beim Marktführer für Elektronenmikroskope, Hitachi High-Technologies Europe im Europark, hieß es lapidar: „Zu diesem Thema geben wir keine Auskunft.“ Alle anderen Befragten waren jedoch mitteilungsfreudig.
Das Handelsunternehmen Toyoda Mitsui Europe aus Oppum versorgt mit rund 25 Mitarbeitern den gesamten europäischen Markt mit Fräsen, Werkzeug- und Schleifmaschinen sowie Laser-Bohrzentren. „Fast alle Komponenten außer der Steuerung werden in eigenen japanischen Produktionsstätten hergestellt, die nicht von der Katastrophe oder vom Stromausfall betroffen sind“, sagt Melanie Worat. Sie ist für die Auftragsabwicklung zuständig und erwartet bei den Ersatzteilen keine Verzögerungen.
Auch Straßennachbar Nachi Europe an der Bischofstraße zählt mit seinen 35 Beschäftigten zu den glücklichen Firmen ohne Probleme in den japanischen Werken. „Alle unsere Produktionsstätten liegen im Großraum Toyama nordwestlich von Tokio und damit außerhalb des Katastrophengebiets“, erläutert Monika Thau.
Das Unternehmen sei zudem weitgehend unabhängig von Zulieferern, so dass nicht mit Lieferschwierigkeiten zu rechnen sei. Hinzu komme, dass man in Krefeld ein riesiges Distributionscenter mit einem gut gefüllten Lager für den europäischen Markt unterhalte. Nachi stellt Walzläger für Elektrotechnik, Automobil- und Maschinenbau sowie Werkzeuge, Hydraulikpumpen und Roboter her.
Mit Daihatsu und Subaru vertreibt das Autohaus Essers gleich zwei japanische Fahrzeugmarken an der Bökendonk. „Wir spüren bisher keine Lieferverzögerung, können sie aber für die Zukunft nicht ausschließen“, verweisen die beiden Geschäftsführer Andreas und Udo Essers auf die Abhängigkeit von den Herstellerfirmen.
Auf Nachfrage bei Daihatsu Deutschland in Tönisvorst teilt Geschäftsführer Matthias Heinz mit, dass das Produktionswerk in Osaka und damit im Süden Japans liege und somit nicht direkt von einer Störung betroffen sei. Bis auf einen kurzfristigen Ausfall der Produktion bei Teilezulieferern sei inzwischen wieder Normalität eingekehrt, so der Geschäftsführer. Schon wegen des großen Autolagers in Bremerhaven sei in Deutschland kein Lieferengpass an Fahrzeugen zu erwarten.