Auszeichnung für Sandra Abend und Michael Ebert aus Hilden Sie halten Erinnerung lebendig

Hilden · Für die Erforschung und Vermittlung eines weitgehend unbekannten Kapitels der Rotkreuzgeschichte wird den Kuratoren der Ausstellung „20.000 Kilometer unter dem Roten Kreuz“ Dr. Sandra Abend und Michael Ebert der Castiglione-Preis verliehen.

Michael Ebert (l.) und Sandra Abend freuen sich über den Castiglione-Preis. Volkmar Schön Vizepräsident des DRK, gratulierte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Verleihung des Castiglione-Preises des Deutschen Roten Kreuzes 2024 an Sandra Abend und Michael Ebert war bereits seit August des vergangenen Jahres kein Geheimnis mehr. Nach der Agenda des DRK fand allerdings erst jetzt die offizielle Feierstunde mit zahlreichen Gästen im Fassraum des Wilhelm-Fabry-Museums statt.

Die Leiterin des Wilhelm-Fabry-Museums und ihr Ehemann erhalten den mit 1500 Euro dotierten Preis für ihre gemeinsam kuratierte Ausstellung „20 000 Kilometer unter dem Roten Kreuz“, die bis zum 15. September vergangenen Jahres Fotografien von Elisabeth und Walter von Oettingen über die historischen Anfänge des Roten Kreuzes präsentierte.

Bürgermeister Claus Pommer war sichtlich stolz auf die Ehrung „seiner“ Mitarbeitenden, die er nicht nur als engagierte, sondern sehr persönlich auch als ganz tolle Menschen bezeichnete. Er würdigte insbesondere das kunsthistorische Wirken von Sandra Abend als Museumsleiterin sowie die fotografische Expertise des Hochschuldozenten Michael Ebert. Schließlich galt es, ein großes Konvolut von Fotografien aus der Sammlung Elisabeth und Walter von Oettingens einzuordnen. Diese hatte das Mediziner-Paar während ihrer humanitären Hilfsaktion 1905 anlässlich des Russisch-Japanischen Krieges gemacht.

Das kunsthistorische Engagement floss schließlich in ein Projekt von visueller Dauer, nämlich in ein aufwendiges Buchprojekt. Für die Unterstützung bei der Realisierung ging Dank an den Rotary Club Hilden-Haan, den Museums- und Heimatverein Unser Hilden, die Stadt Hilden, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), dessen Vertreter zur Preisverleihung ebenso wie von Oettingen-Enkel Arved, anwesend waren.

In seiner Rede hob Volkmar Schön, seit 2006 Vize-Präsident des DRK und Autor des Buchkapitels „Die internationale Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes und seine Entwicklung in Deutschland bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts“, auf Idee, Anfänge und Entwicklung der Rot-Kreuz-Bewegung ab. „Männers, hört gut zu“, sagte er im lockeren Hanseaten-Schnack, als er die Frauen ins Zentrum der humanitären Hilfeleistung in Kriegszeiten rückte. Denn es waren überwiegend Frauen, die sich in Castiglione aufopferungsvoll um Verwundete der Schlacht von Solferino kümmerten, wo 1859 das blutigste Gemetzel der italienischen Einigungskriege mit mehr Opfern als bei Napoleons Niederlage in Waterloo stattgefunden hat.

Im Sinne von Henry Dunants Wahlspruch „Tutti Fratelli“ (Alle sind Brüder) kümmerten sich Frauen um Verwundete, ungeachtet deren Hautfarbe und Uniform. Der Name des Preises, mit dem das DRK Historie und Engagement ins öffentliche Bewusstsein rücken will, soll an die Kleinstadt Castiglione und ihre selbstlos helfenden Frauen erinnern. Die Kuratoren der Foto-Ausstellung haben ein bisher wenig erforschtes und beachtetes Thema am Beispiel von Elisabeth und Walter von Oettingen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in vier Kriegen für deutsche Rotkreuzvereine im Einsatz waren, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, erklärte die DRK-Jury ihr einhelliges Votum.

Den Geschichtspreis des DRK, der seit 2023 zweimal jährlich verliehen wird, versinnbildlicht eine Statue, die von dem Bildhauer Bruno Raetsch gestaltet wurde. Inspiriert von der Pietà, stellt sie eine Frau dar, die sich um einen verwundeten Soldaten kümmert und gleicht dem Denkmal „Alle Donne Eroiche“ (Den mutigen Frauen gewidmet) vor Ort.

Wesentliche Grundlage für Ausstellung und Buch war das Engagement von Hans Schadewaldt, Professor und von 1965 bis 1991 Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der in seiner Zeit als Lehrstuhlinhaber 645 Glasplattennegative von der Familie von Oettingen erwerben konnte. In den 1970er Jahren setzte er sich auch für ein neues medizinhistorisches Museum in Hilden ein, wurde daher zum Spiritus Rector des heutigen Wilhelm-Fabry-Museums.