Langenfeld Ein Spielplatz als Sehnsuchtsort

Langenfeld. · Die Familien in der Nachbarschaft hätten sich eine schnellere Öffnung gewünscht. Die Stadt sagt, sie habe so zügig wie möglich gearbeitet.

Meral Aidogan steht mit ihren Kindern vor dem Spielplatz an der Dorothee-Erxleben-Straße.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Stellen Sie sich vor, sie sind viel beschäftigte Ärztin im Notdienst wie Miral Aydogan, haben drei kleine Kinder und einen hübschen Spielplatz vor der Haustür, der aber für Wochen dicht ist. Erst ist Corona Schuld – nachvollziehbar. Dann nach dem 7. Mai, als die Spielplätze in NRW eigentlich wieder genutzt werden dürfen, beginnt der Aufbau eines Klettergerüstes, der fast vier Wochen in Anspruch nimmt. Danach ist der Spielplatz an der Dorothea-Erxleben-Straße einen Tag geöffnet und wieder gesperrt. Niemand weiß warum. Die 25 Jungen und Mädchen, die sich laut der Anwohner sonst auf dem Platz inmitten der Wohnsiedlung vergnügen, stehen im wahrsten Sinn des Wortes auf der Straße, haben Langeweile und sind laut der Eltern noch durch den Zielverkehr wie den Postanlieferer gefährdet.

Jetzt hatten die Anlieger nach vier Wochen die Nase voll. Gemeinsam stehen Annette Stiller, Mutter von einem zwölf- und einem siebenjährigen Kind, Jennifer Hippen, Mutter von einem Fünfjährigen und einem Säugling, sowie Miral Aydogan am Mittwoch vor dem verbarrikadierten Terrain und verstehen die Welt nicht. Doris und Manfred Wachendorf sind zwar im Großeltern-Alter, haben sich aber aus Solidarität dazu gesellt. „Uns tun die Kinder leid, die aus lauter Langeweile schon in den Baumscheiben rumbuddeln“, sagt Doris Wachendorf.

Am Donnerstag wurde der Spielplatz nun endlich für die Kleinen wieder geöffnet. Die Anwohner fragen sich jetzt noch, warum der Bau des Gerüstes nicht während der Corona-Schließung stattfand. „Wir haben in Langenfeld 146 öffentliche Spielplätze, ohne die vor Kitas und Schulen“, sagt Betriebshofleiter Bastian Steinbacher. „Wir haben die ganze Schließungszeit über Sand und Fallschutzmaterial ausgetauscht. An der Dorothea-Erxleben-Straße wurde ein komplettes Gerüst neu aufgebaut. Es musste einbetoniert werden, Fallschutzmaterial wurde ausgelegt. Dafür sind vier Wochen nicht zu lang. Unsere Mitarbeiter haben gute Arbeit geleistet.“

Doch ein weiteres Problem verzögert die Öffnung: Als das attraktive Holzgerüst endlich steht, ist der Spielplatz tatsächlich einen halben Tag für die Kinder da, ehe wieder Flatterband gespannt wird. Nachfragen vor Ort ergeben: Die große Blutbuche auf dem Spielplatz ist nicht ganz gesund. Doch wieder geschieht ein paar Tage nichts, bemängeln die Eltern. Aydogan wendet sich am Mittwoch an Bürgermeister Frank Schneider. Danach geht alles ganz schnell. In der Tat mussten erst einige tote Äste aus der Krone des Baumes geschnitten werden, die die Kinder hätten gefährden ­können.

Zum Schluss noch der Eichenprozessionsspinner

Seit Donnerstag ist der Spielplatz endgültig geöffnet. „Das sei so vorgesehen gewesen“, versichert Steinbacher. Die dafür zuständigen Gärtner hätten sich allerdings erst um den Eichenprozessionsspinner kümmern müssen. „Ich verstehe, dass in diesen Corona-Zeiten ein geschlossener Spielplatz für die Eltern eine Belastung ist. Ich habe selbst kleine Kinder. Aber wir haben schnell und zügig gearbeitet.“

Ein bisschen Sorge macht Miral Aydogan und den anderen Müttern jetzt noch die vermeintliche Instabilität des neuen Klettergerüstes, das in Beton gegossen wurde. Ein kleiner Junge steigt flugs über die Barrikaden und erklimmt das Bauwerk. Als er ein bisschen an den Pfeilern wackelt, schwankt das Holzschiff. „Wir hoffen, das muss so sein. Und unser Spielplatz ist morgen nicht wieder dicht“, sagt Miral Aydogan. Steinbacher nimmt die Angst: „Das Gerüst ist vier Meter hoch. Da kann es schon einmal ein bisschen schwanken. Das ist normal. Gestern wurde es von unserer Fachabteilung abgenommen. Alles ist in Ordnung.“