Verkehrssicherheit „Laufender Schulbus“ gegen Elterntaxis in Wuppertal

Wuppertal · Die Elterninitiative dient der Verkehrssicherheit und bringt Bewegung am frühen Morgen.

Entgegenkommende Autos nehmen auf den „Laufenden Schulbus“ Rücksicht und warten, bis die Kinder sicher vorbeigegangen sind.

Foto: Florian Schmidt

Es ist noch dunkel, kalt und nass. Auf dem Schuchardplatz in Heckinghausen trudeln reihenweise Kinder mit ihren Ranzen auf dem Rücken und orangefarbenen Warnwesten ein, die in nächster Umgebung wohnen oder von ihren Eltern mit dem Auto gebracht werden. Die Gesichter der Sechs- bis Zehnjährigen sind in der Morgendämmerung noch kaum zu erkennen, doch die Kinder kennen sich schon, denn seit einigen Wochen „fahren“ sie gemeinsam mit einem Schulbus der besonderen Art: Die Elterninitiative „Laufender Schulbus“ bringt die Kinder sicher zur Grundschule Hammesberger Weg.

„Die meisten Kinder kannten sich ohnehin schon vorher. Viele kommen hier aus der Siedlung und sind schon miteinander vernetzt“, verrät Nicole Fey, die mit zwei weiteren Müttern die Initiative ins Leben gerufen hat. „Wir sind schon immer morgens zusammen gelaufen. In den Herbstferien haben wir die Idee dann aus dem Boden gestampft“, berichtet Birte Röhm. „Wir haben einfach mal rumgefragt, ob nicht noch jemand mitkommen möchten“, erklärt Fey die Entwicklung der Idee.

In der Siedlung nahe der Schule gibt es eine Whatsapp-Gruppe, in der rund 50 Nachbarn in Kontakt stehen. „Darüber haben wir zuerst nachgefragt und von unserem morgendlichen Spaziergang zur Schule erzählt. Jeder, der wollte, konnte sich uns anschließen.“ Kurzerhand haben sich einige Eltern mit ihren Kindern gemeldet. „Wir haben auch in der Schule auf uns aufmerksam gemacht und Elternbriefe verteilt. So sind es immer mehr geworden“, erzählt Röhm.

Die „Busfahrerinnen“, die drei Gründerinnen der Initiative und Mütter einiger mitlaufender Kinder, führen ihre knapp 20 „Fahrgäste“ jeden Morgen vor Schulbeginn durch den Straßenverkehr. „Es sind zwischen 15 und 25 Kinder. Das kommt ganz auf das Wetter an“, erzählt Fey. „Eine Mutter geht voraus, eine bleibt hinter den Kindern“, erklärt Röhm. Die „Starthaltestelle“ am Schuchardplatz ist nur etwa einen Kilometer von der Schule entfernt, doch die Gegebenheiten vor Ort machen den Schulweg für die jungen Schüler nicht ideal.

Die Kinder des „Laufenden Schulbusses“ fühlen sich sicherer

Die Dunkelheit ist jetzt im Winter wohl die erste Hürde. Straßenlaternen bringen nur ein wenig Licht auf die einspurige Straße, die keine Gehwege, aber Kurven hat, weshalb entgegenkommende Autos gefährlich werden können. „Erst kurz vor der Schule gibt es einen Bürgersteig“, erklärt Pete, dessen Mutter eine der Busfahrerinnen ist.

Auf halber Strecke warten die Schüler einen Moment, denn dort gibt es eine weitere „Haltestelle“, die durch einen Aushang markiert ist. An diesem Wegpunkt können sich weitere Kinder anschließen. „Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Schule. Einige kommen dann einfach so dazu. Andere, besonders ältere Schüler, laufen eher mal vor“, erzählt Fey, denn gerade die Viertklässler fühlten sich zu groß, um mit kleineren in einer großen Gruppe zu laufen.

Mona (8) dagegen ist begeistert: „Ich freue mich, mit meinen Freunden zusammen zu gehen.“ Auch ihre Freundinnen Frieda (8) und Hanna (8) fühlen sich sicherer, wenn sie nicht alleine, sondern in einer größeren Gruppe laufen. „Ich freue mich, wenn Mama mich auch wieder abholt“, gibt die siebenjährige Tessa zu, denn alleine fühlt sie sich noch unwohl. Pete ist schon acht Jahre und läuft nach der Schule mit einem oder zwei Freunden zusammen. „Dann ist es auch schon hell“, erzählt er.

An Schulen gibt es immer wieder Ärger rund um das Thema Elterntaxis, da viele Eltern ihre Kinder bis unmittelbar vor das Schulgebäude fahren. Insbesondere zu den Stoßzeiten kann es dann unübersichtlich und für die Kinder sogar gefährlich werden. Auch vor der Grundschule Hammesberger Weg hat der Bringverkehr der Eltern in der Vergangenheit öfters für Chaos gesorgt. „Seitdem wir mit den Kindern zusammen laufen, ist weniger Stau vor der Schule. Das entzerrt und entspannt die Lage“, sind sich die drei Mütter sicher.

Nicht nur direkt vor dem Schulgebäude hat sich der Verkehr durch die Elterninitiative reduziert, auch auf dem Weg dort hin seien weniger Autos unterwegs. „Die Autofahrer, die hier morgens lang wollen, sind entweder Anwohner, die zur Arbeit müssen, oder Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen“, schätzt Fey ein. Vor Beginn des „Laufenden Schulbusses“ haben die Eltern die Nachbarschaft darüber informiert, dass ihnen eine größere Gruppe Kinder entgegenkommen könnte“, teilt Meike Kohlhaas mit. Dafür haben die engagierten Mütter Flyer mit selbst gestalteten Logos kreiert und verteilt.

„Manche nehmen jetzt ganz bewusst einen anderen Weg nach oben“, zeigen sich die Frauen dankbar für die Rücksichtnahme der Autofahrer. Der Weg ist nämlich schmal und unübersichtlich, sodass entweder die Kinder oder die Autos warten müssen. „Wir gehen als geschlossene Gruppe, sodass die Leute nicht wegen jedes Kindes einzeln stehen bleiben“, versichert Fey.

Auch für die Bewegung der Kinder hat es einen Vorteil. „Die Lehrer erkennen, wer morgens zur Schule gebracht wird und wer sich schon etwas bewegt hat. Daher fährt der „Laufende Schulbus“ das ganze Jahr, auch über die Wintermonate hinweg, wie die Busfahrerinnen versprechen.