Fliegende Glücksboten gefilmt
Heimatfilmer Josef Ahrweiler hat einen Film über Gruiten und die Schwalben gedreht.
Gruiten. Ein Bauer, der früher weniger als fünf Schwalbennester in seinem Stall zählen musste, „war eine arme Socke“. Er war Gesprächsthema im Dorf, ihm wurden schlechte Erträge und wenig Glück in der Ehe beschieden. „Früher hatten Schwalben eben einen ganz anderen Ruf“, sagt Josef Ahrweiler. Früher galten Schwalben als Glücksboten, heute schlagen manche Hausbesitzer die Nester von den Wänden — auch wenn das verboten ist. Ahrweiler (58), Hobby- und Heimatfilmer aus Gruiten, hat die Vögel im Laufe des vergangenen Jahres in sein Herz geschlossen. Deshalb hat er auch gleich seinen neuesten Film nach ihnen benannt: „Glücksboten, Gruiten und die Schwalben“.
„Eigentlich wollte ich im vergangenen Jahr gar keinen richtigen Film machen“, sagt Ahrweiler. Vor zwei Jahren hat der Maschinenbau-Ingenieur und Vater einer Tochter seine „Gruiten-Trilogie“ beendet und seine Filmtechnik komplett auf das hochauflösende HD umgestellt. „Die Zeit war reif, aber es war auch ein krasser Einschnitt“, sagt er. Er musste sich von seiner geliebten Sony-Kamera trennen, hat dafür zwei neue Kameras angeschafft — und auch seine Werkstatt auf den neuesten Stand gebracht. „Ich kann jetzt DVD und Blue Ray anbieten“, schwärmt Ahrweiler und versichert: „Meine Filme haben eine höhere Auflösung als die Beiträge im Fernsehen.“
Sein neuestes Werk, darauf legt Ahrweiler wert, ist kein reiner Naturfilm, sondern auch ein auf Gruiten bezogener Film. „Er fängt im Winter, im verschneiten Dorf an, zeigt, wie das Frühjahr kommt, und fragt dann, wo die Schwalben bleiben“, sagt er. Die Schwalben stehen natürlich im Mittelpunkt des 50-Minüters und sind zugleich der rote Faden des Films.
„Ich erläutere auch die Unterschiede zwischen Mehl- und Rauchschwalben und gebe viele sachliche Informationen auf einem verständlichen Niveau“, sagt Ahrweiler, der zugibt: „Ich habe selbst viel Neues während meiner Dreharbeiten gelernt.“ Bei seinen bisweilen stundenlangen Aufenthalten im Kuhstall des Mettmanner Benninghofes hat er zum Beispiel erfahren, dass Kühe jedes Jahr ein Kälbchen gebären müssen, damit sie Milch geben.
Kleine Schwälbchen sind die ersten zehn Tage blind und nackt. Es vergehen etwa 24 Tage, bis sie ihr Nest verlassen. „In so einem Kuhstall schlüpfen gut 100 Schwalben im Jahr“, sagt Ahrweiler, der bislang eigentlich gar keinen Bezug zu Schwalben hatte. Erst Gruitens Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe brachte ihn auf die Idee, die Zugvögel in den Mittelpunkt eines Films zu stellen.
16 Stunden Material hat Ahrweiler in einem Jahr über die Schwalben aufgezeichnet. „Das ist mehr als ich in den vier Jahren für die drei Gruiten-Filme zusammengetragen habe“, sagt er. Entsprechend schwer sei es ihm gefallen, daraus einen 50 Minuten langen Film zu machen. Ahrweiler: „Ich kann nicht sagen, wo der Film Schwächen hat. Ich habe so viel daran gearbeitet, ich kenne jede Passage, jeden Clip. Vielleicht habe ich zu viel reingepackt.“