Verkehrsschilder in Haan Wenn Aufkleber zur Plage werden

Haan · Auch in der Gartenstadt wird im öffentlichen Raum inzwischen alles beklebt, was nicht niet- und nagelfest ist. Bei Verkehrsschildern kann das unter Umständen sogar gefährlich werden.

Betriebshofleiter Carsten Lehmann bekommt es in der Schilderwerkstatt immer wieder mal mit vollgeklebten Verkehrsschildern zu tun.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(Red) Auf deutschen Straßen herrscht Rechtsverkehr. Dieses Wissen hilft an der Ecke von Ellscheider Straße und Feldstraße, Fahrfehler zu vermeiden. Denn die beiden blauen Gebotsschilder auf der Verkehrsinsel helfen nicht weiter - vor lauter Aufklebern sind die Richtungspfeile nicht mehr zu erkennen. Carsten Lehmann kennt das Problem. Und der Leiter des Betriebshofes der Stadt Haan weiß auch, wo es besonders häufig auftritt: „An Schulwegen und da, wo viele Leute sich regelmäßig bewegen.“
Die Mitarbeiter des Bauhofes achten bei ihren Dienstfahrten auf derlei beschädigte Schilder. Wenn die Verkehrssicherheit durch ein beschädigtes oder fehlendes Schild gefährdet wird, wird schnell für Ersatz gesorgt. Allerdings: Die Stadt Haan ist nur für die Schilder an Gemeindestraßen zuständig. Um die Schilder an Kreisstraßen (wie der Ellscheider Straße), Landesstraßen oder Bundesstraßen müssen sich die jeweiligen Baulastträger kümmern - da kann es schonmal dauern, bis für Lesbarkeit oder Ersatz gesorgt ist.
Das Entfernen der Aufkleber von Schildern ist nicht unproblematisch. Je nach Klebstoff wird beim Abziehen die Reflektionsschicht des Schildes beschädigt. Der dadurch entstehende Schmutzschatten tagsüber wird in dunklen Stunden unter Scheinwerferbeleuchtung zum dunklen Fleck, der ein Schild zuweilen unlesbar macht. Gerade experimentiert der Betriebshof mit einem besonderen Spray, das allzu festes Anhaften von Aufklebern verhindern und damit die Haltbarkeit der Verkehrsschilder erhöhen soll.
Besonders verbreitet sind auf den Schildern Aufkleber von Fußballclubs. Oft dominiert in der Gartenstadt das Rot der Fortunen aus der Landeshauptstadt. Gerade tauchen vermehrt auch Aufkleber von Anhängern eines Fußballclubs aus Bremen auf, hat Carsten Lehmann beobachtet.
Wie viele Schilder in Haan an Masten oder Pfosten montiert sind - darüber gibt es keine Zahlen. Auch nicht darüber, wie viele Schilder pro Jahr getauscht werden müssen. Sicher ist nur: „Es sind einige hundert.“ Carsten Lehmann ermöglicht einen Blick ins Lager des Betriebshofes. Da stehen - säuberlich in Regalen aufgereiht - alle gängigen Schilder. Vom Halteverbot bis zur „Achtung, Ampel“, vom Einfahrt-verboten-Schild bis zum Vorfahrtsstraßen-Schild. „Da sind wir ganz gut ausgestattet“, merkt Carsten Lehmann an. Wenn der Vorrat zur Neige geht, wird nachbestellt. Spezialschilder (wie etwa Wegweiser) liegen nicht im Lager. Und für bestimmte Zwecke gibt es auch Blanko-Schilder, die dann mit Buchstaben oder Zeichen aus Plotter-Folien schnell selbst an den gewünschten Zweck angepasst werden können.
Es gibt auch keine Zahl über die Schadenshöhe, die Jahr für Jahr durch Aufkleber-Vandalismus entsteht. Die Haushaltsstelle für die Unterhaltung der Infrastruktur wäre auch keine Größe, weil darin von der Baustellenabsperrung bis zur Steckhülse eines Schilderpfostens alles enthalten ist. Aber: Ein Schild mit dem Doppelpfeil kostet gut 30 Euro plus Mehrwertsteuer. Bei mehreren hundert zu wechselnden Schildern im Jahr kommt da schon ein erklecklicher Betrag zusammen.
Manchmal ist es auch der Außendienst des Ordnungsamtes, der auf Schilder-Mängel hinweist: Wenn Aufkleber den Zweck des Schildes verstecken, könnte ein Verstoß nicht mehr geahndet werden. Die Verkehrsteilnehmer sind da recht einfallsreich. Lehmann erzählt, als an einer Straße ein aufgestelltes Halteverbotsschild mehrfach abgeschraubt und verschwunden sei, habe der Betriebshof bei der Neumontage die Halterung vernietet- da griff der uneinsichtige Bürger zur Plastiktüte und deckte das Halteverbot einfach ab.

(-dts peco)