Hilden: „Er hätte das nie gemacht“
Nachgefragt: Die WZ sprach mit der Klasse des Schülers, der am Mittwoch von der Polizei wegen einer Mord-Drohung verhört wurde.
Hilden. M. hat die Wilhelmine-Fliedner-Realschule verlassen. Nachdem er am vergangenen Mittwoch wegen einer angeblichen Mord-Drohung von der Polizei abgeführt und verhört wurde, geht er auf eigenen Wunsch und mit Unterstützung der Schulleitung. "Wir mussten den Schüler schützen", begründet Schulleiter Otmar Scholl den Schulwechsel, um dem 15-Jährigen einen Spießrutenlauf zu ersparen. Denn an seiner alten Schule spricht mittlerweile jeder über den Vorfall. Nach den Sommerferien wird er eine Schule außerhalb Hildens besuchen.
Auch in seiner ehemaligen Klasse wird darüber diskutiert - teilweise sehr kontrovers. Die WZ sprach am Freitag mit seinen Mitschülern, die sich zumindest in einem Punkt einig sind: "Er ist kein Mensch, der so etwas machen würde", sagt Eileen. Auch für Julia passt M. nicht in ihr Bild von einem Amokläufer. Er sei weder in sich gekehrt, noch habe er sich zurückgezogen. Ein einfacher Schüler sei M. allerdings auch nicht. "Sehr impulsiv", beschreibt ihn Lisa, nicht bei allen Mitschülern beliebt.
Deshalb vermutet Nils eher einen persönlichen Racheakt der Mitschüler, durch deren Diskussion im Internet eine Mutter auf die Drohung aufmerksam wurde. Mit dieser Vermutung stößt er bei Timo auf Widerspruch: "Damit hat er schon eine Straftat begangen. Es war richtig, zur Polizei zu gehen." Dem stimmt Julia zu: "Ein Risiko war da. Damit macht man keine Scherze."
Das von Julia angesprochene Risiko ist die theoretisch vorhandene Möglichkeit, die M. hatte, in den Besitz einer Waffe seines Großvaters zu gelangen. "Deshalb musste die Polizei handeln", sagt Viktoria. Das habe ihnen auch der Beamte zu erklären versucht, der den Schülern am Donnerstag das Vorgehen der Polizei erklärte und für Fragen zur Verfügung stand.
"Die Polizei musste prüfen, ob er Zugang zu Waffen hat", ist Jan überzeugt. Nils hingegen hält das Vorgehen für "total übertrieben". Schließlich sei auch die Polizei zu der Einsicht gelangt, dass von M. wohl keine Gefahr ausgehe. Ernst nehmen müsse man das Thema Amoklauf zwar, räumt Nils ein, aber in diesem Fall sei es übertrieben gewesen.
"Es wird zu stark aufgepasst", sagt Kim. Sie war - wie ihre Mitschüler auch - nach dem Amoklauf vor 100 Tagen in Winnenden "geschockt" und habe sich gefragt, ob das auch an ihrer Schule passieren könne. Trotzdem dürften die daraufhin entwickelten Leitlinien mit Handlungsanweisungen für die Schulen nicht zu einem Automatismus führen. Schließlich hätten auch andere Mitschüler schon im Affekt manch eine nicht ernst gemeinte Drohung ausgesprochen. Sie hatten allerdings nicht einmal theoretisch die Möglichkeit, sich eine Waffe zu besorgen.