Arvato: Ein Sozialplan kommt

Vielen Mitarbeitern droht die Arbeitslosigkeit. Jetzt gibt es einen kleinen Lichtblick.

Arvato: Ein Sozialplan kommt
Foto: Matzerath

Monheim. „Ich habe den Laden mitaufgebaut“, schimpft Johanna P. (37). Sie ist Teamleiterin bei der Logistikfirma Arvato und weiß nicht, wie ihre Zukunft aussehen wird. Seit 17 Jahren arbeitet sie am Kielsgraben 10. Als Bertelsmann die Lagerhallen 2006 von der BO Cosmetic Vertriebs GmbH übernommen hat, war sie dort schon beschäftigt. Jetzt gibt Bertelsmann den Standort auf. Schluss ist Ende Februar. „Ich habe schulpflichtige Kinder. Meine Eltern müssen gepflegt werden und das Haus in Monheim ist auch noch nicht bezahlt“, sagt sie. Die angebotene Alternative, in Düren zu arbeiten, kommt für sie nicht infrage. „Das ist 60 Kilometer entfernt und ich habe keinen Führerschein.“

Die neuen Verträge, die angeboten werden, setzen eine gewisse Qualifizierung voraus. Die wenigsten der insgesamt knapp 120 Mitarbeiter können dies erfüllen. „Es gibt ungelernte Mitarbeiter oder Fachfremde. Ausgebildete Logistiker sind in der Belegschaft kaum zu finden. Das Unternehmen hat nicht in den Standort investiert“, sagt Gewerkschaftssekretär Manuel Bloemers (IG BCE). „Weder in die Gebäude, noch in die Mitarbeiter.“ Seine Gewerkschaft setzt sich deshalb dafür ein, dass eine Transfergesellschaft gegründet wird, in der die Mitarbeiter qualifiziert werden. „Außerdem fordern wir eine finanzielle Unterstützung für diejenigen, die sich jetzt zum Beispiel ein Auto kaufen müssen, um die Strecke nach Düren oder in ein anderes Werk zu bewältigen.“

Es ist schon die zweite Sitzung der Einigungsstelle. Freie Verhandlungen, so der Gewerkschaftssekretär, hätten kein Ergebnis gebracht. Auch die erste Runde der Einigung mit Gewerkschaft, Arbeitgebervertretern und Arbeitsrichter sei ergebnislos verlaufen. Prinzipiell gehe es der Arvato GmbH, einer 100-prozentigen Bertelsmann-Tochter, gut. Der Standort Monheim ist aus Unternehmenssicht nicht mehr rentabel. „Einige Kunden sind abgesprungen“, so hatte Arvato-Sprecher Matthias Wulff die Schließung begründet. Auch gibt es keine Erweiterungsmöglichkeiten. „Es ist nach alternativen Standorten etwa in Langenfeld oder dem benachbarten Reisholz gesucht worden“, berichtet der Technische Leiter von Arvato, Thomas Sundermeier (54), der sieben Jahre lang am Kielsgraben gearbeitet hat. „Eigentlich ist die Anbindung des Standorts in Monheim perfekt“, findet er.

1465 Arbeitslose gibt es aktuell in Monheim. Im nächsten Jahr werden möglicherweise einige dazu kommen. Nicht alle Arvato-Mitarbeiter kommen jedoch aus der Stadt am Rhein. „Wir kommen aus Wuppertal, Hilden oder auch dem Düsseldorfer Süden“, sagen sie.

Stefanie B. (45) aus Monheim, die seit sieben Jahren bei Arvato arbeitet, wird sich eine neue Stelle suchen müssen. Sie arbeitet als Verpackerin, hat drei Kinder. Einen Änderungsvertrag mit Arvato will sie nicht akzeptieren. „Das Vertrauensverhältnis ist hin“, sagt sie. Das Unternehmen habe viel zu spät informiert. Dennoch: Nach zähen Verhandlungen hat sich gestern Abend abgezeichnet, dass sowohl ein Sozialplan ausgehandelt ist als auch eine Transfergesellschaft gegründet werden soll. Einzelheiten wollte der Gewerkschaftssekretär vor dem endgültigen Abschluss noch nicht nennen, zeigte sich aber zuversichtlich.

In Monheim ist die Nachricht von der Schließung der Logistikfirma bei Werner Goller von der SPD angekommen. „Wir betrachten es mit größter Sorge“, kommentiert er die Information, die ihn über den Landtag erreicht hat. Etwa 11 000 Quadratmeter Hallenfläche stehen ab Februar am Kielsgraben wieder zur Disposition, direkt hinter einer Halle von Hammesfahr. Die Lagerhallen und Büros hat Arvato vom Immobilienunternehmen German Properties gemietet.