Kampf um die Hundesteuer
Der Stadtrat plant, die jährliche Abgabe für sogenannte gefährliche Tiere drastisch auf 1000 Euro zu erhöhen. Halter Stefan Christ will das so nicht hinnehmen.
Erkrath. Wotans große, braune Augen blicken neugierig. Er ist kräftig gebaut, wirkt aber eher schüchtern. „Es dauert einige Zeit, bis er zutraulich wird. Anfangs ist er sehr scheu“, sagt Stefan Christ. Er ist das Herrchen von Wotan — einem American Staffordshire Terrier. Das Tier ist viereinhalb Jahre alt und gilt laut NRW-Hundegesetz als gefährlich. „Wotan war noch nie aggressiv“, beteuert Stefan Christ. Und trotzdem deutet alles darauf hin, dass der 34-Jährige ab Januar nicht 100 Euro, sondern das Zehnfache an Hundesteuer bezahlen muss. Denn die Verwaltung arbeitet derzeit im Auftrag der Politik an einer entsprechenden Vorlage.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte am Dienstagabend im Stadtrat Peter Knitsch (Grüne). Zuvor war von den Fraktionen die Hundesteuer erhöht worden. Und Knitsch schlug vor, für sogenannte Kampfhunde eine Sonderregelung zu treffen. „Als ich sah, dass ein allgemeines Nicken die Reaktion war, habe ich beschlossen, dass wir als Verwaltung in der nächsten Ratssitzung einen Entwurf vorlegen werden“, sagt Bürgermeister Arno Werner.
Er selbst mag die Sonderregelung nicht so recht nachvollziehen. „Wir haben zwar den Auftrag von der Politik. Aber Tatsache ist, dass von etwa 60 negativ auffällig gewordenen Hunden im vergangenen Jahr kein einziger ein sogenannter Kampfhund war“, so Werner. Und noch etwas hält er für bedenklich: „Wenn die Steuer für diese Tiere tatsächlich auf 1000 Euro erhöht wird, dann werden sicher viele Halter ihre Hunde gar nicht mehr bei der Stadt anmelden.“
Stefan Christ hat einen Brief an Bürgermeister Werner geschrieben. „Gerne würde ich Ihnen und den Ratsmitgliedern die Möglichkeit geben, solche angeblichen Kampfhunde einmal so kennenzulernen, wie sie wirklich sind“, heißt es da unter anderem. Werner hat ihm bereits geantwortet. „Ich habe Herrn Christ unter anderem geschrieben, dass er mich nicht überzeugen muss. Allerdings muss er das bei einer Mehrheit de Stadtrates tun“, sagt der Bürgermeister.
Genau das hat Christ nun vor. Er hat den Politikern bereits ein Schreiben geschickt. „Begrüßen würde ich eine kleine Diskussionsrunde mit Ihnen, sowie einiger Hundehalter und gerne auch noch einen Sachverständigen für das Landeshundegesetz“, schlägt er vor. Er ist der Meinung, dass bestimmte Rassen ungerecht behandelt werden. Außerdem ist Christ sicher, dass, wenn es zu der drastischen Erhöhung kommt, eine große Anzahl der Tiere im Heim landen werde. „Viele Halter können sich das schlicht nicht leisten. 1000 Euro im Jahr hat man nicht mal eben so nebenbei“, sagt er. Von den 2326 in Erkrath gemeldeten Hunden schätzt Christ die Zahl der „gefährlichen Tiere“ auf etwa 60.
Ober Christ den Stadtrat überzeugen kann, bleibt abzuwarten. Bisher hat sich lediglich SPD-Fraktionschef Detlef Ehlert gemeldet. „Er hat mir mitgeteilt, dass es in den nächsten Wochen schwer sein wird, einen Termin zu finden“, sagt Christ. Doch die Zeit drängt. Denn die Verwaltung wird die entsprechende Vorlage bereits in der Ratssitzung am 11. Dezember präsentieren.
Übrigens: Unter diese Kategorie fallen keinesfalls nur Rassen wie American Staffordshire, American Bulldog oder Mastiff — die deutsche Züchtung Rottweiler fällt ebenfalls darunter.