„Finanziell lohnt es sich nicht“

Mit der Aufführung „Riverside Drive“ geht die erste Aufführungsreihe des Niederrhein Theaters in Haan zu Ende. Schauspieler brauchen einen langen Atem.

Haan. Die beiden Männer auf der Bühne sind sich einig, dass sie etwas von einander lernen können: „Sie sind Psychopath, ich nur Neurotiker — eine andere Stufe“, merkt Schriftsteller Jim Swain an. Eigentlich wollte er mit seiner Geliebten nur Schluss machen. Der Obdachlose Fred Savage überzeugt ihn an einem Nachmittag im Nieselregen am Ufer des Hudson Rivers, dass er sie besser gleich umbringen sollte.

Die schwarze Komödie „Riverside Drive“ von Woody Allen hat am Samstagabend die erste Serie des Niederrhein Theaters in der Aula des Gymnasiums Adlerstraße beendet.

Fred — mit einem T-Shirt der Heilsarmee unter seiner Anzugjacke — will Jim dazu bringen, ihn an seinen Stücken zu beteiligen. Immerhin sei es sein Leben, das dem Schriftsteller die Ideen gegeben habe. „Sie sollten abhauen und ihre Medikamente wieder nehmen“, wehrt sich der Autor. Michael Koenen spielt Allen wie er den Schriftsteller spielt, trägt eine schwarze Brille und knetet seine Hände beharrlich.

Allens skurrile Dialoge lösen Gekicher im Publikum aus. In Fahrt kommt das Spiel nach 40 Minuten, als Verena Bill als Geliebte auftritt. Pech für sie, dass sie von ihrem Geliebten Geld fordert, falls sie seiner Frau gegenüber schweigen soll.

Besucherin Silvia Lamprecht gefällt das Stück: „Allen ist immer amüsant“, findet die Haanerin. Außerdem habe sie es ausnutzen wollen, dass mal ein Theater nach Haan kommt. Ihr Favorit des Abends ist Fred. Ihrem Begleiter Eberhard Schröder war Christian Stock in dieser Rolle aber zu unkonzentriert.

Nach absurden Mordideen und hochdramatischen Szenen endet das Stück mit einem sonoren „Das war’s“ aus der Kulisse und herzlichem Applaus aus den Reihen der Zuschauer.

Der Einakter soll nicht der letzte Auftritt des Niederrhein Theaters in Haan sein. Drei weitere Auftritte für den Herbst sind angekündigt — zwei Kinderaufführungen, dazu „Fräulein Julie“ von August Strindberg. „Nach dem Froschkönig wird jetzt schon gefragt“, freut sich Fritz Köhler vom Kulturamt. Ansonsten ist der Ticketverkauf wechselhaft. Im Januar lockte „Rumpelstilzchen“ rund 140 Besucher an, für Riverside Drive waren nur 19 Karten im Vorverkauf abgesetzt worden, am Samstagabend waren es dann 25 Zuschauer. „Man spielt, damit man das Publikum zufriedenstellt, das da ist“, erklärt Koenen. Finanziell lohne sich das nicht.

Koenen, Bill und Köhler sind sich sicher, dass sie in Haan Ausdauer brauchen werden, um das Theater zu etablieren. Die Reihe am festen Spielort des Ensembles auf Burg Dilborn bei Brüggen habe ebenfalls langsam aufgebaut werden müssen, laufe aber inzwischen stabil.

Genügend Potenzial sei in Haan vorhanden, findet Köhler: „Ich geh durch die Straßen, lese die Klingelschilder und denke: die waren alle noch nicht bei uns.“