Hochbegabte blicken über den Tellerrand
In der Schüler-Akademie im evangelischen Schulzentrum wird derzeit analysiert, produziert und improvisiert.
Hilden. Ein hochbegabtes Kind — ist das immer ein Vorteil? Die Sprösslinge, in der Schule oft unterfordert, können leicht als Störenfried gelten. Ältere Hochbegabte wiederum sind sehr gefragt. Zum Beispiel in der Hildener Schüler-Akademie.
Im evangelischen Schulzentrum haben sich seit dem 11. August 93 Jugendliche einquartiert, die bis zum 27. August an einem Energiekonzept arbeiten. Diese Akademien finden an mehreren Standorten in Deutschland statt — von Rostock bis Braunschweig und Hilden.
„Das Schulgebäude ist optimal“, sagt der Akademieleiter und Professor für Soziologie, Hartmut Rosa (46). Drei Sporthallen und die Musikräume seien einfach klasse, die Schule mit PCs und Internetanschlüssen hervorragend ausgestattet. Auch das Essen sei ungewöhnlich gut, so Rosa.
Fast 2000 Schüler — Mädchen und Jungen halten sich die Waage — haben sich in diesem Jahr für eine der Ferien-Akademien beworben. Entscheidende Kriterien für die Vergabe der begehrten Plätze sind herausragende schulische und außerschulische intellektuelle Leistung sowie eine hohe Motivation und Lernbereitschaft.
Außergewöhnliche Begabungen machen sich nicht nur durch Bestnoten bemerkbar. „Es ist interessant zu beobachten, wie die jungen Leute für alle Probleme eine Lösung finden“, sagt Hartmut Rosa.
Hartmut Rosa, Akademieleiter
„Wenn einer spontan auf die Idee kommt, Theater zu spielen, sind flugs Kostüme und beste Lichtverhältnisse gefunden. Die wissen für alles eine Lösung. Wird ein Teleskop aufgebaut, bildet sich schnell eine Schlange davor. Diese jungen Leute sind nicht einseitig begabt.“ Gerade bauen die Schüler ein Windrad, sie erzeugen selbst Strom. „Die Schüler improvisieren viel, finden ausgezeichnete Lösungen“, so Rosa.
„Es gibt Jahrgänge, bei denen man sofort eine Spitzenbegabung der Schüler erkennt“, so Rosa, in diesem Jahr käme noch ein sehr hohes Gesamtniveau der Schüler hinzu.
Das Thema der Hildener Akademie lautet Energiekonzepte. Doch damit sei mehr gemeint, als technische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Entwicklungen im Energiebereich zu analysieren, sagt Rosa. Es gehe nicht nur darum, Energie effizient zu gewinnen und zu nutzen. „Unsere Schüler treiben mit ungewöhnlicher Energie Sport — Mannschafts-Frisbee drinnen und draußen ist der Hit. Auch Kraftsportler machen mit.“ Und auch die Energie, musikalisch etwas auf die Beine zu bringen, sei beachtlich. Am Donnerstag, 25. August, findet um 20 Uhr in der Reformationskirche am Alten Markt ein Konzert statt. Dafür wird noch ein Fagott gesucht.
Der Tag im Internat beginnt mit einem Frühstück ab 7.30 Uhr, dann folgt das Plenum, der Unterricht beginnt. Kursprogramme mit Sport, Theater und Musik schließen sich an. Am Dienstag standen Ausflüge auf dem Programm. Eine Gruppe besuchte RWE in Essen, andere den Dom in Köln, wiederum andere waren im Essener Folkwang-Museum, eine weitere Gruppe wanderte entlang der Wupper.
Ab heute gibt es wieder Unterricht und Kurse. „Die Schüler sind wieder hoch motiviert, Neues zu lernen“, freut sich Hartmut Rosa.