Politik in Erkrath Streit um städtischen Instagram-Account

Erkrath · Die Jugend ins Stadtgeschehen mit einzubeziehen, ist Ziel der Politik. Über ein gesamtstädtisches Instagram-Profil soll dies erreicht werden. Die Verwaltung ist nicht begeistert von dieser Entscheidung.

Die Social-Media-Plattform Instagram ist vor allem bei der Jugend beliebt und auf vielen Handys als App zu finden. Bald hat auch die Stadt Erkrath hier einen Account.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Die Stadt Erkrath erweitert ihren Auftritt in den Sozialen Medien. Zum Facebook-Account und den vier Instagram-Profilen der Jugendcafés gesellt sich in naher Zukunft ein gesamtstädtisches Instagram-Profil. Damit sollen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen werden, da diese seit einigen Jahren kaum noch auf Facebook aktiv sind. Ganz freiwillig tut die Stadtverwaltung das allerdings nicht: Ein entsprechender Antrag der Grünen stammt von August 2022 und wurde bereits im Januar im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung (ASW) diskutiert. Die Verwaltung hatte es bis heute abgelehnt, doch die Politik verpflichtete die Stadt einstimmig.

Die Grünen berufen sich unter anderem auf das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ), das die Beteiligung junger Menschen als zentrales Anliegen beschreibe. Gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere die Klimaschutz-Proteste, werden maßgeblich von der jungen Generation angestoßen und getragen. Ihnen mehr Gehör zu verschaffen als früher, gilt als Schlüssel zu einer besseren Welt. In Erkrath gibt es neben dem Jugendrat seit einigen Jahren ein Kinderparlament als Ausdruck der neuen Ernsthaftigkeit, mit der Kinder und Jugendliche an für sie relevanten Themen beteiligt werden sollen.

Ihre Informationen bezieht die junge Generation vor allem aus dem Internet. Dort sind die Sozialen Medien im stetigen Wandel. Neue Plattformen werden gegründet, Aktivitäten verlagern sich, und was heute angesagt ist, kann morgen schon wieder überholt sein. Bei Facebook sind fast nur noch die Älteren aktiv, und das Videoportal „TikTok“ spricht kaum jemanden über 25 an. Instagram hält sich dagegen erfolgreich als Treffpunkt aller Generationen. Daher haben die Grünen recht, wenn sie einen städtischen Instagram-Auftritt fordern, denn Instagram kann nach 13 Jahren am Markt als ausreichend seriös gelten.

Zu prüfen sei auch, so die Fraktion, ob statt eines gesamtstädtischen Profils auch zwei infrage kämen: eines für alle, und eines speziell für Jugendliche. Die Verwaltung lehnte das ab: Anders als bei Facebook müssten Posts bei Instagram stets bebildert werden, und das sei mit der vorhandenen Personalstärke nicht zu schaffen. Videos müssten gescriptet, gedreht und bearbeitet, Texte für jugendliche Leser umgeschrieben werden.

In der Januar-Sitzung des ASW war bereits 90 Minuten diskutiert worden, und nach Ansicht von Barbara Geiss-Kuchenbecker (Grüne) sei man damals auch schon ein ganzes Stück weiter gekommen.

Für die Sitzung im Mai einigte man sich, einen Vertreter der Pressestelle einzuladen, denn diese wäre es, die das Instagram-Profil zu pflegen hätte. Aber es erschien niemand. „Ich rüge das ausdrücklich, so kann man mit der Politik nicht umgehen“, sagte Geiss-Kuchenbecker im ASW.

Marc Hildebrand war derselben Meinung und erklärte, seine CDU-Fraktion sei „sehr erzürnt“. Kämmerer Thorsten Schmitz als höchster Vertreter der Stadt begründete das Fernbleiben der Pressestelle damit, dass sich die Meinung der Verwaltung seit Januar nicht geändert habe. Dass die Politik nach vier Monaten noch einmal dieselbe Vorlage bekommen hatte, fanden die Fraktionen allerdings ebenfalls „unverschämt“.

In der Vorlage stand als Beschlussvorschlag immer noch „Der Antrag (der Grünen) wird abgelehnt“. Barbara Geiss-Kuchenbecker stellte nun den gegenteiligen und weitergehenden Antrag, dass ein Instagram-Auftritt nicht länger geprüft werden solle, sondern endgültig einzurichten sei. „Die anderen Fraktionen können sich uns gerne anschließen“. Da aus der Empörung über die Verwaltung heraus seltene Einigkeit herrschte, taten das auch alle Fraktionen außer der AfD. Es sei schließlich nicht einzusehen, dass die junge Generation übergangen werde, während „andere Generationen“ alle Informationen „auf dem Silbertablett“ serviert bekämen (Grüne).

So bekam die Stadt den Auftrag einstimmig aufs Auge gedrückt, bei je einer Enthaltung von CDU, Linken und AfD.