Hilden Bei der S 1 bleibt es weiter problematisch

Hilden. · Nachdem die VRR den Vertrag mit Keolis gekündigt hat, soll nun die DB Regio einspringen und den Betrieb der Linie S 1 für zwei Jahre sicherstellen.

   Ein neu designter Zug vom Typ ET 422  im Einsatz.

Ein neu designter Zug vom Typ ET 422  im Einsatz.

Foto: Zelger, Thomas

Zum Fahrplanwechsel im Dezember sollte das Unternehmen Keolis den Betrieb der S-Bahn 1 (zwischen Solingen und Dortmund) und der S 4 übernehmen. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat die Verträge mit Keolis gekündigt, weil das Tochterunternehmen der französischen Staatsbahn es nicht geschafft habe, genügend Lokführer für den Betrieb einzustellen. Was bedeutet das für die Pendler aus Hilden? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wer übernimmt jetzt
den Betrieb der S 1?

Die DB Regio soll einspringen und den Betrieb für weitere zwei Jahre aufrechterhalten. Das sei eine großer Herausforderung, so ein Bahnsprecher. Denn die Lokführer seien bereits für andere Einsatzbereiche verplant gewesen. Die Züge seien nicht das Problem, sagt Dino Niemann, Stellvertretender VRR-Pressesprecher: „Sie gehören dem VRR und würden statt Keolis der Deutschen Bahn zur Verfügung gestellt.“ Die Züge vom Typ ET 422 (Foto: Zelger) wurden bereits neu designt. Der Knackpunkt seien die Lokführer. DB Regio ist jedoch zuversichtlich, einen „geregelten und stabilen Betrieb [...] auch über den Fahrplanwechsel hinaus
sicherzustellen“.

Was bedeutet der Wechsel des Betreibers für die Kunden?

„Die Nachricht hat auch mich überrascht“, sagt Lutz Groll, Nahverkehrsexperte im Hildener Rathaus: „Eine gute Nachricht für die Fahrgäste ist das auf jeden Fall nicht.“ In dem umfangreichen Vertrag mit Keolis seien auch Qualität, Fahrzeuge und Fahrplan geregelt worden. Wenn die DB Regio jetzt quasi als Notstopfen einspringe, sei die Frage, welche Vereinbarungen sie auf die Schnelle garantieren könne. Der bisherige 20-Minuten-Takt auf der S 1 sollte nach dem Fahrplanwechsel im Dezember in einen nachfrageorientierten 15/30-Takt geändert werden. Groll: „Fraglich ist, ob das klappt.“ VRR-Sprecher Niemann ist da zuversichtlich: „Der neue Fahrplan wird wie geplant umgesetzt.“

Wie sieht der neue Fahrplan aus?

Auf der zentralen Ruhrachse zwischen Essen und Dortmund soll die S 1 tagsüber durchgehend im 15-Minuten-Takt, zwischen Essen und Duisburg im 30-Minuten-Takt und zwischen Duisburg und Solingen im 20-Minuten-Takt verkehren. In den Abendstunden zwischen 19 und 20 Uhr wird der Takt durchgehend auf 30 Minuten umgestellt.

Aktuell betreibt die DB Region die S 1. War der VRR mit der erbrachten Leistung zufrieden?

Es gibt zahlreiche Verspätungen und Ausfälle auf der S 1 von und nach Düsseldorf. Pendler können ein Klagelied davon singen. Der Deutschen Bahn fehlen schlicht Kapazitäten bei den Fahrzeugen, teilte die NRW-Landesregierung Ende 2018 auf eine Anfrage des Abgeordneten Sven Wolf (SPD) mit. Schon 2017 Jahr habe die Deutsche Bahn zu wenig Züge eingesetzt, stellte der VRR fest. Das Problem sei leider bekannt: „Das ist ein Ärgernis – für die Kunden und auch für uns.“ Aus Sicht des VRR habe die Bahn zu wenig Werkstatt-Kapazitäten. Eine Folge davon seien zu wenig Züge auch für die S 1. Der VRR sei ständig im Gespräch mit der Deutschen Bahn und poche auf die Einhaltung der Verträge. „Minderleistungen werden nicht bezahlt“, versichert der VRR-Sprecher. Ob und wann die Bahn wieder ausreichend Züge für die S 1 bereitstellt, könne der VRR nicht
sagen.

Gibt es weitere Probleme?

Bei großen Verspätungen enden die Züge in Hilden und kehren dann um. Reisende nach Solingen werden rausgeworfen und müssen den nächsten Zug nehmen. Daran wird so wohl auch in Zukunft nichts ändern. Experten sagen: Die S 1-Strecke sei zu lang. Verspätungen addieren sich dann so stark auf, dass die Bahn kaum eine andere Möglichkeit habe, als die Züge in Hilden zu stoppen, um den Fahrplan wieder einigermaßen in Takt zu bringen.