Aktion geht in zweite Runde Kampf gegen Elterntaxis geht weiter

Hilden · Das Problem besteht seit mehreren Jahrzehnten, immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen vor den Schulen. Nun soll die erfolgreiche Aktion „Bye, bye Elterntaxi“ ein zweites Mal aufgelegt werden.

Trotz der Gefahren bringen viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Stau am Schalbruch, an der Augustastraße, vor dem Schulzentrum an der Gerresheimer Straße – in den Sommerferien floss der Verkehr noch reibungslos an den Schulen vorbei, doch seit Montag stockt er zwischen 7.30 und 8 Uhr, immer wieder entstehen gefährliche Situationen. Ein Grund dafür: Eltern bringen ihre Kinder im Auto bis vor die Schule. Stadt und Polizei appellieren eindringlich, die Kinder tunlichst selbst zur Schule gehen oder fahren zu lassen. Die Beamten haben ihre Präsenz vor den Hildener Schulen in der ersten Woche nach den Ferien deutlich erhöht. Und auch die Stadt hat reagiert: Mit der Aktion „Bye Bye Elterntaxi“ hatte die Verwaltung 2022 erstmals einen Wettbewerb ins Leben gerufen, der das Problem auf spielerische Weise angeht. Nun hat Bürgermeister Claus Pommer eine zweite Runde angekündigt.

Das Problem besteht bereits seit vielen Jahren, die Leiterin der Grundschule am Elbsee, Christiane Gierke, kennt es seit mehr als 30 Jahren: „Zum Glück sind noch keine Kinder verletzt worden – aber Blechschäden gab es bereits“, hatte sie vor Kurzem erklärt. Verständnis habe sie für Familien, die mehr als zwei Kilometer von der Schule entfernt wohnten. „Aber Kindern sollte ein Fußweg von 15 bis 20 Minuten zugetraut werden.“

Das sieht auch Heiner Mies, Chef der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei Mettmann, so: „Wer sein Kind mit dem Auto zur Schule bringt, erzieht es zur Unselbstständigkeit“, sagte er vor kurzem. „Die Kinder lernen nicht mehr, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden.“ Das sei auf lange Frist gesehen sehr schlecht für die Kinder. Der Polizeibeamte appelliert an die Eltern, ihre Kinder zu Fuß gehen zu lassen. Er rät aber auch, kreativ auf Lösungssuche zu gehen. In Mülheim/Ruhr beispielsweise seien Elternhaltestellen eingerichtet worden. Dort könnten Eltern ihre Kinder vorbeibringen, dann gingen sie mit einer Aufsichtsperson gemeinsam zur Schule. So etwas kann sich Mies sehr gut vorstellen, beispielsweise auf Parkplätzen von Supermärkten. „Wir unterstützen bei solchen Ideen gerne“, sagte er.

Verkehr vor den Schulen
nahm während Aktion ab

Vor rund einem Jahr legten im Rahmen der Aktion „Bye, bye Elterntaxi“ 900 Schülerinnen und Schüler mehrere Wochen bei Wind und Wetter viele Wege zu Fuß zurück. „Der morgendliche Pkw-Verkehr an den Schulen nahm in dieser Zeit deutlich ab“, berichtet Stadtsprecherin Henrike Ludes-Loer: Ein toller Erfolg, fanden Lehrkräfte und Familien. „Deshalb startet der Wettbewerb am 21. August zum zweiten Mal. Alle Kinder der dritten und vierten Klassen sind aufgerufen, bis zum 15. September so oft wie möglich zur Schule zu laufen“, berichtet die Sprecherin weiter.

Und so läuft der Wettbewerb ab: In den vier Wochen halten die Lehrkräfte jeden Morgen mittels anonymer Strichlisten fest, wie viele Mädchen und Jungen den Schulweg unmotorisiert zurücklegen. Ludes-Loer: „Die Schulklassen, die prozentual den geringsten Einsatz von Elterntaxis verzeichnen, gewinnen. Während die ersten drei Plätze sich über einen Ausflug in einen Freizeitpark ihrer Wahl freuen dürfen, erhalten die Plätze vier bis zwölf einen Gutschein für das Kletter- und Boulderzentrum Bergstation. Und auch die Plätze 13 bis 38 werden gewürdigt: Sie erhalten jeweils 100 Euro für die Klassenkasse.“

Hintergrund der Aktion sei die Beobachtung, dass der Autoverkehr rund um die Hildener Schulen enorm zugenommen hatte und damit auch Stau, Stress und Huplärm. „Einige Eltern haben das Gefühl, dass es sicherer sei, das Kind mit dem Auto direkt an den Schuleingang zu bringen“, berichtet Bürgermeister Claus Pommer. „Leider tragen gerade diese Elterntaxis dazu bei, dass die unmittelbare Gefahr durch Unfälle steigt.“ Kinder, die den Schulweg stattdessen zu Fuß oder mit dem Tretroller zurücklegen, lernen die wichtigsten Verkehrsregeln und wenden sie auch in der Praxis an.

„Mit ,Bye Bye Elterntaxi‘ wollen wir den Familien einen Grund geben, genau das einfach mal selbst auszuprobieren“, erläutert Claus Pommer. „So können wir ihnen hoffentlich einen Weg aufzeigen, um Kinder in Zukunft nur noch in Ausnahmefällen mit dem Auto bis vor die Schule zu bringen.“ Die Ehrung der Klassen findet nach den Herbstferien 2023 statt.