Wenn die DNA-Fährte zu den sündigen Hundehaltern führt

Ärgern einen Hundehaufen, könnten künftig gespeicherte Hunde-Daten das Tier am Ende der Leine entlarven. Städte winken noch ab.

Foto: Busch

Hilden/Haan. Die „Tretminen“ lauern auf Grünflächen, an und auf Wegen. Die nicht in Kottüten eingesammelte Hinterlassenschaft von Hunden stinkt und es ist eklig, sie aus dem Schuhprofil zu kratzen oder vom Rad des Kinderwagens. Gerade auf Spielplätzen kommt noch die Gesundheitsgefährdung von Kindern hinzu. Auf Feldern kommen sie unserem Gemüse nahe oder verunreinigen Viehfutter.

Weil Appelle nicht fruchten und Vorschriften in Satzungen immer wieder ignoriert werden, könnte in Zukunft die Wissenschaft helfen, Sauberkeit und Ordnung zu verbessern. In einer Datenbank könnte die DNA aller Hunde gesammelt werden. Aus dem Hundekot ließe sich durch eine molekularbiologische Laborbestimmung die DNA des Hundes identifizieren und darüber der Besitzer ermitteln, der das „Häufchen“ nicht beseitigt hat.

Eine Firma, die Städten einen solchen Service bieten, sitzt in Burscheid und heißt bezeichnenderweise „Mistkäfer“. Dr. Andy Wegen und seine Ehefrau Marcella haben das Konzept ausgetüftelt und durchgerechnet. Für Haan mit rund 1860 registrierten Hunden würde das Basispaket netto 40,50 Euro, für Hilden (2940 Hunde) 38,59 Euro je Hund und Jahr kosten. Enthalten darin sind Registrierung der Hunde durch Maulabstrich, Aufbau und Pflege der Datenbank, Analyse von 780 (Haan) bzw. 1100 (Hilden) Kothaufen jährlich, der Abgleich der Daten und Rückmeldung an das jeweilige Ordnungsamt und die automatische Versorgung mit Material für Probennahmen. Dazu gäbe es die Option des Unternehmens, Abstrich und Probennahme durch „Mistkäfer“-Mitarbeiter zu übernehmen. Aber gibt es in den Städten überhaupt Interesse? Bislang ist das Unternehmen „Mistkäfer“ bei Kommunen noch nicht zum Zuge gekommen. Familie Wegen, hoffen aber auf eine Wende.

Vertreter der Ordnungsämter klingen da sehr skeptisch. Rainer Skroblies, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes Haan, hält den Einsatz von Gentechnik für „übertrieben und unangemessen“. Auch Michael Siebert, Leiter des Hildener Ordnungsamtes und selbst Hundehalter, weist auf die Verhältnismäßigkeit hin. „Ein Hundehaufen ist ekelhaft — aber keine Gefahrenlage!“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass für eine solche Datenbank-Methode Gesetze geändert werden. Ohne neue Bestimmungen aber könnte Hundehalter nicht die Abgabe einer Hunde-DNA aufgegeben werden.

Martin Lehrer, Sprecher des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen, erklärte, die Hundesteuer sei eine Aufwandsteuer, die dazu diene, den Hundebestand im Rahmen zu halten. Es sei keine Abgabe, um Kosten für einen Reinigungsaufwand zu decken. „Es könnte wahnsinnig aufwendig sein, die mit einem Pflicht-DNA-Test für Hunde verbundenen rechtlichen Fragen klären zu lassen“, meinte Lehrer. Andy Wegen, promovierter Biochemiker und Führungskraft bei Qiagen in Hilden, weiß um die rechtliche Vorsicht der deutschen Städte. Er weiß von ähnlichen Verfahren, die in Neapel regulär angewandt werden. Auch in London starte demnächst ein Versuch.

In Amerika habe das DNA-Instrument dazu geführt, dass das Hundekot-Problem weitgehend gelöst ist. Städte haben aber nicht nur rechtliche Bedenken. Auch an der praktischen Umsetzbarkeit der DNA-Recherche. Die Kosten ließen sich nämlich kaum auf die ertappten Hundehalter abwälzen.