Orchester probt für Konzert im Hofgarten

Leichtfüßig und vor allem präzise soll es am 28. Mai klingen. Bis dahin heißt es: Üben, üben, üben.

Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. Die Konzertreihe am Pavillon der Reitallee des Düsseldorfer Hofgartens — wo in den frühen Achtzigern schon die Toten Hosen ihr Unwesen trieben — kann auf eine lange Tradition verweisen, die bereits 1964 begann. Auch schräge Typen haben dort Erfolge gefeiert, wie etwa Jazzkomiker Helge Schneider mit seinem Stammschlagzeuger Charlie Weiss alias „El Snyder und Charlie MacWhite“. Für das Programm dieses Jahres bewarben sich die Erkrather Bläser und wurden prompt berücksichtigt. Termin: Sonntag, 28. Mai, 11 Uhr. Damit solch ein Freiluftspektakel gelingt, braucht einen gnädig gestimmten Wettergott und gut eingestimmte Musiker.

Torsten Lehmen, Leiter der derzeit 35-köpfigen Harmoniebesetzung aus Holz- und Blechbläsern plus einer Rhythmussektion, zieht die verbleibende Probenzeit im angestammten Schulmusikzimmer in professioneller Konzentration durch. Als erstem Stück soll der martialischen, typisch amerikanischen Militärmarschadaptation der Titelmelodie zur Actionserie „A-Team“ der Feinschliff gegeben werden. Lehmen weiß, in welchen Passagen sich Untiefen verbergen: „Ich würde gerne Takt 36 machen — unsere Lieblingsstelle“. Typisch für Lehmens Dirigat ist voller Körpereinsatz und besonders ein stetes Schnipsen, mit dem er den Takt vorgibt. Jede Wette, dass ihm nach solch einer Probe die Finger glühen. Vorschnell zufrieden gibt er sich nicht. Er kritisiert höflich, aber bestimmt: „Einige sind noch etwas von dem Zielton entfernt.“ Das mag wohl so viel bedeuten wie „Ihr spielt schief“. Einer von Lehmens Lieblingsbegriffen heißt „Akzentuieren“, und damit meint er, dass die fanfarigen Trompeten und hohen Flöten auf den Punkt da sein sollten.

Ziemlich neu ins Repertoire aufgenommen wurde ein Medley aus Hits des blinden Soulkönigs Stevie Wonder. Noch gänzlich ungeübt sind die Übergänge. Glockenartig sollen die Töne aufeinander aufbauen, beschreibt Lehmen den idealen Klang für „Don’t You Worry ‘Bout A Thing“. Beim Wechsel zu „Superstition“ übernehmen die Trompeten und Flöten erneut das Thema, bevor es ihnen zum leichtläufigen „Isn’t She Lovely“ von den Klarinetten wieder abgenommen wird.

Über die Auswahl der Stücke wird gemeinschaftlich entschieden. Ein wesentliches Kriterium für Lehmen: „Wir wollen das spielen, was uns Spaß macht.“ Der Spaß entsteht zumeist, wenn Abwechslung gegeben ist. So blüht zur zweiten Probenhälfte ein prächtiger Stilstrauß auf. Das getragene „Oblivion“ von Piazzolla ist ein Standard des Orchesters, das aber flugs in den flotten Groove der Blues Brothers umschwenken kann. Die nötige lässige Bräsigkeit liefern Posaunen und Saxophone. Dann, praktisch wie im Schlaf oder gar im Rausch, peitschen die Musiker im Alter von 15 bis 65 Jahren die Triolen der Filmmusik von „Fluch der Karibik“ durch ihre Instrumente.

Der moderne Klassiker sitzt; was allerdings brandgefährlich sein kann, denn perfekt gespielt bedeutet schnell leb- und lieblos gespielt, weiß Lehmen: „Es ist sehr wichtig, dass da die Einsen klar und deutlich hörbar sind.“ Das Zusammenspiel der Musiker lebt von Präzision und Präsenz. Gelte die Beaufort-Skala auch für Orchester, würden die stürmischen Erkrather Bläserpiraten mit leichter Lunge Windstärke neun erreichen.

Aber das Wetter sollte am 28. Mai deutlich ruhiger daherkommen.