Der Eisenbahner und die Kunst
Eigentlich ist Uli Schimschock als Verkehrsexperte der SPD in der Stadt bekannt. Jetzt macht er als Künstler von sich reden.
Erkrath. Die Lok sieht aus, als plustere sie sich auf. Zu einer Kette von weißen Kringeln werden die Puffer auf dem Bild, weil immer größere Fotos hintereinander geschichtet worden sind. Eine Wolke scheint an den Kessel zu stoßen: „Emmas Traum“ zeigt, wie die kleine Lok wieder unter Dampf stehen möchte. Es ist eines von zwei Bildern, mit denen sich Uli Schimschock an der Ausstellung „LokArt“ beteiligt, die am Freitagabend im Lokschuppen eröffnet wird.
Eine Jury hat die bearbeiteten Fotos ausgewählt. „Dabei war Kunst gar nicht auf meiner Agenda“, sagt der 57-Jährige. Das klingt nach Überraschung — und auch ein bisschen nach Stolz.
Angefangen habe alles mit einer Spielerei, erzählt Schimschock, stadtbekannter SPD-Kommunalpolitiker: „Ich habe einfach ein Foto auf dem PC in eine Tabelle reingezogen und probiert, was ich damit machen kann.“ Das sei im Oktober vor einem Jahr gewesen: „Im Sommer würde man auf so eine Idee nicht kommen.“ Größer, kleiner, verzerrt — das Programm manipulierte die Bilder auf Mausklick. Sogar zeichnen kann der Nutzer damit. Das Ergebnis überraschte den Eisenbahn-Freund: „Es entstand etwas Neues.“
Seine Familie habe ihn sofort bestärkt: seine Tochter Lara (22) und seine damals noch lebende Frau Jutta. Im Sommer dann — seine Ehefrau war wenige Wochen zuvor gestorben — habe er etwas zu tun gesucht, über den Wettbewerb für „LokArt“ nachgedacht: „Was hältst Du davon, wenn ich da mitmache?“, fragte er seine Tochter — und habe erneut Zuspruch erfahren. Sechs Bilder hatte Schimschock da fertig — so viele, wie man einreichen darf.
Durch die vom Kulturamt organisierten Besprechungen zum Wettbewerb kam er in Kontakt mit anderen Künstlern. „Ich bin vielleicht naiv — ich habe gefragt, nach welchen Kriterien die Jury ausgewählt hat.“ Vielleicht sei es ja nur gewesen, weil Lokomotiven auf den Bildern sind und das zum Lokschuppen passen könnte. Er könne dazu nichts erfahren, habe ihm Mariele Koschmieder gesagt, eine andere Teilnehmerin. „Es sind Leute da, die möchten irgendwann von ihrer Kunst leben. Ich könnte mir das nicht vorstellen“, sagt Schimschock.
Im Kreis der Eisenbahnfans ist das Interesse an den manipulierten Bildern gering, sagt der Berufseisenbahner: „Viele sagen: ,Lokomotiven sind technische Kunst’.“ Der Sinn für Verfremdungen sei gering.
Bevor es zur Ausstellung geht, musste Schimschock sich mit für ihn ganz unerwarteten Fragen beschäftigen: Die Künstler sind gehalten, Preise für ihre Bilder festzusetzen. „Wenn man nichts nähme, würde man vielleicht den anderen Künstlern das Geschäft verderben“, sagt Schimschock. Jetzt versuche er es mit 150 Euro für jedes Bild. Wenn ihn jemand auf mehr Arbeiten ansprechen sollte, würde er die restlichen gern zeigen.