Erkrath Schicksale von Frauen liegen ihr am Herzen

Erkrath. · Die Künstlerin Mo Kleinen hat ihr Atelier im Dachboden eines stillgelegten Bauernhauses eingerichtet. Sie wirkt als Malerin und als Kunst-Dozentin bei der Volkshochschule in Erkrath.

Mo Kleinen ist Malerin und Dozentin an der VHS Erkrath. Sie betreut die „Montagsmalerinnen“.

Foto: Daniel Kleinen

In der Niederbergischen Idylle von Homberg, umgeben von Wiesen und Grünkohl, findet man das Atelier von Mo Kleinen im Dachboden eines stillgelegten Bauernhauses, das seit Jahren etlichen Künstlern Platz bietet für ruhiges, kreatives Arbeiten. Mo Kleinen ist eine vielseitige Künstlerin. Sie wirkt als Malerin und Kunst-Dozentin bei der Volkshochschule in Erkrath, und das seit rund 20 Jahren. Sie leitet unter anderem die Gruppe der „Montagsmalerinnen“.

Ob Skulpturen, Acryl oder Öl auf Leinwand, Zeichnungen, vorzugsweise mit Kohle, Rauminstallationen oder bearbeitete Fotografien – ihr schnuckeliges Atelier lädt ein zum Schauen und Staunen. Auffällig sind die vielen Bilder von Paaren – überhaupt von Menschen, von Frauen. Auch wenn sie nicht als Feministin deklariert werden will, so liegen ihr doch die Schicksale von Frauen am Herzen. „Mythos Mutter“ hat sie eine Ausstellung betitelt, Mütter zwischen Kochtopf und Laptop, die im Frauenmuseum Bonn gezeigt wurde. Ebenso „Single Moms“ oder „Halali“ – Frauen in Krieg und Frieden. Es geht ihr jedoch nicht ums Jammern, um die ewige Benachteiligung. Ihre „Peng“-Bilder zeigen, dass auch Frauen die Waffe in die Hand nehmen.

Sie zeichnet fast blind, wie sie sagt, guckt nur das Modell an, und das Werk entsteht wie von selbst, aber nie naturgetreu. Es verwandelt sich einfach. Seit 1992 hatte die Künstlerin nahezu jährlich eine Ausstellung, mal in kleineren Galerien, aber auch in größeren Museen und bereits drei Mal ganz groß im Bildungszentrum von Thyssen-Krupp in Duisburg, quer durch NRW bis hin nach Frankreich, nach Maubeuge, der Partnerstadt von Ratingen.

Im nächsten Jahr stellt sie
zum Thema Beethoven aus

2020 wird sie an einer Ausstellung in Bonn teilnehmen. Thema: Beethoven. Zu seinem 250. Geburtstag des „Genius
Loci“, wie sie den großen Komponisten nennt. Ihre Bilder, auch wenn es zarte Rosenblüten sind, werden fast immer von geometrischen Linien durchkreuzt. Das ist ihre Sprache: die Linie, der Strich. Und dann gerät man mit ihr ins Philosophieren: Was tut ein Strich? Er kann verbinden, auf etwas hinweisen, trennen, hervorheben, den Weg weisen. Ganz wichtig ist der Künstlerin das Zusammenspiel von Fläche und Linie. Der stilisierte Tisch im Rosenbild erhöht die Spannung. Spannung und Harmonie sind ihre essenziellen Säulen.

Überhaupt Säulen – kleine Zeichnungen, mit denen sie die entsetzliche Katastrophe in New York 11/9 versuchte zu verarbeiten. Noch in der Nacht hat sie diese drei berührenden Werke gezeichnet. Die Twin Towers: Säulen! Aber Säulen sind eben nicht nur stark, sie sind auch zerbrechlich. Mo Kleinen übernimmt vieles, das weggeworfen war, bezieht solche Fundstücke mit ein. So prangt ein mehr als zwei Meter hoher Obelisk in ihrem Studio, vom Sperrmüll, wie sie lachend erzählte. Alle vier Seiten hat sie mit Porträts dekoriert, deren Züge wohl denen ihrer Tochter ähneln. Beim Durchblättern einiger Kataloge fallen auch witzige Sachen ins Auge – eine Plastiktüte von Aldi zum Beispiel. Was soll das? Wer weiß schon, dass diese Tüten von dem Künstler Günter Fruhtrunk kreiert wurden? Aber diese Ikone der Verpackungskunst wird nunmehr aus Umweltschutzgründen wohl aus unserem Leben verschwinden.

Die engagierte Künstlerin vergräbt sich jedoch nicht nur in ihrem Atelier – nein, seit über 20 Jahren ist sie als Dozentin an der VHS in Erkrath tätig und hat mit viel beachteten Ausstellungen ihrer Montagsmalerinnen nicht nur erfreut, sondern auch Gutes getan, denn kleine Bilder ihrer Eleven werden immer versteigert und der Erlös geht an caritative Einrichtungen.

Auch in Sachen Weiterbildung ist sie unterwegs: Sie führt durch Ausstellungen, hält Vorträge über Künstlerinnen der vergangenen fünf Jahrhunderte und will auch hier nicht wehklagen, dass es so wenige gab, sondern begeistern, dass es sie gibt.