Erkrath VHS bietet „Waldbaden“ in Erkrath an

Erkrath. · In Japan gilt Waldbaden als Medizin. Gerade in Corona-Zeiten ist das Eintauchen in den Wald gut für die Gesundheit.

 Nicole Drick lässt die Kursteilnehmer den Wald mit anderen Augen sehen: Auch ein abgestorbener Baum bietet Heimat für Pilze und Flechten. 

Nicole Drick lässt die Kursteilnehmer den Wald mit anderen Augen sehen: Auch ein abgestorbener Baum bietet Heimat für Pilze und Flechten. 

Foto: Katina Treese

„Shinrin-Yoku“ kommt aus Japan. Es bedeutet so viel wie: „Ein Bad in der Waldluft nehmen“ oder kurz: „Waldbaden“. In Japan ist Shinrin-Yoku eine anerkannte Therapieform gegen Stress und zur Stärkung des Immunsystems.

„Gemeint ist das achtsame Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes mit allen Sinnen“, erläutert Nicole Drick. Die 49-Jährige ist Kursleiterin für Waldbaden. An diesem Samstagmorgen geht es für sie mit einer Gruppe von vier Teilnehmern in den Wald Stinderbachtal in Erkrath. Drei Stunden lang wird die Gruppe gemeinsam durch den Wald „schlendern“. Denn es geht um Entschleunigung und Achtsamkeit. „Gerade das absichtslose Schlendern ist in der heutigen schnelllebigen und leistungsorientierten Zeit eher ungewöhnlich“, sagt Nicole Drick. „Aber wenn wir schnell Laufen, bleiben wir in unserem alltäglichen Stress stecken. Das Schlendern im Wald soll uns entschleunigen und damit auch den Stress ­reduzieren.“

Studien belegen, dass Waldbaden den Blutdruck senkt

Waldbaden senkt den Blutdruck und reduziert Stresshormone. Das belegen mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Studien. Vermutlich liegt das an den sogenannten Terpenen, bioaktiven Stoffen, die Pflanzen – nicht nur Bäume und Sträucher – abgeben. Diese können vom Mensch über Haut und Lunge aufgenommen werden und wirken auf das vegetative Nervensystem. Auch einige der deutschen Krankenkassen erkennen das Waldbaden mittlerweile als Präventionsmaßnahme an. Nicole Drick bietet seit Mai 2018 Kurse im Waldbaden an. Der heutige Waldspaziergang ist von der Volkshochschule Mettmann-Wülfrath organisiert. Die Teilnehmer schlendern durch den Wald, staunen über die verschiedenen Pilz-, Flechten- und Moosarten, auf die sie die Wald-Therapeutin aufmerksam macht. Ergänzt wird das Wald-Schlendern durch einige Achtsamkeits-Übungen: So sollen alle einmal mit geschlossenen Augen einfach nur die Geräusche des Waldes wahrnehmen. Ein anderes Mal geht es um bewusstes Atmen. Und auch an einen Baum darf man sich gerne anlehnen.

„Ich gehe gerne und oft in den Wald“, sagt Kursteilnehmerin Karin – man hat sich am Anfang des Rundgangs darauf geeinigt, sich mit Vornamen anzusprechen. „Das erdet mich immer. Aber so deutlich habe ich den Wald bisher nicht wahrgenommen.“ Auch Anna bestätigt: „Es ist wirklich schön, mal so langsam unterwegs zu sein, sich einfach die Zeit zu nehmen. Wann macht man das sonst schon noch?“

Alle sind sich einig, dass das Eintauchen in den Wald gerade in Corona-Zeiten eine gute Idee ist, um das eigene Immunsystem zu stärken. „Außerdem ist man hier draußen an der frischen Luft und kann problemlos die Abstände einhalten“, meint Karin. Am Ende des Kurses gibt es noch eine abschließende Fragerunde, wie sich die Gruppe nach diesen drei Stunden im Wald fühlt. „Angenehm entspannt“, finden alle vier Waldbader. Sie würden die Tour auf jeden Fall noch einmal unternehmen und können das „Bad“ an andere nur weiter empfehlen.