Haan Grundschule schickt Hilfsgüter nach Kiew

Haan · Ein 40-Tonner mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und mehr startete am Freitagmittag von der Grundschule Bollenberg aus in Richtung Ukraine. Ihn begleiteten viele gute Wünsche – die Schulkinder hatten Plakate gemalt.

Im Rahmen einer Art Mahnwache haben Schüler der Grundschule Bollenberg den Hilfstransport in Richtung Ukraine verabschiedet.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Grundschule Bollenberg am Freitagmittag: Die Wand aus mit Kleidung gefüllten Umzugskartons, Medikamentenpaketen und Paletten voll übereinandergestapelter Grünkohlkonserven ist beeindruckend. Sie zieht sich vom Eingang des Schulgebäudes quer über den Pausenhof bis unmittelbar auf den Wendehammer, wo der mit Spannung erwartete „40-Tonner“ gerade in seine Parkposition rangiert.

Der Laster wird jubelnd
wie ein Popstar empfangen

Lehrerin Anna Bak freut sich über die große Hilfsbereitschaft.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Lkw wird jubelnd empfangen, mit einem Menschenauflauf fast wie bei einem Popstar: Nahezu das gesamte Lehrerkollegium ist gekommen, um mit anzupacken. Und die Jungen und Mädchen der Grundschule haben es sich nicht nehmen lassen, Bilder und Plakate zu malen. Sie alle möchten an diesem Tag ein Signal der Hoffnung in Richtung Ukraine schicken – per Hilfsgüter-Lkw.

Gärtner des städtischen Betriebshofes bepflanzen das Beet auf dem Alten Markt in den Farben der ukrainischen Flagge.

Foto: Stadt Haan

Marie Grützner (23) ist eine der ersten, die beim Einladen mit anpackt. Die Vertretungslehrerin kann kaum fassen, wie enorm und spontan die Haaner auf den Spendenaufruf ihrer Kollegin Anna Bak in der vergangenen Woche reagiert haben: „Eine halbe Stunde, nachdem die Nachricht online zu lesen war, haben die ersten Leute schon Pakete vorbei gebracht“, berichtet sie, während sie einen Kleiderkarton auf die Laderampe hievt. Zwei kaum genutzte Räume der Schule hatten als Lagerraum gedient. Dort türmten sich Paletten voller Hilfsgüter – vom Schlafsack bis zum Teddybären.

Viele freiwillige Helfer beladen den Sattelzug.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Jetzt wird das ganze verladen – und schnell ist klar, dass der gesamte Stauraum des Lastwagens benötigt wird. Während Matthias Rüffer (47) Kiste auf Kiste stapelt, berichtet er über einen weiteren Baustein der Erfolgsgeschichte dieses Hilfstransportes: „Eigentlich wollten wir vom Haaner Lions Club für die Transportkosten aufkommen“, sagt das Vorstandsmitglied, doch das habe Spediteur Boris Meller rundheraus abgelehnt. „Er hat darauf bestanden, die Kosten selber zu übernehmen“, lobt Rüffer. Angesichts seiner russischen Herkunft sei das ein besonders schönes und wichtiges Zeichen.

Und es gibt noch so viele weitere: Lehrern Eva Wunsch beispielsweise berichtet von älteren Leuten, die in den vergangenen Tagen gezielt nachgefragt hätten, was denn in den Paketen noch fehlen würde, um daraufhin bedarfsgerecht einkaufen zu gehen. Die Markt-Apotheke in Haan habe ebenso wie die Peterseim-Apotheken und die Mettmanner Stern-Apotheke dringend benötigte Medikamente gespendet, fügt Matthias Rüffer hinzu.

Für Organisatorin Anna Bak, die gleichermaßen von der Hilfsbereitschaft Haaner, als auch der Unterstützung ihres Lehrerkollegiums hellauf begeistert ist, geht schließlich noch ein Herzenswunsch in Erfüllung: „Ich habe eben gehört, dass die Hilfsgüter nicht, wie angekündigt, in Polen verteilt, sondern von ukrainischer Seite entgegengenommen und weiter bis nach Kiew transportiert werden“, berichtet sie tief bewegt. Damit habe sie nicht mehr gerechnet: „Aber gerade dort werden die Sachen jetzt besonders dringend gebraucht.“

Für den Samstag wird der Hilfstransport aus Haan bereits in Polen erwartet. Anna Bak will die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten, wann er dort eintrifft und wie es dann weitergeht. Auf die Frage, ob der Transport von der Grundschule Bollenberg aus eine einmalige Aktion bleibe oder wiederholt werde, lächelt die Lehrerin verschmitzt: „Ich habe schon zwei Ideen, möchte momentan aber noch nicht verraten, was es ist“, sagt Anna Bak. Es sei noch zu früh dafür.

Doch egal, was am Ende dabei herauskommt – dass sie auch diesmal wieder genügend Helfer finden wird, sei es an der Grundschule oder überall im Stadtgebiet, davon ist schon jetzt auszugehen.