Kplus-Insolvenz Das Hildener Krankenhaus ist so gut wie gerettet
Hilden · Es kommt zur Fusion zwischen Hilden und Langenfeld: Beide Standorte werden als ein Krankenhaus durch die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe weitergeführt. Noch gibt es allerdings offene Fragen zur Finanzierung und zur Zukunft medizinischer Fachabteilungen.
Das St. Josefs Krankenhaus ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerettet. Der Hildener Standort soll gemeinsam mit dem St. Martinus Krankenhaus in Langenfeld unter einem Dach weitergeführt werden. Neue Betreiberin wird die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) sein. Endgültig gesichert ist die Zukunft des Standortes mit Unterzeichnung des Notarvertrages. Das soll innerhalb der nächsten Wochen geschehen.
Die Belegschaft in Hilden wurde über diese Weichenstellung am Montagmittag informiert. Hans-Peter Gaza, stellvertretender Vorsitzender der Mitarbeitervertretung, konnte den Erhalt des Krankenhauses bestätigen, wollte aber nicht in Euphorie ausbrechen, solange der Notarvertrag nicht unterschrieben ist: „Wir sind gebrandmarkte Kinder und haben eine Berg- und Talfahrt hinter uns.“
Die Abteilungen werden auf die Standorte Hilden und Langenfeld aufgeteilt. Den Hildener Mitarbeitern sei mitgeteilt worden, dass die Unfallchirurgie und die Orthopädie in die Nachbarstadt wechseln sollen. Die Geburtshilfe soll dafür nach Hilden kommen. Noch in der Schwebe sei, so Gaza, der Standort für eine Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie. Über eine solche Abteilung verfügt die Solinger St. Lukas Klinik, die ebenso wie die Krankenhäuser in Hilden und Haan zur insolventen Kplus-Gruppe gehört, und geschlossen werden soll.
Treue Mitarbeiter könnten
das Haus jetzt retten
Es gibt allerdings einen Unsicherheitsfaktor: die Beschäftigten. „Wir werden den neuen Weg nur gemeinsam mit einer ausreichenden Zahl an Mitarbeitenden gehen können“, schreibt die GFO in einer Pressemitteilung. Zum Hintergrund: Für das Krankenhaus St. Josef in Haan hatte die alte Betreiberin entgegen ursprünglicher Ankündigung die Betriebsschließung aufgrund personeller Engpässe vom 31. Januar auf den 21. Dezember vorgezogen. Hat es vergleichbare Engpässe in Hilden gegeben? Gaza: „Die Mitarbeiter haben diesem Haus die Stange gehalten und das rettet uns jetzt.“ Tatsächlich aber lässt sich der GFO-Text so deuten, dass die Zahl der Beschäftigten in Hilden zu niedrig ist.
Mit der großen Demonstration konnten Hildener beeindrucken
Der Hildener Bürgermeister Claus Pommer glaubt, dass die deutlich vernehmbaren Stimmen für den Erhalt des St. Josefs Krankenhauses auch zu dessen Rettung beigetragen haben. Vor allem die Demonstration im Oktober mit rund Zehntausend Teilnehmern sei ein ganz wichtiges Zeichen gewesen, vermutet das Stadtoberhaupt, das nach Ankündigung der Schließung der Krankenhauses sogar seinen Urlaub abgebrochen hatte und zu den Organisatoren der ganzen Aktion gehörte.
Diese Demonstration, geplant ohne großen Vorlauf und ohne Drehbuch, sei authentisch und emotional gewesen: „Es war eine sehr beeindruckende Veranstaltung, wie ich sie in Hilden so noch nie erlebt habe. Es wurde klar, welche Bedeutung das Krankenhaus für die Menschen und die Region hat.“
Von dieser Initialzündung aus geriet dann etwas in Bewegung. Die Gespräche zwischen Stadt, Land, alter Betreiberin und potenziellen Nachfolgern zeigten aber auch auf, dass der Standort Hilden nur mit finanzieller Unterstützung durch die öffentliche Hand eine Zukunft haben würde. Konkret geht es an dieser Stelle um ein Darlehen, das die GFO als Betreiberin erhalten wird, um die gemeinsamen Geschäfte in den Krankenhäusern in Hilden und Langenfeld in Gang zu bringen. Es soll dann innerhalb eines Jahres zurückgezahlt werden. Auch über einen Betriebskostenzuschuss wird zwischen den Beteiligten noch zu reden sein.
Einen Fahrplan für die kommenden Monate konnte die GFO auf Anfrage allerdings noch nicht nennen. Die Gesellschaft verweist unter anderem auf Bewilligungsbescheide, die vom Land kommen müssen. Erst dann sei es möglich, die Fusion der beiden Krankenhäuser voranzutreiben. Bis wann dieser Prozess dann abgeschlossen werden kann, sei daher nicht absehbar, teilte die GFO weiter mit. Ziel sei es aber, den Notarvertrag Anfang Dezember aufzusetzen.
Nach aufreibenden Wochen vor allem für die Beschäftigten der Kplus-Gruppe – insgesamt verschickte sie über Hilden hinaus rund 1000 Kündigungsschreiben – sollten sich die Wogen in den kommenden Monaten glätten.
In der Rückschau bleibt viel Unverständnis über das intransparente Agieren der alten Betreiberin des Krankenhauses. Bürgermeister Claus Pommer kritisiert an dieser Stelle: „Man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mit offenen Karten gespielt wird.“