Erkratherin verzweifelt an Zuständigkeiten Der lange Weg zum Coronatest

Erkrath. · Für ihre schulpflichtige Tochter, die von einer Sprachreise zurück kehrt, will eine Erkratherin einen Corona-Test organisieren. Doch ihre Telefon-Recherche lässt sie verzweifeln: „Jeder verweist auf den anderen, keiner ist zuständig.“

Freie Kapazitäten für Corona-Tests zu finden ist derzeit gar nicht so einfach.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Über das Lob freut sich die Frau, doch eine Lösung hat sie nicht: Die Erkratherin (der Name ist der Redaktion bekannt) möchte für ihre schulpflichtige Tochter einen Corona-Test organisieren. Ihre Tochter hat eine Sprachreise auf Malta absolviert. Malta war von der Corona-Pandemie nach Angaben des Auswärtigen Amtes „vergleichsweise gering betroffen“, erst seit Wiedereröffnung der Grenzen am 1. Juli steigt die Zahl der Infizierten deutlich an. Die Regierung reagierte mit Auflagen unter anderem für Großveranstaltungen. Dennoch gilt Malta noch nicht als Hochrisikogebiet.

Doch „in der Sprachschule, bei den Betreuern und im Wohnheim gibt es bestätigte Corona-Fälle“, berichtet die Erkratherin. Daher habe der Familien-Rat beschlossen, dass „wir nach Rückkehr unserer Tochter unbedingt einen Covid-19-Test brauchen, obwohl die Tochter keinen direkten Corona-Kontakt hatte“, schildert sie.

Drei Tage vor Rückkehr ihrer Tochter begann sie daher mit der Recherche. „Aber neun Anrufe später habe ich immer noch keine Adresse, wo ein Test stattfinden kann, geschweige denn einen Termin“, berichtet sie. Dazu gehörten zwei Anrufe beim Hausarzt, zwei Anrufe beim Info-Telefon 116117, zwei Anrufe bei der Kassenärztlichen Vereinigung und drei Anrufe beim Kreisgesundheitsamt in Mettmann.

„Sie bringen die ernüchternde Erkenntnis: Jeder verweist auf den anderen, keiner ist zuständig“, ärgert sich die Erkratherin. Mehrmals habe man in diesem Zusammenhang das Verantwortungsbewusstsein der Familie gelobt, „aber das scheint ja bei Covid-19 nicht gefragt zu sein, was mich erschreckt“, sagt sie nachdenklich. Und die Zeit drängt: „Immerhin soll unsere Tochter am Mittwoch wieder in eine große Düsseldorfer Schule gehen, die auch Berufsschule ist.“ Wie also nun mit dem Problem umgehen, fragt sie.

Das Kreisgesundheitsamt rät, „dass sich die Dame an die Kassenärztliche Vereinigung wenden muss“, sagt Tanja Henkel, Sprecherin des Kreises Mettmann. Hintergrund: Testungen von Personen mit Verdacht auf eine Covid-19-Infektion sowie von Reiserückkehrern und von örtlichem Schul- und Kita-Personal laufen künftig in den Praxen der im Kreis niedergelassenen Ärzte – die Kassenärztliche Vereinigung will die Fieberambulanzen im Kreis, die bislang in Ratingen und Hilden ansässig waren, wieder schließen.

Kreis will Verzeichnis über testende Praxen erstellen

Reiserückkehrer und Pädagogen sollten sich daher „vorab telefonisch bei ihrer Haus- oder Facharztpraxis erkundigen, wann ein Termin für einen Abstrich möglich ist“, rät Tanja Henkel. Und führt weiter aus, dass die Kreisstelle Mettmann der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein derzeit ein kreisweites Verzeichnis zu abstreichenden Praxen in der Region erarbeite, um Patienten Informationen zu örtlichen Anlaufstellen beziehungsweise Praxen geben zu können.

Angaben und Hinweise auf Praxen im Rheinland, die Abstriche in den eigenen Räumen durchführen, sollen in den nächsten Tagen über die Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein abrufbar sein. Auch für die 17-Jährige fand sich eine Lösung: Sie wurde zum ersten Mal am Flughafen auf Corona getestet – negativ – ist aber in Quarantäne und wurde vom Kreisgesundheitsamt für einen zweiten Test am Mittwoch an den Corona-Drive-in in Hilden verwiesen.