Unternehmen wollen auf Bürger zugehen
„Zukunft durch Industrie“ soll durch Dialog und Offenheit die geringer werdende Akzeptanz neuer Projekte verringern.
Krefeld. Krefeld ist um eine Bürgerinitiative reicher. Denn als eine solche versteht sich die Initiative „Zukunft durch Industrie“, die von einem Bündnis aus Unternehmern und Gewerkschaftsvertretern ins Leben gerufen worden ist.
Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeister Gregor Kathstede. Sprecher der zurzeit rund 30-köpfigen Gruppe ist Lothar Brunner, Personaldirektor bei Thyssen-Krupp Nirosta.
Die Unternehmer wollen mehr Dialog, Offenheit und Transparenz, vor allem bei neuen Industrieprojekten. Sie wissen um die geringer werdende Akzeptanz dieser Projekte in der Öffentlichkeit, betonen aber auch die enorme Bedeutung der Industrie für die Stadt und die Region.
WFG, Stadt, Unternehmerschaft Niederrhein und IHK Mittlerer Niederrhein sind mit im Boot. Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der IHK, nennt Zahlen: „In Krefeld sind 22 000 Menschen in 390 Industrieunternehmen beschäftigt. Ein Drittel der gesamten Wertschöpfung in Krefeld wird in der Industrie produziert.“
Hartmut Schmitz, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft, ergänzt: „Krefeld muss weiter um die Position der Industrie kämpfen.“
Mit im Boot sind Unternehmen, die erkannt haben, welchen Stellenwert frühere Kommunikation mit den Bürgern, hautsächlich Nachbarn, hat. Michael Szukula, Siempelkamp, übt auch Eigenkritik: „Zur geplanten Erweiterung haben wir den Bürgern ein so starres Konzept vorgelegt, dass sie glaubten, dass sie nichts mehr machen können.“
Chemieparkleiter Stefan Dresely: „Es ist wichtig, dass man früh ins Gespräch kommt, um sich bei den Planungen früher auf Prioritäten konzentrieren zu können. Und man muss direkt mit den Bürgern sprechen und sich nicht auf andere verlassen.“
Mit dabei sind auch Ralf Köpke, DGB, Ralf Claessen, IG Metall, Detlef Rennings, Betriebsrat Currenta und Tectrion in Uerdingen, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender firmenweit und Mitglied im Bayer-Betriebsrat, sowie Norbert Kalwa, Betriebsrat Thyssen-Krupp Nirosta.
Sie sind Köpkes Meinung: „Der Wohlstand und die soziale Infrastruktur in Krefeld hängen für uns auch von guten Arbeitsplätzen ab.“ Kalwa: „Früher wohnten die Mitarbeiter in der Nachbarschaft, es gab eine natürliche Bindung. Das ist heute nicht mehr so.
Viele Betriebsräte machen sich Sorgen um zunehmende Industriefeindlichkeit in der Gesellschaft. Der Wohlstand in Krefeld ist eigentlich der Industrie zu verdanken — das sollte bei Bürgern bewusster werden. Dazu wollen wir mit der Initiative beitragen.“