Evangelisch-reformierte Kirche in Haan Pfarrhaus-Renovierung für 600.000 Euro

Haan · Die Fensterbänke und Fensterläden sollten erneuert werden – geworden ist daraus eine Großbaustelle.Das Gruitener Schmuckstück hat unter anderem eine komplett neue Fassade bekommen.

Baukirchmeister Burkhardt Ibach vor dem sanierten Pfarrhaus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Burkhardt Ibach schaut an der Fassade des evangelischen Pfarrhauses hoch. „Es hat sich alles gelohnt“, stellt er zufrieden fest. Das Schmuckstück im Gruitener Ortskern erstrahlt in neuem Glanz. „Eigentlich wollten wir ja nur die Fensterbänke und die Fensterläden renovieren“, erklärt der Baukirchmeister. Daraus geworden ist eine grundlegende Sanierung mit rund eineinhalb Jahren Bauzeit. Kostenpunkt: 600 000 Euro.

Das Pfarrhaus, welches seit Anfang November von einem Gerüst verdeckt war, wurde rundum erneuert, immer aber mit den durch den Denkmalschutz notwendigen Auflagen. Dadurch wurde vieles aufwendiger, die ursprüngliche Bauart und das Aussehen blieben jedoch erhalten. „1764“ prangt in frisch gestrichenen, schwarzen Lettern über der Eingangstür mit dem imposanten Löwenkopf als Türklopfer, natürlich wurde auch die grüne Holztür komplett aufbereitet. „Wir konnten nirgendwo einfach nur Farbe drüberpinseln“, erklärt Burkhardt Ibach. Alle Fensterläden, allein auf der Eingangsseite des Hauses sind es 14 an der Zahl, mussten ausgebaut und in einer Schreinerei mühevoll aufbereitet werden. Gleiches gilt für die sich mittig am oberen Stockwerk befindliche Ladeluke zum Speicher; gleich darüber blieben die kleinen Fensterchen aus grünem Glas erhalten. „Die Fenster sind eigentlich das einzige, was wir erhalten konnten“, beschreibt Burkhardt Ibach.

Ihn selbst haben die Bauarbeiten viel Arbeit gekostet, „schätzungsweise vielleicht soviel wie ein Halbtagsjob“, blickt er zurück. Allein die wöchentlichen Baubesprechungen, „und das war ja lange nicht alles.“ Dennoch blickt er gut gelaunt zurück, „denn die geleistete Arbeit hat wirklich ein fantastisches Ergebnis hervorgebracht, wie auch unser Architekt uns bescheinigt hat.“ Die Zimmerei von Arne Bergmann aus Velbert, der Fensterbauer Formschön aus Vohwinkel und Marcus Bille, der als „One-Man-Show“ Schicht für Schicht das komplette Fachwerk erneuert haben, hätten eine großartige Arbeit geleistet.

Gleich zwei Renovierungen
kurz hintereinander

Zur Gartenseite des Hauses hin ist die komplette Schieferwand neu gestaltet worden, außerdem die Deckenbalken, „die waren praktisch nur noch zur Hälfte existent.“ Und so entdeckte Ibach nach und nach immer mehr Baustellen, die anzugehen waren. Im linken der Zimmer brach im oberen Stock der Putz nach innen weg, dieses und das Zimmer daneben befinden sich auch gerade noch in der Renovierung. Ibach ist zwar kein Handwerker, sondern gelernter Krankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin, „der aber über gesunden Menschenverstand verfügt“, wie er mit einem Schmunzeln sagt, und zudem nach seinem Wechsel in die Industrie einiges an Erfahrung in der Organisation großer Projekte gesammelt hat.

Auf der Rückseite des Hauses befindet sich zusätzlich ein Anbau, früher doppelstöckig und mit einem kleinen Gemeindesaal im Innern, seit den 60er Jahren einstöckig. „Hier war das Dach marode und die Isolierung musste ausgetauscht werden.“ Nach dem Hochwasser im Juli 2021 musste zudem die komplette Heizungsanlage erneuert werden, „wir haben auf eine Hybridheizung aus Gas und Wärmepumpe umgestellt.“ Es sind also zwei Sanierungen, die das Pfarrhaus nun in kürzester Zeit hinter sich hat, zum einen die nach den Hochwasserschäden, zum anderen die, die die letzten eineinhalb Jahre gedauert und 600 000 Euro gekostet hat. „110 000 Euro steuert dankenswerter Weise das Land NRW bei“, berichtet Ibach, den Rest jedoch stemmt die evangelisch-reformierte Kirche selbst.

Im Innern des Hauses hat Pfarrer Hanno Nell sein Büro, ebenso Gemeindesekretärin Claudia Geßner. Außerdem lebt darin die Pfarrersfamilie Nell, die auch während der kompletten Bauarbeiten im Haus bleiben wollte, obgleich zeitweise Wohnzimmer und Küche nicht nutzbar waren und zwei Zimmer im ersten Stock auch heute noch nicht wieder bewohnbar sind. „Diese werden nun renoviert, außerdem legen wir jetzt die Grundlagen, um den Garten nach der Bauphase wieder zur verschönern“, sagt Burkhardt Ibach.