Tradition seit vielen Jahren Letzte Proben für das Krippenspiel
Haan · In der Evangelischen Kirche laufen die Proben für das diesjährige Krippenspiel auf Hochtouren. Heiligabend soll schließlich jeder Handgriff sitzen.
Die Evangelische Kirche an der Kaiserstraße hat sich an diesem Nachmittag in eine Theaterbühne verwandelt. Es geht ganz schön turbulent zu, denn die Schauspieler sind teilweise noch sehr klein. Während sich die Engel in ihre weißen Gewänder kleiden, bekommen die Hirten ihre Bauerntracht angezogen. Die Soldaten in ihren glänzenden Rüstungen stellen sich auf. Dazwischen stehen die Heiligen Drei Könige und Maria und Josef. In der Krippe liegt bereits das Kindlein, das eigentlich erst zu Weihnachten geboren werden soll.
Trotz allem Gewusel und Geplauder behält Gabriele Gummel den Überblick. Die Pfarrerin im Ruhestand hat viele Jahre Erfahrung im Einstudieren des Krippenspiels. Seit dem Freitag vor dem ersten Advent laufen die Proben. Bald geht es in die heiße Phase, denn die Generalprobe ist nicht mehr weit. „Es sind dieses Jahr 38 Kinder dabei“, freut sich Gabriele Gummel über die Beliebtheit des Krippenspiels bei den Kindern. „Das sind acht mehr als letztes Jahr.“
Allein 16 Engel dürfen mit Kantor Martin Honsberg den Engelsgesang proben. Mehr als die Hälfte der 38 Kinder sind bereits erfahrene Darsteller. So wie Felix. Der Zwölfjährige hat sogar eine Doppelrolle. Als Soldat wird er einen Fanfarenstoß mit der Trompete abgeben und dann in die Hauptrolle des Josef schlüpfen. „Ich mache es zum Spaß“, sagt er. „Aber auch wegen der Schule.“ Da steht nämlich das Theaterprojekt „Der Herr der Diebe“ an. „Und da will ich eine Sprechrolle haben“, verrät Felix.
Beim Krippenspiel in der Kirche hat er schon oft mitgemacht. „Ich war schon Engel und Wirt und Hirte“, erzählt er. „Nur Schaf war ich nie.“ Das Auswendiglernen des Textes fällt ihm leicht. „Ich finde das nicht so schwierig.“ Inzwischen kann er seinen Text schon gut. „Ich lerne zuhause“, sagt Felix. Dabei hilft ihm auch manchmal seine Mutter, die dann die Rollen spricht, die vor ihm dran sind. Auch sein Bruder Julian spielt seit vielen Jahren mit. „Ich bin dieses Jahr Wirt 3 und Hirte 1“, verrät der Zehnjährige. Er ist bereits zum fünften Mal dabei. „Ich war vorher Schaf und Wirt“, erzählt er. Beim Krippenspiel mitzumachen gefällt ihm. „Das macht mir Spaß“, sagt er. Für die beiden Rollen musste er einiges an Text auswendig lernen. „Aber ich kann alles schon“, sagt Julian. Früher waren sogar die beiden Schwestern von Felix und Julian dabei, aber mittlerweile sind sie dem Krippenspiel entwachsen. „Sie machen beim Konfirmandengottesdienst mit“, verrät Felix.
Josephine spielt dieses Jahr das erste Kind. „Es gibt zwei Kinder“, verrät die Zehnjährige. „Unsere Aufgabe ist es, das Krippenspiel anzuschauen und darüber zu sprechen.“ Die beiden Kinder übernehmen quasi die Rolle von Kommentatoren. Auch sie hat ihren Text schon auswendig gelernt. „Es ist aber nicht so viel wie bei Maria oder Josef“, sagt sie.
Louise weiß ganz genau, seit wann sie beim Krippenspiel mitmacht. „Seit sechs Jahren“, sagt die Neunjährige. „Ich war zweimal Schaf und viermal Engel“, erinnert sie sich. In diesem Jahr hat sie eine ganz andere Rolle bekommen. „Ich bin ein Hirte“, sagt sie stolz.
Kostüme werden auf
die Kinder angepasst
Luan ist einer der Heiligen Drei Könige. „Ich bin König Kaspar“, verrät er. Der Sechsjährige macht zum ersten Mal mit und ist ein bisschen nervös. Aber auch er hat sich gut vorbereitet und kann seinen Text auswendig. „Ich habe fünf Sätze zu sagen“, verrät er. Als König Kaspar bringt er dem neu geborenen Jesus-Kind Gold mit. Aber zunächst kämpft er noch ein bisschen mit seinem Kostüm. Das hoheitliche Gewand ist nämlich viel zu lang und will sich auch durch einen goldenen Gürtel nicht bändigen lassen. Es rutscht, und dann tritt Luan immer wieder auf den Saum.
Da muss Anne Berghaus Hand anlegen. Sie hat Sicherheitsnadeln zur Hand und pinnt den Stoff einfach oben fest. „Es sind jedes Jahr dieselben Kostüme“, sagt sie. „Über den Sommer werden sie eingelagert.“ Doch jetzt werden sie wieder gebraucht. Natürlich muss das eine oder andere Gewand angepasst werden. „Wenn ein Kind größer oder kleiner ist“, sagt sie. Doch das wird alles gut gemeistert, so dass am Ende alle ein passendes Kostüm tragen. Und dann geht es auch schon los mit den Soldaten und mit Josef und Maria, die eine Bleibe suchen.