„Es ertrinken immer noch zu viele Menschen“

Andreas Klump ist der Vorsitzende der DLRG Haan und wirbt für einen Crash-Kurs.

Foto: Stefan Fries

Haan. Die Mitglieder der Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sind Experten in Rettungsfragen. Der Vorsitzende Andreas Klump weiß um die Bedeutung des Rettungsschwimmens. Er unterstreicht, dass jedes Jahr immer noch zu viele Menschen ertrinken.

Was bedeutet der Begriff „Crash-Kurs“?

Andreas Klump: Normalerweise erwirbt man das Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze in einem halbjährigen Kurs. Wir bieten jetzt einen Schnellkurs über fünf oder sechs Übungsabende für diejenigen an, die die Lizenz aus beruflichen Gründen brauchen. Wer zum Beispiel Polizist werden will oder bei der Feuerwehr arbeitet, benötigt die Lizenz. Auch alle, die in der Schule Sportunterricht erteilen.

Gibt es aufgrund der Kürze des Lehrgangs einen Unterschied in den Prüfungsleistungen?

Klump: Nein, die Prüfungen sind dieselben. Die Teilnehmer müssen bestimmte theoretische Kenntnisse nachweisen und einen praktischen Teil meistern, zu dem Schwimmen nach Zeit, Tauchen und bestimmte Übungen gehören. Wir gehen aber davon aus, dass 30 Meter Streckentauchen oder fünf Ringe vom Boden holen für einen 20-jährigen Polizeianwärter kein Problem sein sollten. Einen Sonderbonus gibt es auf jeden Fall nicht.

Weshalb gibt es überhaupt einen „Crash-Kurs“?

Klump: Viele haben keine Zeit und Lust, ein halbes Jahr lang jeden Montag zu einem Übungsabend zu kommen. Wer die Lizenz für den Beruf braucht, ist aber in der Regel wesentlich motivierter, selbstständig zu lernen und für die Prüfungen zu trainieren. Keiner bekommt die Lizenz geschenkt, aber es ist auch kein Hexenwerk.

Welche Voraussetzungen sind notwendig?

Klump: Man sollte gut schwimmen können, sonst passt es nicht. Der Freischwimmer oder Jugendrettungsschein ist aber nicht notwendig. Allerdings sollte man 400 bis 500 Meter am Stück schwimmen können, denn das Abschleppen einer Puppe über 25 Meter in Kleidung ist nicht mal so eben zu machen.

Wie viele Mitglieder hat Ihre Ortsgruppe?

Klump: Gut 500, aber nicht alle sind Rettungsschwimmer. Nur die, die ausbilden und am Beckenrand stehen, benötigen als Voraussetzung die Rettungsschwimmabzeichen Bronze. Im Moment haben wir 32 Ausbilder, davon haben zehn einen Lehrschein.

Wie wichtig ist denn die Rettungsschwimmausbildung?

Klump: Die Statistik zeigt, dass immer noch viel zu wenig Menschen, vor allem Kinder, schwimmen können. Es gibt noch viel zu tun, gerade jetzt mit den Flüchtlingen und Migranten. Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist verankert, dass es die Pflicht eines jeden Bundesbürgers ist, zu helfen — nicht nur, wenn er sieht, dass jemand im Wasser Probleme hat. Es ertrinken immer noch viel zu viele Menschen. Zu beachten ist außerdem, dass selbst für geübte Schwimmer Strömungen in Flüssen oder in Gewässern gefährlich sind. Deshalb appellieren wir an jeden Einzelnen: Schwimmen lernen ist eine gute Lebensversicherung.