Ein Atlas erzählt die Geschichte der Stadt
Im Ratssaal hat das LVR-Institut für Landeskunde die Monheimer Folge des „Rheinischen Städteatlas“ vorgelegt. Auf 24 Textseiten, in Karten und Luftbildern wird Historie lebendig.
Monheim. Das Format erinnert an die riesigen Folianten in alten Bibliotheken. Recht so. Denn die Nummer 101 des „Rheinischen Städteatlas“ ist ganz große Geschichte. DIN A3, ausgeklappt mitunter sogar in DIN A2 — das ist gewissermaßen Cinemascope für Heimatbegeisterte. Auf 24 Textseiten enthält das Werk eine Fülle von Informationen über Monheim und seine Geschichte, hinzu kommen 14 überwiegend historische Karten und Luftbildaufnahmen. In einer Feierstunde im Ratssaal nahm Bürgermeister Daniel Zimmermann jetzt das erste Exemplar des vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte herausgegebenen Werks entgegen.
Der Rheinische Städteatlas ist ein Langzeitprojekt. Seit 1972 wird an ihm gearbeitet. Die Nummer 101 über Monheim bedeutet ungefähr Halbzeit — insgesamt sollen knapp 200 Orte zwischen Ijssel und Mosel, die bis 1961 zur Stadt oder Freiheit erhoben wurden — historisch kartografiert werden. Die Systematik ist streng einheitlich. Ob Punkt I/9 Flurnamen, III/7 Wehrwesen (Schützen) oder V/4 Gewerbe und Industrie — der Leser findet sie in sämtlichen Nummern. Eine Gliederung, die nicht nur Daniel Zimmermann Respekt abverlangt: Diese „Akribie und Sorgfalt“ hätten ihn beeindruckt, sagte der Bürgermeister. So habe Elfi Pracht-Jörns, die Bearbeiterin der Monheimer Folge, allein im Stadtarchiv 14 ganze Tage verbracht. Zudem suchte die freiberufliche Historikerin aus Brühl für den Auftrag wiederholt das Pfarrarchiv von St. Gereon sowie das Landesarchiv NRW auf.
Was hat die 61-Jährige zusammengetragen? Zum Beispiel fast drei dutzend Namenbelege für Monheim: von „Munheim“ 1150 über „Monne[m]“ 1362 und „Monnheim“ 1776 bis „Monheim am Rhein“ 1994. Oder dass sich Vikar Engels 1785 beschwerte, dass drei katholische Familien ihre Kinder in die reformierte Schule schickten, und die Eltern darauf erklärten, „die Kinder lernten beim Reformierten Schulmeister in einem halben Jahr mehr, als in der katholischen Schul binnen eines gantzen Jahr“. Oder dass es laut Berufs- und Gewerbetabelle 1849 in der Bürgermeisterei Monheim unter anderem 12 Barbiere, 20 Korbwarenmacher und 21 Schankwirte gab.
Im Ratssaal lieferte die promovierte Historikerin einen kurzen Abriss über die Stadtgeschichte, von der „Keimzelle“ Monheims, dem 1157 erstmals bezeugten Fronhofs des Kölner Stifts St. Gereon, bis zur „erfolgreichen Modernisierung“ der Wirtschaft auf dem ehemaligen Raffineriegelände, heute Rheinpark. In der Frage, ob Monheim eine Stadtmauer umgab, stützt Pracht-Jörns das „Nein“ der Altstadtkeller-Forscherin Maren Lüpnitz (Technische Hochschule Dortmund): „Es werden immer nur (Schelmen-)Turm und Graben erwähnt, von einer Mauerbefestigung ist nie die Rede.“ Zwar sei der Schelmenturm im Städtevergleich eine „große Nummer“. Doch „vielleicht war es ja so, dass der Turm als Teil einer größeren Befestigungsanlage geplant war, die nicht realisiert worden ist.“
Der Kartenteil glänzt durch hochwertige Drucke etwa der Rheinstromkarte 1776 von Wasserbaumeister Bilgen. Manch ein Monheimer dürfte sich einzelne Karten rahmen lassen — und damit bestätigen, was LVR-Institutschef Eckhard Bolenz feststellte: Der Städteatlas liefere einen „wertvollen Beitrag“ dazu, dass sich Rheinländer mit ihrer Heimat identifizieren. Für den Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann kommt die Nummer 101 zum „perfekten Zeitpunkt“: Ob geplantes Altstadt-Denkmal, vierbändige Stadtchronik oder die „MonChronik“ als dezentrales Stadtmuseum — Monheim beschäftige sich intensiv mit seiner Geschichte. „Da fügt sich der Städteatlas wunderbar ein.“