Ausstellung im Museum: Wie der Mensch sich selbst erschafft

„KÖRPER 2.0“ zeigt ab Samstag, was die Technik möglich macht.

Foto: ola

Hilden. Wenn uns unser Körper nicht mehr gefällt, bringen wir ihn zur Reparatur und wechseln bei Bedarf die Komponenten. Die technische Erweiterbarkeit des Menschen ist das neue Thema im Fabry-Museum. Eine überaus spannende Ausstellung. In 34 Werken haben sich die Künstler mit medizinischen und technischen Errungenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts beschäftigt. Beleuchtet wurden Aspekte zum Wertewandel, zu Verletzungen des Körpers und auch der Seele und der heutigen Abhängigkeit von Technologie.

Nüchtern und schlicht führen im Eingang drei Torsi „Die Studie zum Wesen der Vollkommenheit“ von Ursula Dietze den Besucher in die Thematik ein. Und zu den Fragen: Wie sieht der Mensch sich selber? Was gilt es zu optimieren, auszutauschen — Prothesen, Implantate, neue attraktivere Körperformen? Schönheit und Perfektion als Zukunftsmodell.

Auf rosafarbener Haut zeichnet Christine Huß die „Korrektur“ für eine Bruststraffung. Schmerzloser, aber auch effektiv präsentiert sich der Wonderbra, Rundungen vorgaukelnd, auf Ute Augustin-Kaisers Fotografie „Push up“. Wo sind die Grenzen technischer Neuschöpfung? Variationsreich, auch mit feiner Ironie, haben das die Künstler in ihren Arbeiten umgesetzt und sich intensiv mit Prothetik beschäftigt. Man staunt über die Installation von Anneke Dunkhase. 14 aneinander gereihte kleine Werkzeuge - die „Prothesen von Johann Duhm“, der im Krieg seine Hand verlor. Und der mit Hilfe von Rund- und Spitzhaken, Hammer, Messer, Greifer oder Schraubenzieher... alle Arbeiten auf seinem Hof erledigen konnte. Fast archaisch wirken die, von Danielle Dell‘Eva trutzig gezimmerten Holzbeine. Kontrastreich zu dem High-Tech-Gebilde in „Victoria siegt“. Das ist Ada Mees poppig gemaltes Bild einer selbstbewussten Frau mit futuristischer Bein-Prothese.

Planbarkeit des Lebens — auch ein Thema. Verena Braun zeigt das im „Wunschkind“. In einer Pralinenschachtel liegen allerliebste Köpfe, Beine, Körper zur Auswahl bereit. Und Alexia Petertil beeindruckt mit ihrer weiß schimmernden Skulptur „Sozial Freezing“ — Mutter und Kind erstarrt in Zeit und Raum. Leises Unbehagen spürt man beim Foto-Essay „Jennys Seele“ von Sandra Hoyn. Isoliert vom Leben, umsorgt ein Mann liebevoll seine Partnerin, eine Silikonpuppe.

Daneben, auf einer riesigen C-Print-Wand von Sophie Stephan, liegt eine junge Frau im Bett, um sich herum ihr Leben - Essen, Getränke, Literatur, Fernseher, Handys — vernetzt und doch einsam. Die Exponate setzen sich mal sensibel, mal recht drastisch mit der Erweiterbarkeit des Menschen auseinander. Volker Wessendorf fasziniert mit der elektronisch gesteuerten Skulptur „Verwandlung“. Zischen und Lichtblitze begleiten das Metaphorische. Magisch wird der Blick von Dietmar Paetzolds Fotografie „Redhead 2.0“ angezogen: Ein roboterähnlicher Kopf mit Objektivaugen.