Verletzter Uhu fliegt wieder
Am Montagabend haben Jagdaufseher einen Uhu in die Freiheit entlassen, der sich vor einem Monat bei der Landung in einem Stromzaun die Flügel gebrochen hatte.
Erkrath. „Das ist zum Glück noch einmal gutgegangen. Der Vogel ist gewissermaßen mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Jagdaufseher Winfried Edelmann. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni hatte sich ein Uhu in einem Stacheldrahtzaun in den Düsselauen an der Grenze zu Düssel verfangen.
„Die Chancen, dass das Tier überlebt, waren bei Null“, sagt Edelmann. Denn der Uhu hatte sich nicht nur die Flügel gebrochen, sondern wurde obendrein die ganze Nacht hindurch unter Strom gesetzt, weil der Zaun Strom führte.
„Wir mutmaßen, dass der Vogel in der Dämmerung in den Stacheldraht geraten ist“, sagt Winfried Edelmann. Denn bei der Jagd auf Mäuse beispielsweise flögen Uhus auch schon mal knapp über dem Boden.
Dabei habe es der Eulenvogel seinen Rettern, die per Zufall auf ihn gestoßen waren, nicht leicht gemacht. „Uhus sind sehr wehrhafte Tiere“, sagt Winfried Edelmann. „Als wir ihn aus dem Zaun befreien wollten, hat er mächtig Theater gemacht, gezappelt und trotz der Verletzungen mit den Flügeln geschlagen.“ Dicke Handschuhe seien bei der Rettung Pflicht gewesen.
Anschließend wurde das Tier in die Greifvogelauffangstation nach Düsseldorf-Gerresheim gebracht, wo es in den vergangenen Wochen liebevoll aufgepäppelt wurde. Edelmann: „Anfangs war die Rede davon, dass der Vogel eingeschläfert werden muss.“ Es schien unwahrscheinlich, dass er überleben würde.
Montagabend wurde der Uhu wieder in die Freiheit entlassen — und zwar genau an der Stelle, an der er in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni in den Zaun geflogen ist. „Damit er sich zurechtfindet und weiß, wo er ist“, sagt Edelmann.
Bei der Gelegenheit weist der Jagdaufseher darauf hin, dass jeder, der einen Uhu oder einen anderen Greifvogel verletzt auffindet, in jedem Fall die Kreisjägerschaft oder die Untere Jagdbehörde informieren sollte — oder gleich die Greifvogelaufangstation in Gerresheim (siehe Info-Kasten).
„Bloß nicht selber aktiv werden“, rät Edelmann. Denn die Vögel haben scharfe Krallen und spitze Schnäbel, die ernsthafte Verletzungen verursachen können. Aber auch die Polizei könne weiterhelfen. „Sowohl die Kreispolizeibehörde als auch die örtlichen Dienststellen haben die Rufnummern der Jagdaufseher.“/
Im Kreis Mettmann ist der Uhu in den vergangenen Jahren wieder heimisch geworden. „16, 17 Brutpaare gibt es bestimmt“, sagt der Jagdaufseher. Vor allem im Bereich der Wülfrather Steinbrüche im Norden des Kreisgebiets seien die Vögel vermehrt anzutreffen. „Von dort breiten sie sich mittlerweile auf das gesamte Kreisgebiet aus“, erklärt Edelmann. Denn sobald das Nahrungsangebot aufgrund der Masse der Tiere knapper werde, „setzen sie zur Wanderung in andere Gebiete an“.