Wohin mit den Haaner Akten?
Das Stadtarchiv Haan leidet unter akutem Platzmangel. Ein Teil der Dokumente lagert unter dem Hallenbad. Ein Ort, der völlig ungeeignet ist.
Haan. Sackkarre schnappen, durch die Rathausflure schieben, runter auf die Straße und dann unters Hallenbad in den Keller. Akten raussuchen, auf der Karre verstauen und den gleichen Weg wieder zurück: Für Stadtarchivarin Birgit Markley gehört das zum Arbeitsalltag — und das nun schon seit Jahrzehnten. Ein paar hundert Kilometer dürften so schon zusammengekommen sein und beinahe hätten es noch deutlich mehr werden können.
Denn weil es unter der Sauna zuweilen durch die Decke in den Keller tropft, hätten einige der Archivarien aus dem Hallenbadkeller in das ehemalige Rockwell-Gebäude in Gruiten umziehen sollen. Das scheint nun wieder vom Tisch zu sein, nachdem über den Rathaus-Neubau nachgedacht wird. „Dabei denken wir das Stadtarchiv natürlich mit“, sagt die Sprecherin der Stadt, Sonja Kunders.
Bevor dort jedoch die sprichwörtlichen Nägel mit Köpfen gemacht werden, kann es noch dauern. Und man hätte ohnehin überlegen müssen, wie der Stadtarchivarin auch noch dieser Weg hätte zugemutet werden sollen. Üblicherweise warten die Besucher des Archivs, bis Birgit Markley mit den gewünschten Akten vom Hallenbadkeller zurück ist. Und dann noch mal eben zu Rockwell fahren? Mit welchem Auto überhaupt?
Fragen über Fragen, die man sich nun vielleicht nicht mehr stellen muss. Eine Frage allerdings bleibt: Wie soll künftig verhindert werden, dass sich die Archivmaterialen unter der tropfenden Sauna langsam in Feuchtigkeit auflösen? Immerhin hat es in der Vergangenheit schon Schäden gegeben, und gerade in Archiven ist Feuchtigkeit ein absolutes Tabu.
Bislang gibt es auf diese Frage nur eine Antwort. „Ich muss demnächst so einiges umorganisieren“, sagt Birgit Markley, wie sie dem tropfenden Unheil beikommen will. Im Klartext heißt das, einen riesigen Aktenberg von A nach B zu transportieren. Auch wenn es nur ins Regal nebenan wäre, muss jeder Ordner und jeder Karton angefasst werden. „Wenn ich Hilfe bekomme, könnte es schnell gehen. Dann dauert es vielleicht drei Wochen“, hofft die Archivarin auf Unterstützung. Insgesamt 900 Regalmeter gibt es unter dem Hallenbad, ein Teil davon wurde abgedeckt und so gegen Nässe geschützt.
Noch sind 300 Meter in den Regalen frei, wovon 200 Meter offenbar einer Tropfsteinhöhle gleichen und gänzlich ungenutzt sind. Die restlichen 100 Regalmeter dürften bald schon voll sein, weil ständig neue Akten aus dem Verwaltungsbestand hinzukommen.
Bei einigen ist klar, dass sie jenseits der regulären Aufbewahrungsfrist ins Stadtarchiv wandern. Dazu gehören unter anderem Geburts- und Sterberegister oder auch die Ratsprotokolle. Andere Mitschriften hingegen werden vorab begutachtet, um zu entscheiden, ob sie zu dem gehören sollen, was beim Blick in die Stadtgeschichte auch in Jahrzehnten noch gefunden werden soll. „Das ist oft eine schwierige Entscheidung“, weiß die Stadtarchivarin. Bleibt nur zu hoffen, dass sie unbeeinflusst von den Platzproblemen im Stadtarchiv gefällt werden kann.