Hildener und Haaner demonstrieren am Landtag „Die Klinik hat mich gerettet, jetzt möchte ich die Klinik retten“

Düsseldorf · Rund 200 Menschen demonstrierten am Mittwoch gegen die Krankenhausschließungen in Hilden und Haan.

Nach den Protestveranstaltungen in Hilden und Haan sind am Mittwoch rund 200 Menschen vor den Landtag in Düsseldorf gezogen, um gegen die Krankenhausschließungen zu demonstrieren. Außerdem wurde einem Vertreter des Gesundheitsministeriums eine Petition überreicht, die knapp 60 000 Menschen unterzeichnet haben. Ausgedruckt passten diese auf mehrere Hundert Seiten Papier. „Bei einer Einwohnerzahl von 55 000 Menschen in Hilden und knapp 30 000 in Haan ist das absolut beachtlich“, so Marc Höltgen, der die Demo angemeldet hatte.

„Die Klinik in Haan hat mir 2016 das Leben gerettet“, erzählt Angelika Keßler, die dort drei Wochen lang im Koma lag. „Jetzt will ich die Klinik retten.“ Vor Kurzem musste sie wegen eines Asthmaanfalls mit dem Krankenwagen nach Solingen gebracht werden – das habe eine knappe halbe Stunde gedauert. „Ob ich das beim nächsten Mal überlebe, ist fraglich“, sagt sie. Die Lage sei also durchaus ernst.

Neben Bürgern aus Hilden und Haan sind auch Mitarbeitende der Kliniken zur Demonstration gekommen. Viele von ihnen arbeiten seit über 30 Jahren in Hilden oder Haan. „Ich habe in Haan meine Ausbildung angefangen, noch als Schülerin“, berichtet eine Pflegerin. „Vor 20 Jahren war das Krankenhaus schon einmal von einer Insolvenz bedroht. Weil der Deutsche Orden zahlungsunfähig geworden war, gab es für die Mitarbeiter drei Monate lang kein Gehalt. Gegangen ist damals niemand.“

Pflegekräfte werden derzeit überall händeringend gesucht. Den Mitarbeitenden in den Krankenhäusern in Hilden und Haan seien bereits Angebote von anderen Krankenhäusern gemacht worden. „Sollten die Krankenhäuser in Hilden und Haan bestehen bleiben, haben mehrere Kollegen bereits angekündigt, dass sie bleiben oder zurückkommen“, so die Pflegerin. Das Krankenhaus sei für alle, die heute zur Demo gekommen sind, mehr als ein Arbeitsort.

Eine Pflegerin aus Hilden macht sich Sorgen um ihre Patientinnen im Brustzentrum, besonders um solche, die zurzeit eine Chemotherapie bekommen. „Es ist zurzeit schwierig, einen Onkologen zu finden“, sagt sie. „Bei uns fühlen sich die Patientinnen gut aufgehoben.“ Sie hofft, dass es nach dem 31. Januar 2024 für das Krankenhaus weitergeht. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Eine ganze Schulklasse der Freien Waldorfschule in Gruiten demonstriert heute mit. Emilia Zambon und Johanna Ciupka haben fast alle ihre Klassenkameraden motiviert, in Düsseldorf mitzulaufen. „Unsere Lehrer haben dafür Verständnis“, sagt Zambon. „Sie haben sogar gesagt, wird sollen für sie mitschreien.“

Mittwochs finden im Landtag Sitzungen des Gesundheitsministeriums statt. „Der Betreiber Kplus hat die Sache in den Sand gesetzt“, so Demo-Veranstalter Marc Höltgen. „Eigentlich müssten wir bei Kplus demonstrieren. Aber die werden das Ding nicht mehr retten.“ Deshalb appellieren die Demonstranten an die Politik. „Wenn die Kliniken schließen, wird es zu Todesfällen kommen“, warnt Höltgen. Helmut Watzlawik, Leiter der Abteilung Gesundheit, nahm die Petition entgegen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann konnte aus terminlichen Gründen nicht bei der Kundgebung anwesend sein, bot drei Vertretern der Demonstration aber ein Gespräch am Abend an.