Hildener Pflegeheim wehrt sich gegen Vorwürfe

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach greift privat betriebene Pflegeheime an.

Foto: Matzerath

Hilden. Der Hildener Hans Hermes ist von Hause aus eigentlich Versicherungsmakler. Seit 1999 liegt eine seiner Haupttätigkeiten jedoch auch in der Zusammenführung von Bauherrengemeinschaften für Seniorenimmobilien in NRW. Als Ziel gibt er an: „die Kombination einer kostengünstig kalkulierten Immobilieninvestition mit einem zum überwiegenden Teil durch staatliche Förderung abgesicherten Pachtvertrag für die Pflege von Senioren“.

Hermes sieht darin ein positives Modell: 20 Pflegeheime habe er auf diese Weise in der Vergangenheit mit aufgebaut, betont er — 17 von ihnen seien heute noch gut am Markt vertreten.

Umso mehr hat er sich am Wochenende über einen Gastbeitrag geärgert, den der Leverkusener SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach in der Parteizeitung „Vorwärts“ veröffentlicht hat. Darin behauptet Lauterbach: „Mit Pflege lässt sich gutes Geld verdienen. Das zieht Investoren an wie Motten das Licht.“ Privatanleger könnten sich über zu erwartende Renditen von bis zu 7 Prozent freuen, konkretisierte der SPD-Fraktionsvize jetzt im Gespräch. „Nur leider kommt das nicht der Pflege der Bewohner zugute“, betont Lauterbach.

Hans Hermes hält dagegen: „Ich habe das eine oder andere Altenheim als Projektentwickler umgebaut, das zuvor von einem freien oder öffentlichen Träger vor die Wand gefahren wurde“, sagt er.

Einer der Partner, mit dem er seit vielen Jahren zusammenarbeitet, ist der in Wermelskirchen ansässige private Altenheimbetreiber „Carpe Diem“. Der betreibt auch in Hilden ein Seniorenheim. Geschäftsführer Martin Niggehoff fühlt sich von der politischen Attacke der SPD ungerecht behandelt. Er sagt: „Wenn ein öffentlich-rechtliches Heim Defizit macht, wird das vom Staat ausgeglichen. Uns ersetzt niemand etwas.“

Eine Aussage, die Dorothee Schmitz nicht stehen lassen kann. Die Leichlingerin ist Gruppenleiterin einer ehemals vom Bundes-Seniorenministerium ins Leben gerufenen Prüforganisation, die so genannte Grüne Haken vergibt. Schmitz und ihre Teams überprüfen, wie es mit den Wohlfühl-Faktoren in Pflegeheimen aussieht. „Vor allem das Essen ist im Alltag der Heimbewohner meist das absolute Highlight“, weiß sie aus Erfahrung. Zwischen lauwarmem Catering und Frischgekochtem bestehe also ein Riesenunterschied.

„Nach solchen Kriterien vergeben wir auf unsere grünen Haken“, berichtet Schmitz. Dieses Zeichen wiederum gibt Internet-Nutzern klare Hinweise darauf, wie es um die Wohlgefühl-Faktoren bestellt ist.

„Ob ein Heim gut oder schlecht ist, hängt weniger davon ab, ob es privat oder öffentlich geführt wird“, sagt Dorothee Schmitz. „Entscheidend ist das Engagement und die Kenntnis der wichtigen Dinge, die die Heimleitung mitbringt.“ Sie habe in einzelnen Heimen privater wie auch öffentlicher Träger Noten- Unterschiede von eins bis fünf festgestellt.

In einem Punkt gibt Dorothee Schmitz dem SPD-Politiker Lauterbach allerdings recht: Er hatte mehr gewerkschaftliche orientierte Mitarbeiter in der Pflege gefordert. Schmitz, selbst CDU-Mitglied, sieht das ähnlich: „Es ist wichtig, dass die Belegschaft der Pflegeheime mit einer Stimme spricht“, sagt sie. Bisher habe man oft genug nur die eigene Haustüre gesehen. Caritas, Diakonie und Awo seien aber ebenso wie die privaten alle ans Gesetz gebunden — „und da können Arbeitnehmer, die mit einer Stimme sprechen, zweifellos eine Menge erreichen“.