In diesem Jahr in Form eines Adventskalenders Die Wuppertaler Graffiti-Krippe bringt Licht in die Dunkelheit

Wuppertal · Der Wuppertaler Künstler Martin Heuwold erstellte das Kunstwerk in Kooperation mit Proviel.

Gemeinsam gestalteten Martin Heuwold und die Mitarbeiter von Proviel die Krippe mit Graffiti sowie ausgeschnittenen Zahlen.

Foto: JA/Andreas Fischer

Die Graffiti-Krippe auf dem Laurentiusplatz ist längst zu einer Tradition in der Vorweihnachtszeit in Wuppertal geworden. Bereits seit 2009 wird die Krippe vom Wuppertaler Graffiti-Künstler Martin „Megx“ Heuwold designt und erstellt. Lediglich von 2019 bis 2021 entwarf Annette Marks drei Künstlerkrippen. In diesem Jahr hat sich Heuwold etwas ganz Besonderes für seine bisher aufwendigste Krippe einfallen lassen: Sie wird aufgebaut sein wie ein Adventskalender. Bis zum 24. Dezember wird täglich ein Türchen geöffnet und ein Kunstwerk offenbart, das in Kooperation mit Angestellten der Proviel GmbH, eine Werkstatt für Menschen mit psychischer Behinderung, erstellt wurde.

Das Motto der diesjährigen Krippe lautet „Von der Dunkelheit ins Licht“. Dieses Thema hat Heuwold aus mehreren Gründen gewählt. Einerseits sei Jesus das Licht der Welt. „Aber schon bevor es das Christentum gab, war die heutige Vorweihnachtszeit eine besondere Zeit, da sich die Menschen auf den 21. Dezember gefreut haben. Die Tage werden länger und die Sonne kommt zurück in unser Leben.“

Anders als in den vergangenen Jahren wird die Krippe in diesem Jahr nicht vor Ort gebaut und vollendet, sondern bereits fertig am Freitag in Form eines 2,40 Meter hohen und 1,60 mal 1,60 Meter großen Quaders auf dem Laurentiusplatz aufgestellt. An jeder Seite befinden sich sechs Kalendertürchen.

Ab Sonntag, 1. Dezember, wird dann täglich, voraussichtlich immer um 12 Uhr, ein Türchen geöffnet. Das letzte Türchen wird am Heiligabend, ebenfalls um 12 Uhr, im Rahmen des ersten weihnachtlichen Gottesdienstes in Wuppertal in der Citykirche geöffnet. Dann wird außerdem auch das Jesuskind in die Krippe gelegt und das Martyrologium erklingt. „Die Leute warten schon darauf und freuen sich“, weiß Pastoralreferent Werner Kleine. „Wir werden schon seit Oktober gefragt, ob die Krippe auch in diesem Jahr wiederkommt.“ Natürlich würde das Kunstwerk immer mal wieder beschmiert werden, doch: „Das können wir zum Glück immer innerhalb von maximal zwei Stunden reparieren. Das ist das Schöne an der Graffiti-Krippe.“

Doch nicht nur die neue Form, sondern auch die Kooperation mit Proviel stellt eine Besonderheit bei der diesjährigen Krippe dar. „Ich habe von Proviel eine Anfrage bekommen, einen Workshop mit den Mitarbeitern zu leiten“, erinnert sich Martin Heuwold. „Natürlich habe ich da zugesagt, fand ein Projekt ohne konkreten Anlass aber nicht so toll. Das wirkt dann schnell wie eine reine Beschäftigungstherapie.“ Er entschied sich also, die insgesamt zehn Teilnehmer in das Krippenprojekt einzubinden. „Was gibt es schöneres, als Menschen, die einen Platz in der Gesellschaft brauchen, in solch ein angesehenes Projekt zu integrieren“, findet Heuwold. Vier Wochen lang brachte er den Teilnehmern die nötige Theorie nahe, bis dann die praktische Umsetzung stattfand.

Unter den Türchen verstecken sich Symbole und Sprüche

Während der Ideenfindung sowie der Umsetzung wurden die Mitarbeiter von Proviel stets eingebunden. „Ein Teilnehmer hatte die Idee, dass jeden Tag bei der Öffnung des Türchens nicht nur ein Licht zu sehen ist, sondern auch ein Spruch, ein Symbol oder etwas derartiges“, erinnert sich Heuwold. Diese Idee fand der Graffiti-Künstler klasse und so machte er sich mit den Teilnehmern an die Arbeit und kreierte 24 verschiedene Kunstwerke. Darunter ein Engel mit einem Stern, eine Sonne sowie der Spruch „Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht“. Die anderen Kunstwerke werden ab Sonntag täglich offenbart.

„Es ist wunderbar, dass unsere Mitarbeiter durch dieses Projekt die Chance hatten, weitere Formen der Arbeit auszuüben, ohne dass ihre Krankheit im Vordergrund steht“, betont Ulrich Rehwald, Fachbereichsleiter bei Proviel. „Es entsteht etwas Wertschöpfendes und dadurch wiederum entsteht Inklusion.“ Das Projekt habe bei allen Teilnehmern eine große Begeisterung hervorgerufen, und man habe mit Spaß und hoher Konzentration an der Umsetzung gearbeitet.