Grundschüler bekommen Fahrstunden von der Polizei
Die Beamten üben mit den Kindern das richtige Verhalten im Straßenverkehr.
Schulterblick, Handzeichen geben und dann nach links abbiegen: Viele Grundschüler schaffen es nicht, sich sicher im Straßenverkehr fortzubewegen. „Voll tauglich sind Kinder dafür eigentlich auch erst mit 14 Jahren“, sagt der Verkehrssicherheitsberater Reimar Giesen. Er bereitet die Langenfelder Viertklässler auf die Fahrradprüfung vor. „Bei Jüngeren ist die Reaktionsfähigkeit noch nicht voll ausgebildet.“ Im Alter von zehn Jahren könnten Kinder Entfernungen und Geschwindigkeiten kaum richtig einschätzen. Das Gefahrenbewusstsein sei erst bei Zwölfjährigen komplett vorhanden. Diese Fähigkeiten müssten immer wieder trainiert werden, zunächst auf ruhigen Wohnstraßen, später auch auf stärker befahrenen Strecken.
„Das soziale Umfeld spielt ebenfalls eine große Rolle“, ergänzt Hauptkommissarin Ilka Steffens, die die Monheimer Schüler fit macht. Es gebe natürlich Problemviertel, in denen die Familien andere Prioritäten setzen und kaum am Wochenende gemeinsam mit ihren Kindern Radfahren würden.
Zum Trainingsauftakt für diese Saison traten jetzt 29 Schüler der Monheimer Leo-Leonnie-Schule auf dem Pausenhof an. Sie hatten bereits zuvor im Sportunterricht geübt. Nur zwei Kinder waren ohne eigenes Rad gekommen und durften Leihräder der Schule benutzen. Till (10) zeigte stolz den Aufkleber, der bedeutet, dass er den Check bestanden hat. Ilka Steffens hatte zuvor die Räder der Kinder auf ihre Verkehrssicherheit kontrolliert und bei ihm keine Mängel entdeckt. Bei Sofie (10) fehlten hingegen die Katzenaugen, und Rahmans (11) Rad verfügte über keine Beleuchtung. Das sei im Dunkeln sehr gefährlich, verwarnt ihn die Beamtin. Dann stiegen die Kinder auf den Sattel. „Schulterblick nicht vergessen“, ruft Klassenlehrerin Sara Eisner ihnen noch zu. Nur bei etwa drei Viertel ihrer Schützlinge hat die Pädagogin das Gefühl, sie seien schon sicher unterwegs.
„Man sieht sofort, welches Kind schon Erfahrung mitbringt“, sagt Experte Reimar Giesen. Es sei jedoch nicht die Aufgabe der Lehrer und Polizeibeamten, den Kindern die Grundkenntnisse zu vermitteln. Dabei können diese lebenswichtig sein: In Monheim verunglückten 2014 sieben Kinder mit dem Fahrrad (insgesamt 15 Verkehrsunfälle mit Kindern). In Langenfeld waren es im selben Zeitraum zwölf Mädchen und Jungen (insgesamt 28 Verkehrsunfälle mit Kindern). „Ich wünsche mir, dass die Zahl auf Null sinkt“, sagt Ilka Steffens.
Valdon und Maurice (beide 10) macht das Radfahren keine Probleme und außerdem viel Spaß. „Seitdem ich drei Jahre alt bin, fahre ich Rad. Ich bin viel am Rhein unterwegs“, sagt Maurice. Valdon schwingt sich immer auf den Drahtesel, wenn er zum Fußballtraining muss. Bis zu den Sommerferien werden fast alle Viertklässler in Langenfeld und Monheim in Theorie und Praxis geprüft (siehe Info-Box). „Die Schulen müssen sich dafür bei uns anmelden“, sagt Giesen.