Die Hilfe aus Haan kommt an
Pater Jerome aus Indien dankt für die Unterstützung der Projekte, die er betreut.
Haan. In reinem Weiß leuchtet das mehrgeschossige Gebäude in der Sonne, grün blühende Palmen säumen den Weg dorthin. Die Chavara School in Nandurbar (Westindien) ist fertiggestellt. Kindergarten und Fachunterrichtsräume haben bereits ihre Plätze gefunden, künftig soll auch so etwas wie eine gymnasiale Oberstufe untergebracht werden.
Von diesen erfreulichen Nachrichten kann Pater Jerome bei seinem Besuch in Haan berichten, von wo seine Gemeinde seit Jahren unterstützt wird. Auch im Musikraum der Don-Bosco-Schule ist er zu Gast, um über seine Arbeit zu berichten.
Er ist die treibende und unermüdliche Kraft, die für den Bau von Schulen wie der Chavara School verantwortlich ist. Es ist sein Lebenswerk, den Analphabetismus in seiner Heimat zu bekämpfen. „Durch die gute Erziehung der Kinder verändern sich die sozialen Strukturen im Land“, sagt er.
„Unsere wichtigste Aufgabe ist die Erziehung“, sagt der 77-Jährige, der dem Karmeliterorden angehört. Zwar gibt es staatliche Schulen, aber keine Schulpflicht. Außerdem sind die Provinzen Indiens ein weites Land. „Und in den Millionen Dörfern gibt es keine Schulen“, sagt er. Also haben der Geistliche und seine Helfer von der Mission begonnen, Alphabetisierungsstationen aufzubauen. „Wir waren Pioniere“, sagt er.
19 dieser Hütten, in denen bei Kindern die Neugierde auf Bildung geweckt wird, gibt es inzwischen. Anhand von Fotos und kurzen Videos, mit denen er seinen Vortrag illustriert, können sich die etwa 20 Zuhörer ein Bild vom Alltag in Nandurbar machen. Kuh, Schaf, Huhn und Mensch leben dort zusammen in einer Hütte.
Die Dorfkinder hocken im Schneidersitz auf dem Boden, ihre kleine Schiefertafel auf den Knien, und lassen sich unterrichten. Viele sprechen zunächst nur ihren dörflich-regionalen Dialekt und lernen als Erstes die Landessprache.
„Im besten Fall möchten sie dann auf eine richtige Schule gehen“, sagt Pater Jerome. Etwa zur Chavara School, die von rund 2000 Kindern besucht wird. Die Klassenstärke beträgt durchschnittlich 50 Schüler. Dort stehen auf dem Stundenplan die üblichen Fächer von Mathe bis Englisch, aber kein Religionsunterricht. Anstelle dessen lehren die Ordensschwestern konfessionsübergreifend Ethik.
Die Mission hat inzwischen sechs Schulen gebaut, außerdem hat das Projekt neben den 19 Alphabetisierungsstationen drei Internate für Jungen und zwei für Mädchen errichtet. Und die Arbeit von Pater Jerome, der in der Mission von zwei Sozialarbeitern, 38 Ordensschwestern, zwölf Priestern und inzwischen acht Theologiestudenten unterstützt wird, geht weiter. „Es ist ein langer Prozess. Dafür braucht man nicht nur Geld, das fordert viel Geduld“, sagt er.
Als Nächstes soll ein Heim für Behinderte entstehen. „Wer behindert ist, wird in Indien regelrecht versteckt“, berichtet der Besucher. Inmitten eines ländlichen Nirgendwos hat der Orden zwei Hektar Land erworben. Noch wächst dort Baumwolle. Nach dem Wunsch Pater Jeromes wird dort ein Domizil für Behinderte entstehen.