Theodor-Heuss-Hauptschule: Eine Lehrerin wird Praktikantin
Kathleen Trier-Jeromin unterrichtet an der Heuss-Hauptschule — normalerweise. Derzeit packt sie jedoch bei 3M an.
Hilden. Dass Schüler ein Praktikum in einem Unternehmen machen, ist eine Selbstverständlichkeit. So, wie etwa auch bei der Westdeutschen Zeitung, wo regelmäßig Schüler ins Journalistenleben hineinschnuppern können. Dass aber gestandene Lehrer ein Praktikum absolvieren, ist eher die Seltenheit.
Nichts anderes machte zumindest am Mittwoch Kathleen Trier-Jeromin (40), Lehrerin der Theodor-Heuss-Hauptschule, die bei 3M an der Düsseldorfer Straße nicht nur einen Blick hinter die Kulissen warf, sondern in der Auszubildendenwerkstatt tatkräftig mit anpackte.
„Wenn schon Schüler ein Praktikum machen müssen, dann kann es nicht schaden, wenn Lehrer das auch tun“, sagte Peter Heinze, der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, die das Projekt Lehrer-Praktikum ausdrücklich unterstützt. „Auf diese Weise können die Pädagogen ihren Schülern andere Berufsbilder viel besser vermitteln.“
Das sieht auch Kathleen Trier-Jeromin so. Im „Job“ unterrichtet sie die neunte Klasse der Theodor-Heuss-Hauptschule in den Fächer Mathematik, Physik, Biologie, Chemie und Wirtschaft. Am Mittwoch beschäftigte sich die 40-Jährige stattdessen mit der Herstellung von Post-It-Haftmotiven (diese gelben, selbst klebenden Notizblätter), Scotch-Klebebändern und reflektierenden Spezialfolien für die Automobilindustrie. „Das heute ist nur ein kurzes Hineinschnuppern“, sagt die Lehrerin. „Aber es soll mehr daraus werden.“ So geht die 40-Jährige fest davon aus, „demnächst eine längere Praktikumszeit bei 3M zu absolvieren“.
„Es ist wichtig, junge Menschen auf das Berufsleben vorzubereiten“, sagte am Mittwoch 3M-Pressesprecher Manfred Kremer bei der Vorstellung des Projekts. „Von daher ist es wichtig, zu vermitteln: Wie tickt die Industrie? Und wer könnte das nach entsprechenden Erfahrungen besser als ein Pädagoge?“
„Ich finde es enorm wichtig, mal was anderes zu erleben und dieses Erlebte meinen Schülern zu vermitteln“, sagte Kathleen Trier-Jeromin. „Vor allem geht es mir darum, festzustellen, welche Voraussetzungen überhaupt nötig sind, um wie hier bei 3M eine Ausbildung zum Industriemechaniker, zum Produktionstechniker oder zur Fachkraft für Lager und Logistik zu machen.“
Eine Premiere war es für die Lehrerin übrigens nicht. Vor kurzem erst war die 40-Jährige im Seniorenzentrum am Erikaweg im Einsatz. „Diese Erfahrung war sehr wichtig“, sagte am Mittwoch Trier-Jeromin. „Dabei wurde mir deutlich vor Augen gehalten, wie wichtig und anspruchsvoll dieser Beruf der Altenpfleger ist.“