Etwas Deftiges für den Herrn
Nach dem Itterlitter am Freitag ging es am Sonntag bei der Herrensitzung Rustikaler zu.
Hilden. So wie ein Sonntags-Frühschoppen sein muss — nur noch zehnmal größer — ist die Herrensitzung in der Hildener Stadthalle. Dort wird zur Mittagszeit schallend gelacht und mitgesungen, alle zwei Meter steht ein Fässchen Bier auf dem Tisch. Für Sonntag hatten Musketiere und Narrenakademie zur gemeinsamen Sitzung eingeladen. 450 Karnevalsverrückte überließen den Platz zu Hause ihren Frauen.
Beim Auftritt der Tanzgruppen kocht die Stimmung. Alle stehen auf ihren Stühlen, jubeln den knackigen Tänzerinnen der Langenfelder Echten Fründe und der Fauth Dance Company zu. Unter dem Titel Partypiraten präsentieren die Viersenerinnen schnelle Elektro-Versionen von Karnevalsschlagern.
„Zwei Tanzgruppen hintereinander macht man normalerweise nicht“, räumt Ralph Tappert ein, Literat und damit Programmverantwortlicher der Narrenakademie. Diesmal passten die Termine nicht anders, aber der Stimmung tut es keinen Abbruch. „Sogar Leute aus Köln kommen hier hin“, sagt Tappert erfreut. „Zur Herrensitzung erwarte man etwas Deftiges und nackte Haut. Das wird in Köln nicht geboten.“
In Hilden ist für letzteres Nummerngirl Viviane zuständig, die zwischen den großen Auftritten durch den Saal tanzt. Spontan lässt sich die Frau mit der blonden Mähne und den knappen Kostümen auf Tische heben. Altersglatzenträgern dreht sie die Schirmmützen herum.
Für andere Arbeit ist Simone Lang gekommen. Die Fotografin macht Erinnerungsbilder für die Gäste: „Ich kenne viele Sitzungen, aber das ist eine der besten. Die sind alle sehr sympathisch hier“, sagt die gebürtige Hildenerin.
Die Kostümierung der Gäste ist verhalten, ganz auf praktisches Feiern ausgelegt. Dieter Matschke trägt ein Hemd mit roten und gelben Flicken, ist damit einer der bunteren Besucher: „Ich bin rundum zufrieden. Man sieht das sonst im Fernsehen, aber hier ist es live.“
Bauchredner Fred von Halen lässt seinen Emu „Aky“ Witze erzählen und über Guido Westerwelle lästern. Den „Holländer“, Musketier und Kellner der Sitzung, pickt sich der Vogel heraus, meint, der Zweimeterhüne würde sich beim Gehen aufreizend drehen. Der Mann mit dem Tablett serviert van Halen auf der Bühne ein Bier, stößt mit ihm an — und der Saal bricht in Jubel aus.
„Wir haben eine super Resonanz“, sagt Gerd Weidmann, Sitzungspräsident der Musketiere. Das sei eine würdige Fortsetzung der Galasitzung vom Freitag, bei der die Kabarettistin Lioba Albus mit dem 14. Itterlitter ausgezeichnet worden war. „Die Laudatio hat Tom Gerhardt super gemacht“, findet der Ex-Prinz.
Angst, dass die Frauen nach dem Remmidemmi Ärger machen könnten, hat keiner: „Die haben die Damensitzung. Da schauen dann wir nicht hin“, sagt Weidmann.