Frau Pfarrerin setzt sich durch
Gabriele Gummel feiert am Sonntag ihr Dienstjubiläum in der Haaner Gemeinde.
Haan. Rückblickend war es kein leichter Anfang für Pfarrerin Gabriele Gummel in der Evangelischen Kirchengemeinde Haan. Vor 25 Jahren hat sie sich — mit sechs Männern — um die vakante Pfarrstelle beworben. Mit Erfolg. „Meine Bewerbung war allerdings einigen Gemeindegliedern suspekt“, erinnert sich die heute 54-Jährige an einen ungewöhnlichen Auftakt in Haan. Die Unterhaaner hätten lieber den verheirateten, erfahrenen Mitbewerber in ihrem Bezirk gesehen.
„Ich bin feministische Theologin“, sagt sie. Während heute Pfarrerinnen in vielen Gemeinden anzutreffen sind, gab es 1986 nur wenige Frauen auf der Kanzel. „Damals ging es zum Beispiel um die Frage, ob Gott ein Mann ist. In der patriarchischen Gesellschaft wird Gott immer als Vater, als Herr verstanden, aber das greift natürlich viel zu kurz“, sagt Gummel. Sie war damals auch Redakteurin bei „Schlangenbrut“ — eine Zeitschrift für feministisch religiös interessierte Frauen.
Genau das hatte ein Haaner Gemeindeglied herausgefunden. Die Folge: Beim Landeskirchenamt gingen 22 Einsprüche gegen die Bewerbung von Gabriele Gummel ein. „Das ist sehr selten, und das Landeskirchenamt war mit den Einsprüchen total überfordert und wies sie am Ende zurück“, sagt die Pfarrerin. Sie besuchte anschließend alle Frauen und Männer, die Einspruch eingelegt hatten. „Ich konnte damals einiges deutlich machen und erklären. Es gab und gibt inhaltliche Differenzen, aber dennoch schätze ich die Menschen“, sagt sie.
Das bestimmt auch heute ihre Arbeit als Pfarrerin in der Gemeinde. Die Arbeit im Team, mit ehrenamtlichen Mitarbeitern liegt ihr am Herzen. „Ich bin gerne Pfarrerin“, sagt sie: „Immer noch.“ Auf den Weg gebracht hat sie die Ökumene („die war hier immer gut“), den Gospelchor „Taktvolk“, die Kinder- und Familiengottesdienste, den Kinderbibelmorgen und auch die Zehn-Minuten-Andachten. „Ich gebe Dinge gerne weiter, leite Menschen an und beginne dann neue Projekte“, sagt sie.
Ihre schwierigsten Jahre in der Gemeinde waren die zwischen 1999 und 2002. „Pfarrer Vedder ging damals in den Ruhestand, und das Presbyterium musste entscheiden, ob seine Stelle wieder besetzt wird oder nicht. Das Gremium hat sich unendlich schwer getan mit dieser Entscheidung, das war ganz schwierig“, sagt Gummel. Am Ende sei die Stelle unbesetzt geblieben und der Beschluss wurde gefasst, das Paul-Gerhardt-Haus zu verkaufen. Aus Pfarrerin Gummels Sicht war das eine richtige Entscheidung. „Wir hätten das Haus nicht halten können“, sagt sie.
Für die Zukunft hat sie keine expliziten Pläne. „Aber ich wünsche mir, dass die gute Zusammenarbeit in der Gemeinde und die Ökumene weitergehen, dass wir die ehrenamtliche Arbeit ausbauen und auch die Kirchenmusik weiterhin einen großen Stellenwert in der Gemeinde hat.“