Hilden Kurzarbeiter von Sozialfirma bei Qiagen

Hilden. · „Ge-mein_sam“ hilft Familien mit behinderte Kindern. Als wegen der Corona-Pandemie alle Mitarbeiter mit Null Einkommen in Kurzarbeit geschickt werden mussten, bot das Biotech-Unternehmen sieben von ihnen einen Job an. Ein tolles Beispiel für „Hildener helfen Hildenern“.

Melanie Hassan ist bei Qiagen angestellt.

Foto: Melanie Hassan

Als alleinerziehende Mutter eines behinderten Sohnes hat Melanie Hassan kämpfen gelernt. Aber die Corona-Pandemie hat die Gründerin an ihre Grenzen gebracht. Im April 2019 hat die 40-Jährige die gemeinnützige Firma „Ge_mein_sam für Integration und Entlastung“ gegründet: „Wir unterstützen als Integrationshelfer Familien mit behinderten Kindern in Kita, Schule und der Freizeit.“ Diese Dienstleistung ist in der ganzen Region (Kreis Mettmann, Leverkusen, Solingen) gefragt. „Vor Corona hatten wir 23 Mitarbeiter“, erzählt Melanie Hassan.

Behörde veranlasste
Einstellung der Arbeit

 Qiagens operative Zentrale in Hilden.

Foto: Qiagen/Dirk Laubner

Dann kam der 13. März, ein Freitag. Für das junge Unternehmen ein „schwarzer Freitag“. Es musste wegen der Covid-19-Pandemie auf Anordnung der Behörden seine Arbeit einstellen – von heute auf morgen: „Für unsere Mitarbeiter war das ein echter Schock. Wir werden nur für die tatsächlich geleisteten Stunden bezahlt“, erläutert Hassan: „Das ist in der Branche so üblich.“ Das bedeutet: Alle Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit geschickt werden – bei Null Einkommen.“ Viele Mitarbeiter seien Alleinerziehende und Mütter, die ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind.

Die Geschäftsführerin weiß sehr gut, wie sich das anfühlt. Sie suchte nach einem Ausweg: „Der Schutzschirm für gemeinnützige Unternehmen kam für uns viel zu spät.“ Melanie Hassan erfuhr, dass Qiagen, Europas größtes Biotechnologie-Unternehmen mit Sitz in Hilden, zahlreiche Mitarbeiter sucht – weil Qiagen unter anderem einen neu entwickelten Corona-Schnelltest produziert. Sie nahm Kontakt auf – und Qiagen stellte sechs ihrer Mitarbeiter und sie selbst über eine Zeitarbeitsfirma befristet bis Ende Juli 2020 ein. Das ist für die Unternehmerin eine große Hilfe: „Wir haben mit unseren Mitarbeitern eine Vertragsunterbrechung vereinbart. Sobald die Corona-Lockerungen greifen, können sie wieder zu uns zurückkehren. Für unsere Kunden bedeutet das: Die Kinder behalten ihre Bezugspersonen.“

Ein tolles Beispiel für das gut funktionierende Netzwerk „Hildener helfen Hildenern“, von dem auch Bürgermeisterin Birgit Alkenings in der letzten Sitzung des Stadtrates gesprochen hatte: „Das ehrenamtliche und das berufliche Hildener Netzwerk hat sich (in der Corona-Krise) bewährt.“

„Natürlich freuen wir uns, dass wir im Fall von Frau Hassan und ihren Hildener Kollegen in der aktuellen Lage helfen konnten“, sagt Robert Reitze, Senior Manager Public Relations bei Qiagen: „Gleichzeitig haben die vielen Mitarbeiter in unserer Produktion in Hilden in den vergangenen Monaten maßgeblich dazu beigetragen den weltweiten Bedarf an Reagenzien zur Testung auf Sars-CoV-2 zu bewältigen. Wir haben unsere Produktion dieser Reagenzien massiv erhöht, von etwa 400 000 Reaktionen (für jeweils einen Test auf Sars-CoV-2) pro Monat in 2019 auf über sieben Millionen im April und dem Ziel, bis Oktober 20 Millionen pro Monat zu erhöhen. Dazu haben wir auf einen Dreischichtbetrieb 24 Stunden, sieben Tage die Woche umgestellt und im Zuge dessen auch Mitarbeiter über Zeitarbeitsfirmen eingestellt.“ Qiagen liefert seine Produkte an Kunden weltweit. „Wir versuchen weiterhin den außergewöhnlich hohen Bedarf an Tests und Reagenzien zu bedienen“, berichtet Robert Reitze.