Experte gibt Tipps für Rollator-Fahrer
Unsere Autorin versuchte sich selbst einmal auf dem Parcours — und ist erstaunt, was es alles zu beachten gibt.
Haan. Was wäre wenn? Eine Frage, die ein gewisses Maß an Vorstellungskraft und Phantasie voraussetzt. Was wäre zum Beispiel, wenn meine Beine nicht gesund wären, ich auf einen Rollator oder gar einen Rollstuhl angewiesen wäre? Beim Rollatortraining im Haaner Krankenhaus entsteht für mich ein erster Eindruck, wie sich das anfühlt, eine Bürgersteigkante als nahezu unüberbrückbares Hindernis zu erleben oder einen Ast als gefährliche Stolperfalle. Um so wichtiger ist es, dass die Gehilfe mir maximale Fallsicherheit bietet.
Bevor ich also zu meiner ersten Rollatorfahrt aufbreche, muss mein Gefährt meiner Größe angepasst und auf eventuelle Schäden gesichtet werden. Auch Gerda Blättler ist zum Rollatortraining erschienen. Sie hat an diesem Tag ihren 81. Geburtstag und bringt ihre eigene Gehilfe mit. Tosten Muntz, Medizinproduktberater vom Sanitätshaus Böge, nimmt sie direkt unter die Lupe. Die Seniorin freut sich sichtlich über den Service. „Ich ziehe ein wenig die Bremsseile nach“, erklärt der Fachmann und sein geschultes Auge entdeckt eines sofort: „Ihre Handgriffe sind unterschiedlich hoch, das müssen wir ändern.“
Mein erster Selbstversuch mit einem Rollator macht mir eins schnell klar: Nur wenn die Griffhöhe optimal eingestellt ist, kann ich eine gebückte Haltung vermeiden, mit geradem Rücken lassen sich nicht nur Schmerzen vermeiden, sondern man hat die Gehhilfe besser unter Kontrolle. „Um die richtige Höhe zu ermitteln, stellt man sich gerade hinter den Rollator und lässt die Arme seitlich locker hängen. Die Höhe der Handgelenke bestimmt die richtige Höhe der Griffe“, erklärt Muntz´ Kollege, Andreas Gerlach.
Gerda Blättler staunt. „Ja, jetzt kann ich richtig gerade stehen“, freut sie sich. Und noch etwas fällt den Fachmännern auf, während Gerda Blättler und ich unter ihren kritischen Augen die Gehhilfen vor uns her schieben: „Sie müssen zwischen den Hinterreifen laufen, nicht dahinter. Ansonsten geht der Rollator mit ihnen spazieren und nicht sie mit ihm“, erklärt Gerlach. „Den Fehler sieht man auf der Straße recht häufig.“
Dann kommt noch Rosemarie Schaefer hinzu. Die aufgeweckte alte Dame ist seit fünf Jahren auf ihren Rollator angewiesen, er ist ihr zu einem treuen Weggefährten geworden. Nun soll die Seniorin eine Kante hochfahren, auf einer extra aufgebauten Test- und Übungsstrecke. Ich folge ihr mit meinem Rollator, da ich keine Erfahrung besitze, mache ich es wie Rosemarie Schaefer und hebe die recht leichte Gehilfe einfach hoch. Während das für mich kein große Problem ist, ist es für gehbehinderte und eher gebrechliche Frau ein echter Kraftakt.
Thorsten Muntz hat eine Überraschung für uns. „Schauen Sie mal, an den Hinterrädern befinden sich zwei kleine Hebel, das sind sogenannte Trittkappen, wenn sie dort leicht drauftreten, geht der Rollator vorne automatisch hoch.“ Rosemarie Schaefer ist fassungslos. Fünf Jahre lang hat sie das nicht gewusst. „Es ist sehr wichtig, dass wenn ein Rollator nötig wird, man sich in einem Fachgeschäft beraten und sich alles zeigen lässt. Es gibt unterschiedliche Modelle, je nach Preisklasse unterschiedlich ausgestattet“, rät Gerlach. „Alles wunderbar“, resümiert Torsten Muntz. „Sie alle drei haben soeben den Rollatorführerschein bestanden.“ Die Damen jedenfalls können stolz auf sich sein.