Leben in Hilden So klappt die Eingewöhnung in der Kita

Serie | Hilden · Wird es ein Drama? Manche Eltern haben die Sorge, dass ihrem Kind die Eingewöhnung in den Kindergarten nicht gelingt. Welche Kniffe kennen die Erzieherinnen und wie gehen sie mit den ganz schwierigen Fällen um?

Die Pädagogen sind darin geschult, jungen Menschen die ersten Tage im Kindergarten so leicht wie möglich zu machen.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Für ein kleines Kind ist es in der Regel die erste Ankunft in einer völlig neuen Welt: der erste Tag in der Kindertagesstätte. Waren in der ersten Lebensphase die Eltern ausschließlich die Bezugspersonen, sind es nun auch die Erzieherinnen und Erzieher. Dazu kommen ganz viele andere Kinder, alle mit ihren eigenen Bedürfnissen. Nicht wenige Mütter und Väter haben vor diesem Neuanfang die Sorge, dass das eigene Kind in dieser Umgebung fremdelt.

Tatsächlich kommt mancher Neuankömmling sofort an, der andere braucht Monate für die Eingewöhnung. Der Mensch entwickelt schon früh seinen Charakter und deshalb kann die Sorge der Eltern in manchen Fällen durchaus begründet sein. Aber genau dann kommen die Erzieherinnen ins Spiel. Sie kennen die Kniffe, mit dem auch bei schwierigen Fällen die Tränen hoffentlich schnell versiegen.

Mehrere Phasen für
die Eingewöhnung

Die Eingewöhnung lässt sich in mehrere Phasen einteilen. Zunächst einmal ist der Besuch einer Kindertagesstätte nur von kurzer Dauer. Er findet in den ersten Tagen in Begleitung mindestens eines Elternteils statt und endet vielleicht schon nach einer Stunde. Das Kind beteiligt sich an ersten Gruppenaktivitäten.

Nadine Lukas-Larsen, Leiterin des Karnaper Regenbogens in Hilden, hält vier Wochen der Eingewöhnung für ein normales Maß. Wichtig sei in dieser Phase Konstanz. Im besten Fall werde das Kind von dem Elternteil begleitet, der in der ersten Lebensphase nicht die erste Bezugsperson war. Sollte also die Mutter zunächst die Elternzeit genommen haben, käme nun im besten Fall der Vater ins Spiel, der mit dem Nachwuchs in den Kindergarten kommt und sich allmählich zurückzieht. Frühestens nach drei und spätestens nach sechs Wochen sollte die Abnabelung vollzogen sein.

Tatsächlich können Eltern einige Hausaufgaben bereits vor der Eingewöhnung erledigt haben. Kinder, die schon einmal ein paar Stunden alleine bei den Großeltern oder Nachbarn verbracht haben, würden in der Regel geringere Probleme haben, sich anzupassen, weiß Lukas-Larsen nach 17 Jahren Berufserfahrung, in der sie rund 120 Kinder auf diesem Weg begleitet haben dürfte. Auch eine frühe Teilnahme am Eltern-Kind-Turnen könne die jungen Menschen dazu befähigen, sich an größere Gruppen zu gewöhnen, sodass der erste Tag in einem Kindergarten eben keinen Schock auslöst.

Aber natürlich haben schon Kinder die unterschiedlichsten Naturelle. Es gibt Jungen und Mädchen, die sich in der lauten Gruppe wohlfühlen, während andere sich lieber vom lärmenden Chaos fernhalten. Lukas-Larsen: „Es gibt Kinder, die integrieren sich ganz von alleine in die Gruppe. Kinder, die dabei Schwierigkeiten haben, werden von uns begleitet, in dem wir für sie entspannte Spielsituationen schaffen.“ Es gäbe jedenfalls kaum Kinder, die nicht in der Gruppe ankommen, weiß die Regenbogen-Leiterin.

Unsichere Eltern prägen
unsichere Kinder

Und falls doch? In vielen Fällen prägen unsichere Eltern unsichere Kinder. Man achte auf die Bindung zwischen ihnen, sagt Lukas-Larsen. „Manche Kinder suchen beim Spiel die Eltern. Dann ist es sinnvoll, dass diese sich einige Meter zurückziehen.“ Sie selbst habe noch nicht die Erfahrung gemacht, dass sich ein Kind überhaupt nicht an den Kindergarten gewöhnen konnte, ihr seien jedoch solche Fälle bekannt.

Dies könne zum Beispiel bei traumatisierten Kindern der Fall sein. Ein typisches Beispiel seien Menschen mit einer Fluchterfahrung. Eindrücke von Krieg und Zerstörung können schon von Geburt an prägend sein. Für solche Kinder sei eine kleine Gruppe für den Start ins Kindergarten-Leben die bessere Alternative, in ganz extremen Fällen müsse es die Betreuung durch eine Tagesmutter geben.

Es gibt Alarmzeichen. Bei Kindern, die vernachlässigt sind, zeige sich das an einem bedenklichen Zahnstatus und bei der Kleidung. Auch auf Motorik und Sprache achten Lukas-Larsen und ihre Kollegen. Und wenn ein Kind bei jeder fremden Personen auf den Arm möchte, dann sei das möglicherweise ein Indiz dafür, dass mit der Bindung zum Elternteil etwas nicht stimme.