Bildung: Glücklich über das Abi mit 17

Viel besser als ihre Lehrer konnten Schüler des Gymnasiums Eltern die Vorteile von G8 erklären.

Haan. Die Vorteile von G8 aufzuzählen, fiel Lehrern und Schulleitung des Städtischen Gymnasiums Adlerstraße am Dienstagabend schwer. „Wir diskutieren selten über die Vorteile, weil wir immer noch mit der Optimierung der Umsetzung beschäftigt sind“, räumte Schulleiterin Friederike von Wiser ein.

Sie, ihr Kollegium, Schüler und Eltern von Gymnasiasten hatten rund 50 Mütter und Väter in der Aula der Schule begrüßt, um sie über das Erlangen der Hochschulreife in acht statt, wie früher üblich, neun Schuljahren zu informieren. Und am Ende waren es Schüler, die Väter wie Andreas Rehm — er hatte nach den Vorteilen der verkürzten gymnasialen Schullaufbahn gefragt — vom G8 überzeugten. Auch wenn es drei Schüler waren, deren Abinote eine Eins vor dem Komma haben wird. „Wir hätten auch gerne Schüler gehört, die nur befriedigend stehen“, rief eine Mutter ins Auditorium.

„Ich würde schreiend weglaufen, wenn ich noch ein weiteres Jahr zur Schule gehen müsste“, sagte Johanna Angern. Die Abiturientin des ersten G8-Jahrgangs hat sogar ein Jahr in Irland verbracht — ohne aus ihrer Sicht nennenswerte Nachteile im Schulalltag. „Ich mache jetzt mit 17 mein Abitur und habe Lust, dann zur Uni zu gehen“, sagte sie. „Wenn ich es könnte, würde ich mich nie für G9 entscheiden.“

„Ich bin faul, ich treffe Freunde, ich mache Sport und ich habe von G8 keinen Schaden genommen“, sagte Johannes Oswald. Auch er macht in den kommenden Monaten sein Abitur — mit einem Durchschnitt von 1,9 oder 2,0. „Ein Einser-Abitur ist für jeden drin, der seine Defizite kennt“, sagte er selbstbewusst.

Dass der schulische Alltag anspruchsvoll sei, verheimlichte von Wiser nicht. 34 Wochenstunden in der achten Jahrgangsstufe, 35 in der neunten und 36 in der Oberstufe seien kein Spaziergang. Entsprechend fördere das Gymnasium ab der Klasse fünf seine Schüler, besonders in den Kernfächern. „Wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich meine Lehrer und bei Einzelfragen kommen sie auch zu mir“, sagte Antonia Schöneberg, die die achte Klasse besucht.

Dass vor allem der Übergang von Mittel- zur Oberstufe Veränderungen im Schulalltag mit sich bringt, verdeutlichten die Schulsprecher, die die zehnte Klasse besuchen. „Man muss selbstständig werden“, sagte sie. Als 16-Jährige, sie hat die neunte Klasse wiederholt, falle ihr das weniger schwer als den jüngeren. Und: „Die Lehrer können nicht mehr so sehr auf einen achten“, hat sie festgestellt. Und ihr Mitstreiter Vicco Geßner ergänzte: „Es wird schwieriger, auch vom Stoff her. Man merkt, dass angezogen wird.“

Ob sich der Zeitgewinn, den das Gymnasium nach acht Schuljahren bringt, am Ende wirklich als Vorteil erweisen wird, muss sich noch zeigen. Für Abiturient Constantin Bremer könnte G8 bedeuten: „Ich mache mit 17 mein Abitur und wenn ich daran ziehe, habe ich mit 20 meinen Bachelor-Abschluss in der Tasche und bin auf dem Arbeitsmarkt.“