Erkrath Bei Gottesdiensten stellt sich nur langsam Normalität ein

Erkrath. · „Bleibt alles anders“, hat Herbert Grönemeyer einmal getextet. Genau so ambivalent stellt sich die Lage der feiernden Christengemeinden am dritten Sonntag nach dem Lockdown dar. Jede Spontanität ist weg, einfach so in einen Gottesdienst zu gehen; das funktionioniert nicht.

Die Sitzordnung beim Gottesdienst mit Pfarrer Volker Horlitz im Paul-Schneider-Haus ließ sich am besten mit dem Wort „luftig“ beschreiben.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Bei der Kirchengemeinde Hochdahl etwa läuft von Montagfrüh bis Samstagmittag der Zeitkorrior, in dem eine Anmeldung für den nun zentral zusammengeführten Sonntagsgottesdienst online möglich ist. Eine Antwort-Mail informiert darüber, ob die Teilnahme gestattet ist. Eine gute Erfahrung trotz dieses bürokratischen Verfahrens hat die Gemeinde vor zwei Wochen mit einem Gottesdienst in anderer Gestalt, damals gehalten durch Pfarrer Lutz Martini, im Garten des Gemeindehauses Sandheide gemacht.

Stühle können weit genug auseinander platziert werden

Im Paul-Schneider-Haus ist es zwar nicht ganz so edenartig, aber weitläufig genug, die Stühle mit gebührendem Abstand in Zwei- und Dreiergruppen zu platzieren. Freudig empfangen wurden die rund 30 angemeldeten Besucher von einem kleinen Empfangskomitee, angeführt von Presbyter Jürgen Treiber. Es war nun der erste Sonntag nach Dreifaltigkeit, an dem traditionell der Rolle der Apostel und Propheten bei der Entwicklung der Christengemeinschaft gedacht wird. Pfarrer Volker Horlitz predigte, dass der Glaube austrahlen können, wenn die Gemeinde Idealen wie „ein Herz und eine Seele zu sein“, folge, auch, wenn solche Ideale wohl niemals erreicht werden können. Musikalisch sind die Besucher derzeit zur Untätigkeit angehalten. Stattdessen wurden sie klanglich versorgt von einem überaus fähigen Ensemble aus Kantorin Christiane Morys an der Orgel, drei Sängerinnen auf der Bühne und Horlitz höchstselbst, der gleich mit Gitarre sowie Gesang unterstützte. Ein wenig wurde so der Saal zum Konzertraum.

Natürlich herrscht im Gemeindehaus Maskenpflicht. Das führte zu beschlagenen Brillenglässern und steht sinnbildlich für die leicht angetrübten Spiritualität: Beten mit Brillenbeschlag. Oder wie es Herbert Grönemeyer formulieren würde: „Schatten im Blick!“ Doch die aktuelle Zeit lehrt Bescheidenheit, fand auch Horlitz: „Nur Ihre Augen zu sehen, ist für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber trotzdem bin ich froh, dass ich Ihre Augen schonmal sehen darf.“ Doch nicht ein Mal fällt an diesem Morgen das Wort „Corona“. Insgesamt läuft die Gemeindefeier ganz entspannt ab. „So soll es doch auch sein“, sagte Jürgen Treiber bei der Verabschiedung und unterstreicht den Satz mit einem Lachen der Zufriedenheit.

Der nächste evangelische Gottesdienst in Hochdahl wird am Sonntag, 21. Juni, von 11 bis 12 Uhr mit Diakon Daniel Burk im Paul-Schneider-Haus, Schulstraße 2, gefeiert. Anmeldungen sind erforderlich und möglich von Montag, 15. Juni, bis Samstag, 20. Juni, per E-Mail, oder – falls kein Zugang zum Internet besteht – unter Telefon 0157/35 35 15 93.