Geistliches Wort für Hilden und Haan Mit Gott ist zu rechnen – beim Fischer Petrus wie in unserem eigenen Alltag

Haan/Hilden · Der Glaube ist manchmal wie ein leeres Fischernetz. Doch es gibt Wege aus der spirituellen Flaute.

Michael Ruland, Diakon der Katholischen Kirchengemeinde St. Jacobus Hilden und St. Chrysanthus und Daria Haan.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vielleicht kennen Sie die Geschichte vom Fischfang, als die Jünger nichts gefangen hatten und Jesus sie bittet, es noch einmal zu versuchen.

Petrus und seine Kollegen gehen ihrer Arbeit nach. Das mit Jesus war nur eine kurze Episode. Jetzt folgt wieder der Alltag und sie gehen fischen, denn das ist ihr Beruf. Aber sie kommen enttäuscht und bedrückt und sorgenvoll nach Hause. Sie haben hart gearbeitet, aber keinen Erfolg gehabt.

Wir kennen diese Situation sicher auch. Wie oft habe ich Zeit in meine Arbeit investiert und stand am Ende mit leeren Händen da. Wie oft habe ich mich bemüht, habe getan, was in meinen Kräften stand, aber mein Mühen zeigte keine Früchte, zum Beispiel im Beruf oder in der Familie. Auch im Glauben gibt es diese Erfahrung: eine spirituelle Flaute oder Trockenheit. Ich habe gebetet, rechtschaffen gelebt, bin auf meinen Nächsten zugegangen, habe mich um andere gekümmert und gesorgt und habe nichts in meinem eigenen Netz.

Auf sein Wort hin werden Petrus und seine Kollegen das Netz noch einmal auswerfen, obwohl es gegen jede Fischerberufserfahrung spricht. Aber sie vertrauen Jesus und haben Erfolg.

Es kommt jetzt nicht auf den großen Fischfang an, sondern darauf, dass Petrus auf das Wort Jesu vertraut. Im alten Gotteslob hieß es in einem Lied: „Auf dein Wort Herr, lass uns vertrauen, stärke unseren Glauben!“

Beim Nachdenken über diese Stelle aus dem Lukasevangelium kommt mir nach dieser Betrachtung die Erkenntnis: Mit Gott ist immer zu rechnen. Gott ist immer noch größer. Wir denken ihn uns viel zu klein. Mit Gott ist zu rechnen – in jeder Lebenslage. Auch wenn die Situation verfahren scheint und nach menschlichem Ermessen keine Aussicht auf Erfolg besteht – mit Gott ist zu rechnen. Selbst wenn vieles dagegenspricht und logische Argumente stärker sind, darf ich mit Gott rechnen. Ich kann etwas wagen gegen jede Vernunft: nicht im Sinne einer mathematischen Gleichung, die am Ende aufgeht. Ich kann Gott nicht ausrechnen oder gar für mich und meine Lebenspläne vereinnahmen. Oft stellt er die Verhältnisse und Erwartungen sogar auf den Kopf.

Mit Gott ist zu rechnen, wenn ich mich auf ihn einlasse, wenn ich mich, ähnlich vertrauend wie Petrus, seinem Wort überlasse. Vielleicht muss dieses Vertrauen in mir erst wachsen, damit ich wie Simon trotzdem aufbreche. Und doch spüre ich hin und wieder – auch und gerade im Alltag – eine Ahnung, welcher Reichtum mich erwartet, wenn ich mich Gott anvertraue; wie er mich überrascht.

Michael Ruland ist Diakon der Katholischen Kirchengemeinde St. Jacobus Hilden und St. Chrysanthus und Daria Haan.