Ampel defekt, trotzdem Bußgeld erhoben

Obwohl eine Fußgängerampel an der Gruitener Straße defekt ist, sollte Christian Schulze zunächst ein Bußgeld zahlen. Ob es viele solcher Fälle gibt, ist noch unklar.

Hochdahl. Bei Rot geht man nicht über die Straße. Das ist wohl allgemein bekannt. Aber was ist, wenn eine Fußgängerampel nur Rot zeigt? So geschehen an der Gruitener Straße zum Millrather Bahnhof — wenn man Christian Schulze glauben darf. Und mehr noch: Laut Erzählung des 19-Jährigen sollte er trotzdem ein Bußgeld bezahlen.

Das Ganze trug sich am vergangenen Freitagabend gegen 19.10 Uhr zu. Der Schüler des Hochdahler Gymnasiums stand an besagter Ampel. „Ich sah gegenüber nahe der Grundschule einen Polizeiwagen stehen. Ich wusste zwar, dass die Ampel kaputt war. Aber um keinen Ärger zu bekommen, drückte ich trotzdem den Knopf für Fußgänger“, schildert es Christian Schulze.

Der junge Mann habe dann dort gestanden und gestanden — ohne jede Überraschung. Das gelb blinkende „Warte“ sei erwartungsgemäß nicht erschienen. „Und nach einer gesamten Ampelphase, bei der alle Seiten der Kreuzung einmal grün geworden waren, überquerte ich die rote Ampel mit vorherigem Blick nach links und nach rechts“, sagt Christian Schulze.

Prompt seien die beiden Beamten aus dem Streifenwagen gestiegen und hätten gefragt, ob er denn nicht das rote Ampelzeichen gesehen habe. „Ich verwies auf den mir bekannten Defekt. Einer der Polizisten antwortete, dass die Ampel bereits repariert worden ist. Daraufhin bat ich ihn, mir die Funktionstüchtigkeit zu zeigen. Der Beamte demonstrierte mir mit vollem Erfolg den Defekt der Ampel“, erläutert der 19-Jährige nicht ohne Ironie.

Ein Bußgeld musste er dann doch nicht zahlen. Doch Christian Schulze betont: „Zurück am Einsatzwagen erstattete eine Polizistin einem Herren, der wohl vor mir in die ,Falle’ getappt war, sein Geld zurück. Aber wer weiß, wie viele vor uns bereits hatten bezahlen müssen?“

Eine Frage, die von der Kreispolizeibehörde in Mettmann gestern nicht konkret zu beantworten war. „In der Tat war am Freitagabend ein Erkrather Streifenwagen am Bahnhof Millrath im Einsatz. Und über die Wachleitung habe ich erfahren, dass ein Verwarngeld verhängt worden ist. Weshalb, ist noch unklar. Es kann wegen einer roten Ampel gewesen sein“, sagt Frank Sobotta, einer der Sprecher der Kreispolizei.

Er verweist darauf, dass die Kollegen, die am Freitagabend vor Ort gewesen seien, in dieser Woche im Nachtdienst seien und entsprechend schwer zu erreichen. „Wir müssen eine genaue Stellungnahme in den nächsten Tagen nachreichen. Doch nichts deutet darauf hin, dass womöglich 50 Bürger dort zu Unrecht ein Verwarngeld bekommen haben“, so Sobotta.

Wann denn nun besagte Fußgängerampel repariert wird, ist unklar. Am Montagnachmittag war sie immer noch defekt. Ralf Kentgens, Abteilungsleiter Straßenbau bei der Stadt Erkrath, verweist darauf, dass es eine Landstraße ist: „Wir haben es weitergegeben. Laut Landesbetrieb wird derzeit auf ein Ersatzteil gewartet.“

Aufruf: „Mussten Sie auch an der Fußgängerampel Gruitener Straße zum Millrather Bahnhof ein Bußgeld bezahlen?“ Melden Sie sich: redaktion.erkrath@westdeutsche-zeitung.de