Kanalarbeiten: Inspektion in der Unterwelt
Mit ferngesteuerten Kameras werden die Kanäle unter der Stadt untersucht.
Hilden. Ein blassbrauner Frosch hat sich verirrt: „Im Schmutzwasserkanal kommen die normalerweise nicht vor“, sagt Matthias Ventker vom Tiefbauamt. Das glitschige Tier springt im Schein der Leuchten vor dem stählernen Kamerawagen davon. TV-Kanalinspektor Erwin Ruskowski hat aber nicht das Tierleben der Hildener Unterwelt im Sinn. Er sucht nach Rissen und eingedrungenen Wurzeln und notiert sie dann in seinem Computer. Auch Muffen und ausgebesserte Stellen untersucht der Fachmann in den Steinzeugrohren.
Mit dem Kanal-Prüffahrzeug einer Bochumer Firma wurden am Donnerstagvormittag die Schmutzwasserkanäle am Menzelweg inspiziert — eine regelmäßige Aufgabe im Hildener Kanalnetz.
„Wir machen im großen Stil, was die Hauseigentümer auch tun müssen. Es geht darum, den immensen Wert dieser Infrastruktur zu erhalten“, sagt Ventker. Durch Landesrecht sei die Stadt dazu verpflichtet: „Wir haben einen guten Überblick. Rund 20 Kilometer lassen wir jedes Jahr prüfen.“ Die Kanalreinigung und die anschließende Kamerafahrt mit Videoaufzeichnung werde öffentlich ausgeschrieben.
Der Lieferwagen des Kanalteams ist zweigeteilt. Im hinteren Teil ist Kanalinspektor Uwe Hoffmann Herr über Winden, Schläuche und Kabel. Umlenkrollen und ein Kompressor stehen bereit. Unterschiedlich große Räder für die Kameras lagern in Kisten. Der vordere Teil ist ein Büro mit Computer und Akten, ein Lageplan hängt an der Wand. Von dort aus lenkt Ruskowski die Kanalkamera über einen Steuerknüppel durch das unterirdische Labyrinth.
Jeden Schaden klassifiziert das Kamerateam und später ein Ingenieur. So wird eingeschätzt, was sofort behoben werden muss und was warten kann. „Wir haben hier 2004 schon einmal saniert“, sagt Ventker. Schächte seien ausgebessert worden, Risse wurden durch eine Kanalauskleidung, einen sogenannten Inliner, abgedichtet. Bei größeren Schäden muss aufgebaggert werden.
Die Daten über Einleitungen, Abplatzungen und versetzte Kanalrohre landen im Informationssystem des Tiefbauamtes und werden zur Grundlage für die Erhaltung der Kanäle. Das Zahlenmaterial diene für Berechnungen des „Generalentwässerungsplans“ — ein Vorhaben, das Netz in den nächsten 20 Jahren für knapp 60 Millionen Euro zu modernisieren.
Von den Prüfungen bekommen die Anwohner kaum etwas mit. Ein Hochdruck-Spülfahrzeug und der Kamerawagen stehen jeweils eine halbe Stunde neben einem Kanaldeckel, das Klopfen eines Kompressors ist nur für kurze Zeit zu hören. An den privaten Zuleitungen interessiert das Team zunächst nur der Anschluss. „Wenn man im hinteren Bereich Verwurzelungen sieht, werden die Eigentümer benachrichtig“, sagt Matthias Ventker.