Leben in Erkrath Bewegende Appelle zum Christopher Street Day
Erkrath · War es 2023 noch ein zartes Pflänzchen, initiiert von SPD-Mitgliedern, gab es diesmal deutlich mehr Akteure.
Am Samstag wurde auf dem Hochdahler Markt der zweite CSD (Christopher Street Day) mit vielen Informationen und Aktionen gefeiert. Was 2023 auf Initiative des SPD-Vorsitzenden Toni Nezi und weiterer Mitglieder seiner Partei in Erkrath ins Leben gerufen wurde, sollte in diesem Jahr größer ausfallen. Nach dem ersten Erkrather CSD hatte es von mehreren Seiten Interesse an einer Teilnahme in 2024 gegeben.
Mit dem CSD sollte erneut ein starkes Zeichen für die Akzeptanz und Selbstakzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queers – kurz LGBTQ – gesetzt werden. Die Bedingungen am Samstag waren perfekt. Es war warm und sonnig, das Wetter hätte nicht besser sein können. Allerdings fehlten dann doch ein bisschen jene Menschen, um die es eigentlich ging, nur einige wenige stellten sich ein. Dafür waren neben dem Jugendrat, dem Aktionsbündnis für Demokratie, Omas gegen rechts, Freundeskreis für Flüchtlinge sowie dem Gendertreff die Ortsvereine von SPD, Grünen, FDP, CDU, BmU und Linke ausgesprochen präsent. War das am Ende zu viel Politik für den Anlass?
Organisator Tino Nezi erläutert im Nachgang, dass die politischen Parteien und weitere Initiativen und Vereine an der Planung und Durchführung des CSD in Erkrath beteiligt waren. „Der CSD ist per se eine politische Veranstaltung“, unterstreicht Nezi. Er ist in Tübingen zur Welt gekommen, hat italienische Wurzeln, und erzählte beim CSD frei und unterhaltsam, wie er bereits im Alter von zehn Jahren feststellte, dass er dem männlichen Geschlecht zugeneigt ist. Wer diesem und anderen, ähnlichen Berichten zuhörte, der konnte am Ende nur zu dem Schluss kommen: Es ist schon bedauerlich, dass man sich in unserer Gesellschaft das Recht zu einem selbstbestimmten Leben erkämpfen muss.
Denn was spricht dagegen, jeden Menschen so leben zu lassen, wie er es möchte, wenn er keinen anderen Menschen belästigt oder in seinen demokratischen Rechten einschränkt? Genau um diese Toleranz, um dieses Respektieren ging es beim CSD. Unter dem Slogan „Es ist nichts Besonderes, anders zu sein“ war die Veranstaltung mit einem Regenbogenfrühstück gestartet und bot anschließend ein vielfältiges Programm mit Musik und Tanz.
Es war es ein schöner Tag mit angeregten Gesprächen und zwanglosem Austausch. Rita Polte berichtete über ihren langen Weg zur Selbstfindung bis zum Outing gegenüber ihrer Ehefrau. Die beiden sind trotz der großen Veränderung bis heute ein Paar. Nora Baumgarten, die früher Norbert hieß, unterstrich: „Wir können nicht selbst entscheiden, ob wir Mann, Frau oder etwas anderes sind, ganz gleich welches biologische Geschlecht wir haben, wir sind es einfach.“
Gerade junge Menschen in Erkrath bräuchten Referenzmodelle im Hinblick auf Geschlechtervielfalt, um ihr persönliches Empfinden, ihre persönliche Prägung abgleichen und sehen zu können, „dass in unserer Gesellschaft jeder Mensch, ganz gleich ob Hetero oder LGBTQ+, seinen Platz finden kann im Beruf und in der Gesellschaft“. Ob ein Kind mit zwei Müttern oder Vätern aufwachse, habe keinen Einfluss auf seine geschlechtliche Prägung, so Nora Baumgarten. Ihr Appell: Mit dem CSD solle eine freiwillige Selbstverpflichtung aller örtlichen Jugendhilfeakteure starten, in ihren Einrichtungen auch Mitarbeiter zu beschäftigen, die zur Gruppe der LGBTQ+ gehören.