Abschied vom Kulturpapst

Die Kulturschaffenden in Haan haben für Fritz Köhler (64) einen überraschenden Abend organisiert. Er geht jetzt in den Ruhestand.

Haan. Fritz Köhler nervös? Das ist selten zu erleben. Schließlich ist er es, der seit Jahren die kulturellen Veranstaltungen, viele Märkte und Feste in seiner Heimatstadt organisiert. „Aber jetzt bin ich doch ein bisschen aufgeregt“, sagte der Kulturamtsleiter am Freitagabend in der Aula des Gymnasiums: „Ich weiß ja noch nicht, was los ist.“

Sollte er auch nicht. Der Abend war eine Überraschung, die ihm die Kulturschaffenden der Stadt und langjährige Wegbegleiter gerne bereitet haben. „Ich durfte noch nicht einmal die Einladung sehen“, sagte Köhler und fügt augenzwinkernd hinzu: „Aber natürlich habe ich sie am nächsten Tag überall in der Stadt gesehen.“

Von dem gut zweieinhalbstündigen Programm, das Musikschulleiterin Eva Dämmer und eine Vielzahl weiterer Frauen und Männer auf die Beine gestellt haben, die sich auf ihre Weise von Fritz Köhler verabschieden wollten, wusste er dennoch nichts. Er nahm mit seiner Frau Gaby und Tochter Charline in der ersten Reihe Platz.

Eva Dämmer klärte Köhler darüber auf, dass die Stadt zu seinem Abschied aus der Verwaltung nichts geplant hatte, nachdem sie bereits zu dessen 50-jährigem Dienstjubiläum in diesem Jahr eine Feier ausgerichtet hatte. „Aber das etwas stattfinden sollte, stand außer Frage“, sagte sie. „Es geht um unseren Haaner Kulturpapst. Und den kann man nicht sang- und klanglos in den Ruhestand verabschieden.“

Nach dem Auftritt des Klezmer-Ensembles der Musikschule sorgte Bürgermeister Knut vom Bovert für die erste Überraschung. Als der Vorhang sich hob, saß er einträchtig mit Köhler auf einer Streugutkiste inklusive Polsterung. „Wir wollen Ihnen demonstrieren, wo die wirklichen Entscheidungen in unserem Hause getroffen werden“, sagte vom Bovert. Denn in den Raucherpausen saß Köhler gerne auf der Streugutkiste am Hintereingang des Rathauses und hielt mit Kollegen und Besuchern des Rathauses ein Schwätzchen. „Ich habe immer gerne auf meiner Dreckkiste gesessen“, erwiderte Köhler. Die Frage der Nachfolge laufe bereits. „Viele wollen, haben aber noch nicht mein Gewicht erreicht.“

Bevor der 64-Jährige wieder im Publikum Platz nehmen konnte, platzierte ihn Eva Dämmer an einem Schreibtisch, den die Organisatoren seitlich der Bühne aufgestellte hatten. Von dort hatte er nicht nur einen guten Blick auf die Bühne und ins Publikum, er konnte auch im Gespräch mit seiner langjährigen Mitarbeiterin Karin Tipp und seiner Nachfolgerin Sylvia Lantzen die Pausen bis zu den nächsten Programmpunkten unterhaltsam füllen.

Für die musikalische Unterhaltung sorgten neben dem Posaunenchor Gruiten, dem Haaner Swing Express, Uli Brand und Manni Neumann Sängerinnen und Sänger verschiedener Haaner und Gruitener Chöre. Auf die Melodie von Orffs Carmina Burana unter der Leitung von Kantor Gerhard Tributh gaben sie eine Hymne auf Fritz Köhler zum Besten.

Für sein langjähriges Engagement im Dienste der Kunst bedankten sich Haaner Künstler ebenso wie Martin Leitheuser. Er ist maßgeblich an dem alle zwei Jahre stattfindenden Oldtimertreffen beteiligt und fuhr standesgemäß in einem Gogo-Mobil vor.

„Deine Markenzeichen Brille Bart, Bauch bleiben im Gedächtnis“, sagte seine Tochter Charline in ihrer begeisternden Rede auf ihren Vater.

Und der ließ sich nicht nehmen, einige Stationen seines Lebens und Wirkens in Haan passieren zu lassen. Er erinnerte an seine Zeit als Jugendpfleger, den Kampf gegen die Eingemeindung 1974/75, seinen Wechsel ins Kulturamt, den Aufbau der Städtepartnerschaften und daran, dass besonders in Zeiten, in denen kein Geld da ist, Kultur einfach gemacht wird. Fritz Köhler: „Wenn man die Menschen zusammenbringt und auf andere hört, kann man viel erreichen.“