Kinderbetreuung: Ganztagsplätze für Kinder werden knapp
Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für 45 Stunden steigt schneller als die Finanzierung mit Landesgeld.
Erkrath. Ganztagsplätze für Kinder über drei Jahren sind in Erkrath knapp. Die Stadt muss womöglich Geld zuschießen, um für das im Sommer beginnende Kindergartenjahr annähernd genug Plätze anbieten zu können. Darauf weist das Jugendamt hin. Mittwoch muss sich der Jugendhilfeausschuss des Rates in einer Sondersitzung mit der Lage befassen.
Erkrather fragen immer öfter nach Plätzen für 45 Stunden pro Woche. Für viele Alleinerziehende ist das nötig, damit sie in Vollzeit arbeiten können. Bereits jetzt sind mehr als die Hälfte der Kindergartenplätze in Erkrath für diese längste Betreuungszeit eingerichtet. Geht der Ausbau weiter, wie von der Stadt vorgesehen, werden es im kommenden Kindergartenjahr fast 60 Prozent sein.
Allerdings würde damit der Anteil der 45-Stunden-Plätze schneller wachsen, als vom Land vorgesehen und finanziert. Dabei sieht der Verwaltungsplan schon vor, den Ausbau einiger Kitas zu verschieben: „Es gibt mehr Anträge von den Einrichtungen“, stellt Jugendamtsleiter Uwe Krüger auf WZ-Anfrage klar.
23 Plätze sollen jetzt hinzukommen, insgesamt weitere 15 Plätze sollen dem Jugendamt zufolge frühestens ein Jahr später eingerichtet werden: an der Bavierstraße, der Schinkelstraße und in der evangelischen Kindertagesstätte Sandheide. Mehr als 40 000 Euro zusätzlich würden diese Plätze kosten, je nachdem in welcher Gruppe sie eingerichtet werden.
Schon die für das kommende Kindergartenjahr vorgesehenen Vollzeitplätze übersteigen die per Gesetz festgelegte Förderzusage des Landes. Das Landesjugendamt hat die Stadt gebeten, einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung zu stellen. Ob der dann bewilligt wird und was im Fall einer Ablehnung zu tun sein wird, ist allerdings noch offen.
„Wir müssen nach dem Kinderbildungsgesetz den Platzbedarf bis zum 15. März verbindlich an das Landesjugendamt melden. Deswegen gehen wir jetzt mit diesem Thema an die Politik“, erläuterte Jugendamtsleiter Krüger.
Erfüllen kann die Stadt voraussichtlich die Vorgabe des Landes zur Betreuung von Kindern unter drei Jahren. Rund 40 Prozent der Erkrather Kinder kann laut Verwaltung ein Platz in einer Einrichtung oder bei einer Tagesmutter angeboten werden.
In den Stadtteilen Alt-Erkrath, Hochdahl und Unterfeldhaus werde die vorgeschriebene Quote von 33 Prozent jeweils überschritten, sagt Krüger: „Es wäre wohl auch grenzwertig, einer Familie in Alt-Erkrath einen Platz in Hochdahl anzubieten.“ Wie groß der Bedarf für Kinder unter drei Jahren tatsächlich sein wird und ob Eltern ihr Recht auf einen Betreuungsplatz einklagen, lasse sich indes anhand der Durchschnittszahl nicht voraussagen, erläuterte Krüger: „Allerdings gab es in Erkrath keine Klagewelle, als der Rechtsanspruch für Kinder über drei Jahren in Kraft getreten ist.“